And all the air is filled with pleasant noise of waters.

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How ever did you come to be here?

Ist ja gut und wichtig, auch immer mal die völlig absurden Schnapsideen umzusetzen: ach, diesjahr gibt’s endlich wieder einen Thüringer 24h-OL? Das ist ja schön. Ja, und joggen waren wir alle diesjahr auch schonmal – da könnten wir doch ne Mannschaft machen? (Ein letzter Rest von Realismus: eine vierköpfige 12-Stunden-Staffel, nicht ganz das volle Programm.)

Wir sind auf jeden Fall sowohl das ambitions- (“Heute mach ich so viel OL wie in den letzten fünf Jahren in Summe!”) als auch planloseste Team, bis zum Start werden noch Strecken ausgewürfelt und ich kann auch nicht rekostruieren, wie ich am Ende die Mottostrecke “Sichten und Sitze” (TH4) gefangen habe – wenig Höhenmeter hatte ich mir gewünscht, wenig Posten hab ich bekommen, Martin war glaub ich der Meinung, ich könne ja laufen und da müsse man laufen. Tatsächlich kann man das hier komplett auf Weg zurücklegen, meine eine Gebüschquerung dient mehr dem guten Gefühl als der Verbesserung der Gesamtzeit, die Posten hängen easy und die Beine sind willig, das lief also gar nicht mal schlecht und katapultierte mich direkt in leichte Selbstüberschätzung.

Da wir weiters mit unseren vier naturwissenschaftlich diplomierten Hirnen ermitteln können, dass 4 x 4 > 12, sehen wir recht zeitig (und rechtzeitig) ein, dass wir wohl nicht drumrum kommen, auch die schweren Bahnen zu laufen, und Selbstüberschätzung ahoi, immer her damit, ich nehm gleich mal die mit den tausend (also 15) Posten (H3), solang mein Hirn noch frisch ist. Letzterer Fakt ist in der Praxis aber zweifelhaft, denn ich kann mich nicht erinnern, wann ich auf gut 3km OL mal soviel Mist gebaut hab. Mit dieser Serie von Irrungen und Wirrungen erziele ich dann auch gleich die längste Bahnlaufzeit unseres Teams heute.

Ok, Selbstbild korrigieren, ich kann also offenbar doch nicht orientieren, bitte gebt mir was einfaches. Dafür hab ich, abgesehen von allgemeiner Verbrauchtheit, aber noch keine Knie- oder sonstigen Schmerzen, also nehm ich auch gern was einfaches längeres: die E6 bitte, 4,6km mit mutmaßlich simplen Posten. Das passt soweit, die Beine lassen zwar schon merklich nach und die Laufpassagen muss ich bisschen watscheln, aber der Wald sieht genau so aus, wie ich ihn mir nach Sichtung der Karte vorgestellt hab, und die Posten hängen da, wo ich sie erwarte, das ist doch sehr schön so.

Zurück am Wechsel bin ich allerdings bleiern müde, falle auf den Rasen und fühl mich wie ein gestrandeter Wal, mit diesen Beinen soll ich nochmal laufen?! Ich bekomme dann die allerkürzeste Strecke (E1) zum Abschluss, nochmal 2km mehr wandern als joggen, immerhin auch völlig auf Autopilot, denn inzwischen führen zu vielen Posten sehr deutliche Trampelpfade, wenn man also grob in die richtige Richtung läuft, dann findet man schon was, und bei den meisten weiß ich inzwischen eh, wie das Objekt aussieht, das ich suche. Also wirklich easy zum Abschluss, sodass ich nun direkt in die Verklärtheit fallen kann: in zwei Jahren dann 24 Stunden, ja?

Your Next Move’s Not Written

Endlich gibt’s wieder in regelmäßigen Abständen MTBOs, das stimmt mich immer noch euphorisch! Dieses Wochenende ist Petzow dran – im schon bekannten KiEZ “Inselparadies” veranstaltet der OLV Potsdam ein MTBO-Wochenende.

Am Samstag Nachmittag geht’s los mit einer Langstrecke, aber die logistische Herausforderung gab’s schon sieben Stunden vorm Wettkampf: zu nachtschlafener Zeit aufstehen, zum Bahnhof rollen, im Dämmerzustand nach Michendorf tuckern, von dort in Seniorentempo zum vermuteten WKZ in Petzow radeln, kein WKZ vorfinden, weiter zum Start bei Ferch rollen. Da haben wir also schon knapp 20km in den Beinen, eh das Rennen losgeht, und die paar Frühstücksbrötchen sind vermutlich auch schon fast durch. Hätte man sich denken können, wenn man nicht so müd gewesen wär.

Ich steh also auch im Dämmerzustand am Start, die ersten drei Kreuzungen laufen im Standbymodus, immerhin aber richtig, und dann ist mein Hirn auch endlich wach und dabei. Die Überraschung des Tages ist, dass wir uns zwar in Brandenburg befinden, aber flach ist das hier noch lange nicht; auf 30km Strecke finde ich über 300Hm, alles verteilt auf garstige Minianstiege. Das zehrt, und auch die Wegequalität ist reines Glücksspiel: was in Brandenburg als gut befestigte Straße auf der Karte eingemalt ist, kann in Wirklichkeit ein Streifen historisches Buckelpflaster mit tiefen Sandgruben links und rechts sein (hier hat’s auch lange nicht geregnet!), insofern kann es passieren, dass sich Trails und Schneisen sogar etwas schneller fahren lassen. Allerdings kann’s auch passieren, dass Trails und Schneisen einfach völlig verwachsen oder von kürzlich umgestürzten Bäumen versperrt sind, das kann man nur durch den Versuch feststellen. Ist aber auch nicht das Hauptproblem, denn nach dem halben Rennen ist einfach arg mein Akku leer, die zugeführte Notnahrung hilft kaum und ich bin ganz froh, als ich nach einer letzten Fehlentscheidung (Peer Pressure – wenn da vor mir zwei Profiherren in die falsche Richtung fahren!) endlich ins Ziel rolle.

Nach einem gemütlichen Abend am See sind wir dann am Sonntag Morgen überraschend gut regeneriert für den 20-Seen-MTBO (4h Score im Zweierteam), aus Vereinfachungsgründen haben wir diesmal ca. 20m entfernt von der Startlinie genächtigt. Und ich hab sehr ordentlich gefrühstückt, Energiemangel wird also mal nicht das Problem. Vielleicht aber die Planung: wir können beide nicht abschätzen, wie viel von der Karte wir wohl abzufahren schaffen und ob die Sonderwertung realistisch ist, na egal, erstmal in irgendeine Richtung los, der Rest ergibt sich dann schon. Am ersten Posten kraxeln vor uns schon vier weitere Teams auf Postensuche über einen Erdwall, Justus findet ihn und wir kommen zügig weiter. Gleicher Spaß beim zweiten Weinbergposten (ja, es gibt/gab hier Wein-“Berge”!), die real existierenden Wege entsprechen nur marginal der Karte und wir wurschteln uns mit drei anderen Teams in einen bescheuerten Sandweg rein, eh Justus dann endlich mal meine Zweifel erhört und wir mit der ganzen Mannschaft umkehren und den unsichtbaren Abzweig zum Posten finden.

Nachdem im Norden viel besiedeltes Gebiet auf hauptsächlich Asphalt zu durchqueren war, wird’s im Süden der Karte nun wieder deutlich sandiger – wenn der Matschreifen diesjahr schon bisschen sinnlos erscheint, taugt das Profil immerhin hierfür. Die Moral bleibt jedenfalls hoch, wir sind für jeden Spaß zu haben: “Oh, das ist kein Weg. Also, das ist schon genau der Weg, den wir nehmen wollten, aber… ach egal, lass ma da lang fahren.” (Und während man durchs Moos holpert und sein Rad über umgestürzte Bäume hebt, kommt einem ein ebenso bescheuertes Team entgegen, so ein schöner Sport.) Außerdem kommen wir gut voran, die Sonderwertung muss also doch drin sein, also einmal wildromantisch parallel zur Autobahn quer über die Karte, Sonderposten abgehakt, und wieviel Zeit haben wir eigentlich noch? Justus überredet mich zu seinen ambitionierten Plänen und das haut soweit auch hin, nur vorm letzten anvisierten Posten am Krähenberg geraten wir in eine Sackgasse, brechen den Versuch dann doch ab und rasen erstmal zurück Richtung Ziel, wo wir dann aber natürlich noch Restzeit haben und deshalb noch schnell zu einem Zehner in der Nähe und zurück bolzen, ohne irren Zielsprint und zwei Minuten Strafzeit ist es schließlich kein richtiger MTBO. Es hat sich jedenfalls gelohnt, es gab lokalen Wein für uns und wir kommen gerne wieder!

Life was easier when I didn’t have a clue

Jetzt also wirklich die allerletzte Chance auf MTBO im Harz. Hach, schade. Der Samstag geht los mit bestem Sonnenwetter und einem kleinen Sprint: Sprint ist mal gar nicht meine Disziplin, da muss man ja pausenlos denken und dann auch noch sprinten, aber überraschend funktioniert das sogar – abgesehen davon, dass ich mehrmals fast in meinen geblümten Gegner reinrausche und mich die Straßenquerung so verwirrt, dass ich erstmal in die falsche Richtung losrase. Immerhin boten wir gute Unterhaltung für die Angler am Teich und ich war im Ziel vor Anke (die vier Minuten nach mir gestartet ist), Tagesziel erreicht, yay.

Die Hauptaufgabe steht am Sonntag an, nämlich 3h Score (Einzel), wir haben gut gefrühstückt und das Wetter sieht auch schön aus, ich bin bereit! Nur mein Hirn hat die Einladung irgendwie nicht gekriegt, es wird eine Serie von Dummheiten: am ersten Posten (mit Bachquerung!) fahr ich weiträumig vorbei, eh ich mal die Beschreibung lese und ihn finde. Dann wurschtele ich mich von Gernrode bergauf, erwische den falschen Weg, der sich als zugewachsene Rinne herausstellt, und erreiche fluchend und keuchend den ersten Bergposten.

Bis zum Bremer Teich läuft’s dann mal, aber bis dahin hab ich bei weitem nicht so lange gebraucht, wie ich vermutet hätte, also plane ich spontan die weitere Route um und das läuft ja nie so richtig gut: erst ringe ich mit mir, ob ich den Killerposten in Mägdesprung noch schaffe, entscheide mich dagegen, entscheide mich dann aber doch noch zum Ausflug nach Friedrichsbrunn, wo ich immerhin ein paar Herren finde, die geistig noch träger sind als ich und den Posten einfach nicht entdecken, mir zum Dank für die Vorführung dann aber auch die Idee eingeben, dass man ja noch zu diesem 30er fahren könnte, den ich weggefaltet hatte. Meine spontane Routenplanung ist leider nur mäßig clever, wird aber noch viel uncleverer dadurch, dass ich einen falschen Abzweig erwische und somit nochmal aufn Berg und wieder runter und wieder hoch fahre, ich Depp.

Da kommt’s mir zur Erholung ganz gelegen, dass die nächsten Kilometer auf unmissverständlichen Forstautobahnen und Straßen stattfinden – nur die Zielzeit sollte ich im Auge behalten, so langsam muss ich mich nämlich sputen, um pünktlich zurück zu kommen, und lass gleich mal einen Posten sicherheitshalber im Wald liegen. Beim Auffinden des Wasserlochs helfen die Tandemfahrer, die ich bergauf aber gleich wieder aus dem Blick verliere, dann leider nochmal einen falschen Weg erwische, eine ganze Weile brauche, um zu kapieren, wo ich grad bin, und zum nächsten Posten zu kommen – dann aber zackig zurück auf die Forstautobahn und schnellstmöglich ins Tal. Straßensprint, das läuft, und leider bin ich so fixiert aufs Ziel, dass ich nicht kapiere, dass der Posten im Norden in meiner Restzeit noch drin gewesen wäre. Fazit: die Beine waren gar nicht schlecht, nur das Hirn hätte mehr leisten können, aber dieses Fazit zieh ich ja selten, war also durchaus ein Erlebnis. Tausend Dank an Göran und das restliche Team für ihre grandiosen Rennen auf der besten MTBO-Karte Deutschlands, man sieht sich hoffentlich wieder!