Any day could be the last nice day for a long time.

Month: July, 2014

The Night Is Dark And Full Of Terrors

“It does not matter how slowly you go as long as you do not stop.” – Confucius

Ist eh langweilig, zu jedem Wettkampf nichts weiter zu schreiben als “lief super, war ein Riesenspaß” – das muss aufhören. Also jetzt. Beim 12-Stunden-Schwimmen in Jena.

Freude zum Start: es wurden ein paar Leinen aufgetrieben, also gibt es Bahnen. Und außerdem so wenig Starter, dass man schon am Anfang ziemlich entspannt schwimmen kann, ohne mit irgendwem zu kollidieren. Und trotz fehlenden Kältetrainings komm ich auch erstmal 5km lang ganz gut mit dem 23°C warmen Wasser klar. Vielleicht aber nur, weil ich mit anderen Dingen beschäftigt bin: beim ersten Wasserkontakt ziept völlig unerklärlich der Rücken; nachdem sich das verabschiedet, macht die Schulter Ärger. Das hätte ich nach 15km erwartet und in Ordnung gefunden, nach sechs aber definitiv noch nicht. Es folgt: umkrempeln der nächtlichen Planung und hundertmaliges Erwägen der Frage, wieviel ich meinen Gelenken noch zumuten kann. Wahrscheinlich brauch ich die ja in den nächsten Wochen doch nochmal…

Auch die Küche ärgert mich, man erkennt ein gewisses Muster. Nach der ersten Etappe hätt ich gern ein Brätel (scheiß auf clevere Sportlernahrung, ich bin zwei Stunden im Grillduft geschwommen!) – gibt keins mehr, nur noch Gulaschsuppe und Bananen. Nach der zweiten wünsche ich mir einen Schokoriegel – sorry, sind alle, aber Bananen haben wir noch. Nach der dritten wär ne gute Zeit für ein Nutellabrötchen gewesen – gibt’s nicht mehr, aber wie wär’s mit ner schönen Banane? Noch nie hab ich in einer Nacht so viele Bananen gegessen.

Im Wasser wird entlastet, was geht. Abwechselnd Kraul mit 5er-Atmung und Brust-Beine. Auch ne Art, Langstrecken zurückzulegen. Hilft nur leider nicht, sondern stattdessen ziepen nun beide Schultern gleichmäßig und die Knie gleich auch noch ein bisschen. An manchen Tagen soll’s halt nicht sein – also gönne ich mir ausgedehnte Pausen mit netten Menschen im warmen Zelt und schwimme eben nicht mehr ganz so viel. Minimalziel geschafft, überlebt, reicht.

And you know that I’ll survive

“All happiness depends on a leisurely breakfast.” – John Gunther

Es lebe der Alkohol – immerhin war er der Hauptverantwortliche dafür, dass ich in diesem Jahr Jana zur Teilnahme am Adventure Race Oberhof überreden konnte. Außerdem ein Hoch auf Reinhard, der den Moment der umnebelten Geistesschwäche sofort genutzt hat, um uns anzumelden, und Alex, die unseren herrlichen Teamnamen bekanntgab. Und ein Hoch auf die Öntön! :D

Die größten Abenteuer wurden eh in der Vorwoche abgehandelt, und als uns das altersschwache Auto endlich innerhalb des akademischen Viertels zum Vorabendbriefing gebracht hatte, war ich tiefenentspannt. Auch wenn dort die erwartete Panik gemacht wurde. Was das nur immer soll. Zum Glück hatte ich Jana schon darauf vorbereitet, sodass wir’s beide nicht ernst nahmen und Samstag früh nach einem zeitigen Gartenfrühstück genauso tiefenentspannt an den Start gingen.

Massenstart funktionierte erstaunlich gut, und nach einer öden Asphaltlaufrunde konnte das Rennen dann richtig losgehen – mit Mauntönbeikern. Dass schon nach wenigen Kilometern die Bremse an Janas Rad blockierte, das erst vor ein paar Tagen zur Durchsicht war, lassen wir dahingestellt – meine Bikepoint-Paranoia hat ja doch ein bisschen ihre Berechtigung. Das Auffinden der Checkpunkte funktionierte dagegen erstaunlich gut, trotz fehlender Stoffsäcke. Auf der Abfahrt fiel mir dann auf, dass mein vorderer Bremsbelag auch nicht mehr so gut aussieht – gute Vorbereitung ist halt alles… aber zum Glück ging’s ja gefühlt immerzu bergauf.

Nach dem Radeln war die hässlichste Orientierungslaufstrecke ever dran (die Auswahl hübscher Strecken hab ich dem Veranstalter ja durchaus zugetraut, weshalb ich ganz gespannt aufs Rennen in Oberhof war, wo sich die Anzahl der überhaupt vorhandenen hübschen Strecken sehr in Grenzen hält). Um die Skisporthalle und durch die Baustelle. Gespickt mit der Erkenntnis, dass es auch in dieser Disziplin nicht schaden würde, die Pflichtausrüstung oder zumindest bisschen erste Hilfe mitzunehmen. Immerhin sahen meine blutigen Beine (wir wollen nicht darüber reden, wie das passieren konnte!) ziemlich spektakulär aus.

Danach wieder aufs Rad, bergab, auf Zeit bergauf (sehr feine Idee) und wieder bergab. Die hübsche Ohratalsperre entschädigte für den folgenden Anstieg zur Wegscheide. Außerdem gab’s oben Fratzscherbratwürste – die besten von ganz Thüringen, juhu! (Ich hab den ganzen Tag keinen Riegel angerührt. Gastronomisch hervorragende Strecke, wirklich.)

An der Lütschetalsperre wurden wir vom ersten kleinen Schauer des Tages empfangen (“Da gehn wir jetzt nicht schwimmen, sonst werden wir ja ganz nass!”) – unser Wetterglück war wirklich einzigartig. Schwimmen war dann eine ganz nette Abwechslung für die Muskeln – endlich mal Pause für die Beine… Die Idee der Tauch-CPs war an sich auch gut, aber die der “wasserfesten Kontrollkarte” nicht so. Das Ding verwandelte sich unter Wasser in labberiges Klopapier, und obwohl ich bei jeder Boje mindestens zweimal unten war, kam bei der letzten offenbar trotzdem keine sichtbare Lochung zustande. Sich aufdrängender Gedanke: wie wasserfest sind wohl eigentlich diese SI-Stationen?

Mit blauen Lippen ging’s dann auf eine erwärmende Laufrunde, die trotz streikender Beine ganz hübsch war, dann endlich mit dem Rad weiter – gedanklich schon grob Richtung Ziel. Wir wurden Zeuge eines ziemlich bescheuerten Weltrekordversuchs, es regnete nochmal kurz und dann ging’s bei zunehmender Dunkelheit zum Heinrichsbacher Stein. Eindringlicher Vorabendhinweis: “Fahrt den Fels unbedingt von unten an, sonst brecht ihr euch den Hals!” Ok, den Hals brechen wollen wir uns nicht, also von unten – das war die dämlichste Idee des ganzen Tages. Weg gibt’s nicht, also Räder tragen. Durch Geäst und Wurzeln, einen ziemlich steilen Berg hoch, in Richtung irgendwelcher gelegentlich sichtbarer Stirnlampen (die Lampe zur Markierung der Station war wohl irgendwie nicht mit angereist). Das Klettern war easy dagegen (auch wenn die Bewacher der Station offenbar des Schreibens nicht so mächtig waren, dass es gewertet worden wäre). Und der restliche Weg nach oben (“Geht bloß vorsichtig da rauf!”) war dann auch ganz machbar. Am letzten Anstieg vorm Ziel verweigerte schließlich noch meine Schaltung den Dienst (gute Vorbereitung ist alles), dann trafen wir nach Mitternacht endlich am Ziel ein. Leider war es mir nicht vergönnt, dieses beschissene Startnummernleibchen danach direkt zu verbrennen (“Das war so nass, das hätte eh nicht gebrannt!”), aber dafür gab’s Mitternachts-Chili und Heimatbier. Sehr fein, das kann man durchaus nochmal machen.