And all the air is filled with pleasant noise of waters.

English Deutsch

Month: February, 2021

Draußen (Februar 2021)

Im Februar war die Kamera noch öfter draußen, und es gab ein breites Unterhaltungsspektrum von tiefstem Winter bis zu mildem Frühling. Wenigstens das Wetter gibt sich Mühe, wenn schon sonst nix passiert.

King for a Day

In diesem Jahr (immer noch 2020) suchen wir so verzweifelt nach überhaupt stattfindenden Rennen, dass wir’s sogar für eine gute Idee hielten, für zwei MTBO-Deutschlandcup-Läufe bis an die Mosel zu fahren. Da gibt’s doch Wein, oder? Das kann nicht verkehrt sein.

Am Samstag ist Nullzeit entspannt nach dem Mittag, wir reisen also schonmal aus dem Moseltal an zum ersten Lauf auf der Rheinseite des Koblenzer Stadtwalds, anständig Höhenmeter inklusive. Das Wetter ist perfekt, leicht befeuchteter Boden mit wenig Matsch, bis zum Start brauch ich zwar noch Winterkleidung, aber in Bewegung hält man’s ganz gut aus in kurzen Sachen. Wald ist auch hübsch und so, Wege sind fahrbar, nur meine Beine sind halt diesjahr eher mäßig, vielleicht muss ich mich langsam dran gewöhnen, von ambitionierten Teenagern stehen gelassen zu werden. Die Orientierung ist mir fast ein bisschen banal, die Posten stehen alle weithin sichtbar, sodass ich nur mit Mühe schaffe, kurz vor Schluss versehentlich einen Posten auszulassen und den sinnlosen Hügel zweimal hochzufahren – das Ergebnis ist ein vermutlich verdienter dritter Platz hinter der Seniorenweltmeisterin im Ski-OL und Anke, die uns eh alle stehen lässt. Wenn ich mal groß bin, will ich auch so stark sein wie die Anke.

Sonntag dann der zweite Lauf zum Frühstück, trotz Zeitumstellung bin ich noch extrem zerknautscht und die Beine fühlen sich auch nicht frisch an. Aber die heutige Karte, die Moselseite des Waldes, bietet deutlich mehr Spaß als gestern, viel mehr kleine Pfade, viel mehr Modder und Wurzeln, gleich in der ersten Abfahrt leg ich mich fast. Man muss insgesamt deutlich mehr denken und entscheiden als gestern und vielleicht entscheide ich mich gar nicht mal so blöd, nur meine Beine sind halt immer noch Gummi. Die Strecke enthält Schafe und ganz schön viel Berg, an einem Anstieg kommt mir ein Jogger entgegen und ruft begeistert “Dritte Frau, viel Erfolg!”, naja, diese Angabe dürfte etwas ungenau sein, aber ich nehm ja alle Motivation, die ich kriegen kann. Tatsächlich fahre ich fünf Posten vor Schluss vorbei an Anke, die suchend durchs Laub streunt: sie hat ihren Chip verloren. Blöder Mist. Somit schaffe ich’s trotz toter Beine am Ende auf Platz zwei, Schwein gehabt, sonst nix.

Moving up slowly

Doch nochmal MTBO 2020, hurra hurra! Der Harz-MTBO (5h Score) findet statt und diesjahr ist auch Justus fit und kann mit mir starten. Ziemlich früh am Tage starten, aber muss ja, wenn man fünf Stunden Rad fahren soll. Somit isses beim Aufwachen noch bisschen düster und kalt, zum Kaffeekochen vorm Zelt gibt’s kitschiges Morgenrot und als wir dann am Start stehen, scheint tatsächlich die Sonne für uns Glückspilze.

Die Karte gab’s schon am Vorabend, aber so genau haben wir das gar nicht mehr studiert, bringt eh nix. Leider haben wir auch die Hälfte unserer Utensilien daheim vergessen, weshalb Justus am Start mit einem Kuli aus dem Bodensatz seines Rucksacks Blindposten streicht, mehr Stifte haben wir nicht, ne Uhr hab ich auch nicht, und zudem hab ich mit der riesigen Karte, dem Wertungszettel und der Karte für die Sonderwertung (diesjahr: fünf Stempelstellen der Harzer Wandernadel besuchen, für alle zusammen gibt’s 125 Punkte, für einzelne Stempel gar nichts) ne ganze Menge Papier auf dem Kartenhalter und beschließe, dass Justus bestimmt richtig orientiert und ich nicht ständig umbaue und mitlese.

Justus orientiert hervorragend, auch wenn er zu landschaftlich reizvollen kleinen Rumpelwegen neigt, nur leider fahr ich mir gleich auf dem ersten Rumpelweg einen Dorn ein, sodass schon nach dem zweiten Posten eine kleine Bastelpause an meinem Hinterrad ansteht. Aber der neue Schlauch hält und das Wetter bleibt blendend, da ist für schlechte Laune kein Platz, weiter geht’s. Zwei Stempel geholt, dann kurz aufn Berg, in einem Wasserloch die obligatorischen nassen Eisfüße geholt und wieder runter, um schnell noch den Wanderposten abzupassen, Brötchenpause und wieder bergauf. Übrigens grassiert auch hier die Borkenkäferverwüstung und entsprechend von der Forstwirtschaft heimgesucht sehen manche Wege aus, aber da kann man sein Rad ja drumrum tragen.

Nach drei Stunden bin ich schon ziemlich im Arsch, das wird nicht allein an der Forstwirtschaft gelegen haben, aber hilft ja nix, weiter geht’s. Leider kann Justus mit meiner Langsamkeit nicht so recht kalkulieren und jetzt wär’s vielleicht doch gut gewesen, wenn ich mitgelesen hätte, denn wenn ich so lächerliche drei Zentimeter Weg auf der Karte seh, denk ich ja zuverlässig, das muss noch gehn. Stattdessen erzählt mir Justus was von Umwegen, ich erzähle ihm was von meinen toten Beinen und das führt dazu, dass wir dann wohl doch einige Punkte in sinnloser Defensive im Wald liegen lassen.

Schließlich geht’s vom vorletzten Stempelposten fast nur noch bergab, Justus sucht uns einen besonders hübschen Rumpelweg für die Abfahrt aus, worüber ich mich kurz freuen kann, dann aber ins Laub rutsche und mir dabei ein Stück Fahrrad gegen’s Knie haue. Sehr unnötig. Übertrieben vorsichtig weiter, trotzdem mit viel Puffer zurück in Weddersleben, schnell noch den Posten neben dem Ziel geholt, und das sorgte immerhin dafür, dass wir genau richtig mittelmäßig waren: als 29. des Gesamtrankings haben wir die Geigelwertung des 29. Harz-MTBO gewonnen. Nächstes Jahr dann die letzte Chance, uns entweder mal wieder aufs Treppchen zu arbeiten oder gleich den Kartoffelsack anzupeilen. Wir kommen gerne wieder!