Es ist März, der fragliche Wettkampf ist fast ein halbes Jahr her, ich gebe die Hoffnung jetzt auf, dass ich nochmal Bock habe, für diesen Bericht was zu zeichnen.
Den ganzen Sommer kein Wettkampf, diesmal immerhin wegen Radreise statt wegen zerdelltem Knie, jetzt fand sich jedenfalls eine letzte MTBO-Langdistanz vorm Winter. Und die muss man dann halt mitnehmen – auch wenn just heute der Herbst beginnt und es wegen der Pultscholligkeit des Erzgebirges sehr ausdauernd regnet bei zarten 8°C, müssen wir natürlich in stabiler USG-Vierermannschaft zum “Sonnenland-MTBO” (“der Name ist Programm”) fahren.
Weniger stabil ist die Damenelite, meine einzige Gegnerin meldet sich morgens spontan ab (Wetter oder Krankheit?), die Damenelite bin heute also ich, hurra, da werd ich Erste und Letzte. Jedenfalls, wenn ich ankomme, und wir fahren ja heute mal keinen Score, sondern eine definierte Runde durch aufgeweichte Berge, da wird das gar nicht so banal. Überhaupt, nichts ist hier banal, selbst der Weg zum Start dauert länger als erwartet und Justus kommt gleich mal zu spät, ich darf dann immerhin noch bisschen warten und dem Startzelt beim Zusammenbrechen zugucken. Trotzdem Motivation allerorten: “Was meinsdn womer nacher langmüssn?” – “Na irngwie da nauf un wieder nunder.” – “Stark, stark.”
Der Vorteil, wenn man schon nass am Start steht, ist: man wird nicht mehr nasser, nur dreckiger. Also los. Die Karte ist nicht riesig, der Plan sieht aber 25km mit 700Hm vor, und weil zwischen Tal und Berg nur 200Hm liegen, müssen wir da heute wohl paarmal hoch. “Aufm kleinsten Gang bin ich auch noch nie gestartet!” Ich ja schon, der lohnt sich, mit kalten Beinen senkrecht bergauf, nach der ersten Kurve muss ich erstmal meine Lunge sortieren. So wird das heute, hoch, runter, hoch, runter, und in den seltensten Fällen gibt’s eine sich aufdrängende gute Verbindung, man wählt das kleinere Übel und ich dann versehentlich wohl auch ein paarmal das größere.
Es zieht sich alles, zur Wegeklassifikation hätt ich auch ein paar Anmerkungen, gefühlt fahr ich bergauf Schritttempo und runter auch, also rechne ich mir grob aus, dass 25km bei 5km/h wohl 5h Rennzeit bedeuten, hurra. Nach dem dritten Posten fühlt sich mein Hinterrad verdächtig schwammig an. Wenn ich jetzt n Platten hab, schieb ich ins Ziel, zieh mir da trockene Sachen an und halte Mittagsschlaf! Es ist dann aber gar kein Platten und das Schwammige ist der Weg und nicht mein Rad.
Weiter, über Berg und Tal, durch Schlamm und Schneisen, es ist erstaunlich, was hier alles als nutzbarer Weg kartiert wurde, und ebenfalls erstaunlich ist, dass ich nur ein einziges Mal im Matsch liege (in Zeitlupe, weil ich ins Drecklock am Posten 10 rutschen musste), obwohl ich schon kurz danach wieder unbehindert von jeglicher Traktion bergab schmiere. Aber seit der zweiten Hälfte hinterfrage ich auch nicht mehr die Sinnhaftigkeit der Aktion, ich fahr einfach von einem Posten zum nächsten und konzentrier mich derweil auf die Karte und meine kalten Zehen. Nach doch schon gut zweieinhalb Stunden bin ich im Ziel und kann mich trocknen, der Rest des Teams kommt kurz danach, und pünktlich zur Siegerehrung kommt dann auch die Sonne nach. Das “war gut. Lang, kalt und anstrengend. Aber gut” (O-Ton Justus), das machen wir nochmal!