Any day could be the last nice day for a long time.

Month: September, 2015

Everything is beautiful and nothing hurts

Ich werde es wohl nicht mehr erleben, bei einem Adventure Race einfach mal gut ausgeschlafen, entspannt und fokussiert an den Start zu gehen. Immer ist irgendwas! Diesmal: erkrankte Teampartnerin. Eine Woche lang mache ich alle Welt inklusive mir selbst verrückt, dann erbarmt sich einen Tag vorm Rennen zum Glück Martin und wir müssen uns nur noch gegenseitig verrückt machen, bis wir Samstag Morgen, bei trübem Wetter und zurückhaltenden Temperaturen, in Saaldorf an der Bleilochtalsperre am Start stehen.

Schon die erste Disziplin, Swim’n’Run, ängstigte uns ein wenig. Werden wir erfrieren? (Nö – geschätzte 17°C im Wasser, kuschlig im Gegensatz zu den 11°C draußen.) Werden wir ertrinken? (Ich versprach, Martin zur Not rüberzuschleppen. Zu irgendwas muss der Rettungsschwimmer ja mal gut sein.) Ist mein Packsack überhaupt in Jena und wird er dicht halten, wenn man ihn komplett ins Wasser schmeißt? (Ja, und außerdem hab ich ja einen perfekt ausgerüsteten Mitstreiter.) Wieso sind “lange Hosen […] unbedingt zu empfehlen”? (Korrekt vermutet, dass es sich nur wieder um unnütze Panikmache handelt. Ein kleines Schlehengesträuch stand auf dem Weg. Äußerst gefährlich.)

Das schaffen wir also, ohne zu erfrieren, und den folgenden Radabschnitt dann auch beinahe, ohne uns zu verfahren. Weiter geht’s zu Fuß bergauf, wobei wir uns einig sind, die Trekkingoption dem Laufen vorzuziehen. Immerhin darf ich mir einen Apfel klauen, den Bratwürsten muss ich dann von weitem zuwinken (Martin ist ein sehr strenger Kamerad). An der Sommerrodelbahn nämlich, wo wir nachfolgend rodeln dürfen (huiii!) und der Betreiber ganz untröstlich ist, noch vorsichtig fahrende Laufkundschaft mitten im “Wettkampfbetrieb” unterbringen zu müssen.

Nächste Aktion, Kajak auf der Bleilochtalsperre. Easy, so ohne Gegenströmung. Dachten wir. Und haben nach der halben Strecke jeweils einen unbrauchbaren linken Arm. Dass das Boot danach einen deutlichen Linksdrall entwickelt… liegt sicher am Wind.

Danach, durchnässt und frierend, wieder aufs Rad. Zum Glück geht es sofort wieder bergauf und mir wird wärmer. Martin scheucht mich an einem ansehnlichen Mirabellenbaum vorbei, aber zum Glück gibt es am Start zum Orientierungslauf nochmal prächtige Äpfel. Bei diesem Rennen konnte man praktisch den ganzen Tag von Obst vom Wegesrand leben.

Und dann Orientierungslauf mit Martin – “Die kürzeste Verbindung zwischen zwei Punkten ist die Gerade – mir nach!” Es ist ein bisschen beeindruckend. Ich bin völlig ausgelastet damit, über Stock und Stein nicht über meine eigenen Füße zu stürzen; wo wir sind, weiß höchstens Martin: “Wir sind natürlich genau da, wo ich den roten Strich auf die Karte gemalt hab!” – Das ist tadellose Logik. Alles schnell gefunden, nichts verletzt, so geht’s also auch. Ach ja, Brombeeren und Pilze sammeln wird mir natürlich untersagt. Wir wollen ja mal ankommen.

Nachdem wir den Almabtrieb gut abgepasst haben, geht’s mit dem Rad weiter zum Klettern. Im Kletterwald diesmal, das muss doch gehn! Bis zur Hälfte geht es. Nach den Kletternetzen hängen uns die Arme bis zu den Füßen und wir steigen lieber wieder auf die Räder, denn die fahren ja praktisch von allein. Und nun müssen sie uns ja nur noch ins Ziel bringen! Da unser Trailbedürfnis offensichtlich noch nicht befriedigt ist, entscheiden wir uns an der letzten Kreuzung für die Option mit der interessanten Abfahrt, nicht berücksichtigend, dass es auch schon dämmert. Das stellte dann zumindest sicher, das wir das Ziel mit dem breitesten Grinsen von allen erreichen, im letzten Rest von Tageslicht. Und demnächst komm ich dann nochmal mit einem geräumigen Lenkerkörbchen her und sammel die ganzen Pilze und Mirabellen ein, die ich zurücklassen musste.

It Ain’t Over Till It’s Over

Ungeplant und spontan, der nächste Teil der Serie “Wettkämpfe auf völlig unpassenden Fahrrädern”: das Daheim-Bergzeitfahren, durch Wald und Schotter, auf dem Rennrad. Einer muss es ja machen. Und ja, es funktioniert. Irgendwie. Zusammengefassung meiner Mutti: “Kaum lässt man dich mal allein, machst du Unfug!” Immer gerne.

Fly Like A Mad Eagle

Ende August. Der Ehrgeiz fläzt in der Hängematte, nippt ein Tässchen Tee… und meldet sich zum Jenatriathlon an. Ja, das passt so. Endlich mal ein kleiner Sprint! Und dann noch ein so ganz und gar nicht ernstzunehmender (das Motto steht)! Wunderbar.

Diesmal hab ich vier statt nur einen tapferen Mitstreiter, allerdings werde ich von dreien gleich wieder durch die Startwelleneinteilung getrennt: erste Welle Sportler. Zweite Welle Mädchen und alte Männer. Ja prima. Das Schwimmen läuft entsprechend freundlich, ich bleibe zwar im Rudel, aber es ist eher Gruppenkuscheln als Prügelei. Man könnte einfach weiter baden, so ein schöner Sommertag…

Aber ach, jetzt hat sich der Oger schon so auf seinen Auftritt gefreut. Attacke! – also, nach dem Wechselzonenlauf. Liebe Organisatoren: was sollte denn dieser Scheiß? Hat einer von euch vielleicht Bock, nach dem Schwimmen erstmal gefühlt die halbe Laufstrecke bis zum Radaufstieg zu stolpern? (Merkt man, dass ich ausschließlich bei winzigen Triathlönnen starte?) Auf dem Rad ist die Welt schön. Eigentlich kann’s gar nicht laufen, ist ja der Oger. Tatsächlich läuft’s aber doch ganz gut so. Vor allem am “Berg” (hoch und runter: wieso überhol ich hier Rennräder? Kann mir das einer erklären? So rein physikalisch?) und an den Wendestellen (dito).

Am Ende der Radstrecke hängt mein Orientierungspunkt Klausi (AK65) kurz hinter mir, dann gelingt mir allerdings erstmals in meinem Triathletenleben das Kunststück, mich in der Wechselzone zu verlaufen, und weg isser. Und nach drei Laufrunden ist dann auch der liebe Matthias vorbeigezogen. Die anderen sind ja sowieso seit 15 Minuten schon weg. Egal, es gibt Gartenschlauchduschen und engagierte Anfeuerei aus dem FKK-Bereich und ich hab selten so einen euphorischen Zieleinlauf gehabt (auch wenn der ohne Andi Clauß gar nicht ausreichend gewürdigt wurde).

Da konnte es also mit kurzer Pause direkt weiter gehen mit der Firmenstaffel – ein zweiter Durchgang auf dem Rad für mich. Erfreulicherweise taucht mein Team vollzählig auf (wenn auch teilweise etwas übermüdet) und nachdem Matthias4 seine Überraschung überwunden hat, dass hier mehr als fünf Teams gemeldet sind und es sich um eine Sportveranstaltung handelt, sind wir startklar. Ika legt rückenschwimmend eine grandiose Zeit hin, dann darf ich wieder auf den Oger hüpfen. Also, nach erneutem Geschlurfe zum Aufstieg. Dafür läuft Radfahren noch besser, denn nun ist wenigstens der volkssportliche Charakter der Veranstaltung unverkennbar.

Volkssportlich ambitioniert fährt der kleine Oger direkt mal ein Rennen gegen zwei Herren auf Rennrädern. Triumphal klingelnd, muahaha. Zurück zum Wechsel, zwar hat irgendwer meinen Spezialparkplatz für 2,2″-Reifen belegt, aber immerhin ist Matthias4 noch wach, steht bereit und legt eine grandiose erste Runde hin, ehe seinem Körper in der prallen Nachmittagssonne dann auffällt, wie bekloppt das alles ist, und wir uns bei jeder Runde fragen, ob er nun irgendwo am schattigen Seeufer umgefallen und eingenickt ist. Er kommt aber doch an, und mit vereinten Kräften schaffen wir’s ins Ziel – heldenhafte Mad Eagles! Hurra, nächstes Jahr wieder!