Komplett im Arsch
MTBO is fun, we could well do this every other weekend… or maybe every three months, like the race in Mellingen, which I described in German. (Is there anyone actually reading this? I have a feeling I could just switch my blog completely to German soon and nobody cares… Silence gives consent, right?)
MTBO können wir gleich nochmal machen… drei Monate später. Der Sommer ist fortgeschritten, die Form weniger, Festivalsaison war irgendwie auch und eventuell ist Alkohol der Fitness gar nicht mal so zuträglich. Unsere Selbstzweifel sind jedenfalls ausgeprägt genug, dass wir die Anfahrt nach Mellingen zum MTBO Weimarer Land per Bahn erledigen, denn die Beinmuskeln werden wir in den nächsten fünf Stunden bestimmt noch brauchen.
Die Startzeit ist zwar human, aber richtig munter bin ich irgendwie trotzdem nicht, und Justus hat auch eine entschieden andere Auffassung als ich davon, was “locker warmfahren” bedeutet. Heute seh ich vor allem seine Rückseite, aber die ist ja auch schön, ne. Ebenfalls schön ist, dass die Karte nach Süden rausgeht, wo ich mich immerhin ein bisschen auskenne – zwar nicht sehr, aber über den tatsächlichen Verlauf der Wege bin ich doch besser informiert als die Karte. So finden wir entspannt die ersten drei Posten, und von da an geht’s bergauf.
Der klassische Sommer-Südwestwind ist nicht mein Freund, meine Beine sind auch ohne das unwillig genug, außerdem glüht mein Schädel, egal wieviel ich trinke, und Postenbeschreibungen kann ich mir auch nur schwer merken. Zum Glück ist Justus topfit und hat am Posten oftmals schon hundert Meter Vorsprung, locht und kehrt um, und ich kann mich derweil mit so abstrusen Problemen beschäftigen wie dem, dass eine Ameise ins Ventil meiner Trinkblase geraten ist (was?!).
Mit Ameisenresten im Mund geht’s wieder bergab, und in Saalborn finden wir den ersten Teil der Schatzkarte (das Rennen enthält eine Sonderwertung: wenn man alle neun Spezialposten findet, bekommt man 250 Zusatzpunkte, aber nur sieben dieser Posten sind auf der Karte eingezeichnet, die Lage der anderen erfährt man an irgendeinem der Spezialposten auf einer dort angebrachten Zusatzkarte). Schwein gehabt, wir haben die Runde richtigrum geplant, sodass beide Zusatzposten kaum einen Umweg bedeuten, wohl aber wirre Wege durch den Wald, die sich kaum noch mit der Karte decken. Justus fährt irgendeiner Richtung nach, ich habe keinen Plan mehr, aber wir kommen trotzdem am Karolinenturm raus. Danach wird’s leider auch nicht besser, der anvisierte Weg führt schwungvoll bergab ins Gemüse und endet dort, zurück wieder hoch, in einen verwachsenen Phantasieweg rein, Justus grad noch sichtbar irgendwo vor mir, tiefe Matschrillen, Brennnesseln, Brombeerdornen, tiefhängende Äste, Justus grad noch hörbar irgendwo weit weg, MTBO mon amour. Ich möchte mich in den Wald legen und sterben, scheiß auf die Sonderwertung, ich will heim, aber zum Glück lässt Justus das nicht durchgehen, fährt gutgelaunt weiter vor mir her und behauptet glaubhaft, er wisse genau, wo wir sind, und diese herrliche abgemähte Wiese sei doch wunderbar zu fahren.
Meine Kraft kommt davon zwar nicht wieder, aber das Ziel näher, wir finden im Schnelldurchlauf die beiden letzten Spezialposten und außerdem geht’s dann nur noch bergab bis Mellingen, sodass ich wenigstens für die letzten zehn Minuten meine Euphorie wiederfinde, gutgelaunt und bequem in der Zeit am Sportplatz einrolle und dort direkt von der Zielamnesie überwältigt werde: war super, können wir gleich nochmal machen! (Extrabienchen für Pizza und Radler als Zielverpflegung. Gerne wieder.)