Hello Darkness My Old Friend
Adventure Race again! The girls’ team strikes back. Read more in German.
Warum ich nie wieder am Adventure Race teilnehmen möchte: man muss absurd früh aufstehen. Diesmal: Morgenbriefing um halb acht, davor Startunterlagen abholen, davor nach Tautenburg radeln, weil die Kackstraße just gesperrt ist, also vor sieben den Zug besteigen, also vor sechs aufstehen, Brötchen aufbacken und Kaffee schlürfen. Funktioniert alles im Zombiemodus, und tatsächlich sind Mädchenteam und Jungsteam pünktlich in Tautenburg am Start.
Wir starten halb neun mit einem kleinen Aufwärmjogg um Tautenburg, bei dem ich gleich mal auf kurze Bekleidung und Wandermodus wechsle. Da auch der Vorabend eher chaotisch ablief, sich drei der vier Beteiligten (u.a. ich) gegen zehn überlegten, noch Dinge an ihren Rädern richten zu müssen und dann kopflos Zeug zusammenpackten, hab ich erstmals keinen Hungerkuchen zum Rennen. Die Schlappheit meiner Beine liegt natürlich nur daran und hat bestimmt nichts damit zu tun, dass ich in den letzten drei Monaten ganze zwei Mal joggen war.
Danach dürfen wir aufs Rad – hochmotiviert, die Woche in Franken war wirklich erstklassiges Mentaltraining, hier ist alles so fahrbar. Wir überholen am Berg und im weichen Schotter erste Jungsteams, was sind wir fit. Hoffentlich so fit, dass wir dieser Frau mit der Feldwebelstimme noch entkommen, die brüllt doch so bisschen anstrengend den Wald zusammen, aber vielleicht ist ihr Teampartner ja schwerhörig. Kleiner Panikmoment an der Abfahrt, Undine ist hinter mir abhanden gekommen, also nochmal hoch, aber sie hat nur ihre verlorene Startnummer eingesammelt, alles ok.
Selbst der Orientierungslauf wird diesmal bisschen fies, denn es geht senkrecht hinauf aufs Wöllmisseplateau, und senkrecht wieder runter. Undine plant perfekt und läuft hier auch bereitwillig die Zusatzschleifen zum Posten, ich bin sehr dankbar, denn mein Knie wird gefühlt immer dicker und meine Waden fühlen sich an wie Betonpfeiler, hier geht nix mehr.
Zum Glück folgt Entspannung für die Beine, bisschen Dödelei auf dem Rad Richtung Porstendorf, dann ins Boot (natürlich ein blöder Kanadier). Die Saale hat Strömung, schon der erste Posten ist ein wenig interessant, und alle entgegenkommenden Teams, die wir fragen, ob’s zum zweiten Posten noch weit ist, sagen gequält “Ja!!” und deuten an, dass wir mit dem schlimmsten rechnen sollen. Konkret: die Saale wird so flach und strömt so stark, dass wir mit paddeln nicht mehr vorwärts kommen, also aussteigen und zu Fuß das Boot weiterziehen, das ist nicht so besonders warm, aber funktioniert wenigstens. Nach viel zu langer Wanderung sehen wir einen roten Plups am Ufer leuchten, hoffen mal, dass das die Boje ist, und wandern da also hin. Ziel erreicht? Zumindest die Rückfahrt war ausnehmend entspannend.
Dann wieder aufs Rad, Füße wärmen und neue Wege kennenlernen, nördlich von Neuengönna hab ich nämlich dann auch keine Ahnung mehr, das war spannend. Wir treten immer noch halbwegs entspannt den Berg hoch. Oder ist die Entspannung nur Müdigkeit? Vor Dorndorf werde ich fast von einem fremden Fahrer umgemäht, bin aber schon viel zu breit, um daraufhin Adrenalin auszuschütten. Energie sparen für die letzten Berge! (1300Hm allein auf dem Rad heute, yay.)
Vorm Laserschießen gibt man uns freundlicherweise eine Warte- und Fresspause, ich vernichte fast vollständig die gefüllten Lebkuchen, die heute den Hungerkuchen ersetzen müssen. Die bringen auch Superkräfte – beim Schießen treffen wir heut beide überdurchschnittlich viel. Dafür wissen wir beide, dass wir beim Laufen nichts mehr reißen werden: nochmal 15km zum Abschluss, mit kleiner Klettereinlage. Meine Beine sind unbrauchbar und es ist Wandermodus angesagt. Immerhin Klettern geht noch, wir müssen beide an einem Baum mit Klettergriffen hochsteigen und über eine Slackline drüberhangeln, ich hatte das ganz problemlos in Erinnerung und melde mich also freiwillig für die lange Slackline, an der ich immerhin nicht abstürze und mir keine erheblichen Verletzungen zuziehe, voller Erfolg.
Also hochmotiviert weiter zum letzten Jogg, wobei, da ist ja diese komische Zielzeit, und die werden wir voraussichtlich reißen, wenn wir alles mitnehmen – ein Novum für Jena. Es war keine sinnvolle Aussage zu kriegen, wie Zeitüberschreitungen geahndet werden, also vermutlich gar nicht, aber wir beschließen, vorbildlich pünktlich zu sein und die letzten beiden optionalen Posten auszulassen, denn zufällig sind wir auch ganz schön im Arsch und haben gar nichts dagegen, die Strecke um 2km und so einige Höhenmeter zu verkürzen. Viel Rumgesuche im Dämmerlicht, Phantasien von Apfelmus und Frittierfett, krampfende Schenkel und etwas Nieselregen am Schluss, dann kommen wir in der Finsternis und völlig kaputt kurz vor acht ins Ziel, das war endlich mal wieder ein Jenaer Adventure Race, wie ich mir das vorstelle. Wir kommen wieder. Bestimmt.
Fotos: Undine/BIKE POINT JENA
Respekt zum Durchstehen dieses Abenteuers! Und dabei noch ganz locker flockig den ersten Platz unter den Mädel-Teams eingeheimst, war doch entspannt! ;-)