Where we’re going we don’t need maps
A year that contains two (or more) Adventure Races must be a good year. This year is one! And with the best teammate in the world I did the second one in Jena, eating even more. The long text is only available in German, so read that or eat a pear and be happy.
Beinahe war’s schon wieder ganz entspannt vorm zweiten Adventure Race des Jahres, diesmal in Jena. Schon zwei Stunden vorm Briefing meldet sich meine Teampartnerin, wir schlurfen gemeinsam auf den Jenzig, hören dem Veranstalter beim üblichen Panikmachen zu (Tödliche Radstrecken! Nervenzerfetzendes Abseilen!), schlurfen wieder heim und schlafen schön, ehe wir Samstag früh bei perfektem Wetter zu ziemlich humanen Zeiten mit Rad und Gepäck am Start auf dem Berg bereitstehen.
Es gibt gestaffelten Start zum Aufwärmjogg, das funktioniert gut, insbesondere mit Ortskenntnis: “Wollen wir nicht den Weg hier weiter hinten nehmen?” – “Den kenn ich nicht. Den gibt’s nicht.” So bringen wir die Runde trotz träger Beine schnell hinter uns und dürfen endlich aufs Rad. Es folgt die malerische Strecke übers Hufeisen, wir fahren natürlich erstmal euphorisch am ersten CP vorbei, merken das aber schnell und lassen uns auch nicht von den dort postierten Spaziergängern verarschen, die behaupten, wir seien genau richtig – “Die anderen sind hier auch alle runtergefahren!” Will ja nichts heißen. Waren die anderen halt alle falsch. Umgedreht, CP gefunden, erste tödliche Abfahrt runtergefahren, noch nen Berg hoch, wir verkneifen uns tatsächlich den Umweg zu den Apfelbäumen am Luftschiff, fahren vorsichtig genug, um anschließend alle Kurven zu kriegen (den Bremsspuren in die Böschung nach nicht selbstverständlich) und finden dank perfekter Ortskenntnis (Heimvorteil, juhu) dann auch alle Schleichwege zum Baukran am Steingraben.
Das ist also der nervenzerfetzende Rennabschnitt: wir gammeln in der Sonne rum, schieben uns jede Menge Essen rein, planen schonmal in Ruhe die Strecke bis zum Rennende, dann kommt noch ein kleiner Junge mit selbst geernteten Äpfeln vorbei und verdient sich Taschengeld (kann der bitte nächstes Mal alle 20km bereitstehen?) und irgendwann sind dann auch mal Klettergurte für uns frei, sodass wir auf den Baukran klettern können (trotz einfacher Leitern anstrengender, als es aussieht) und uns eher nicht so nervenzerfetzend von dort abseilen.
Anschließend rollen wir bequem per Rad ins Paradies, zum Stadt-/Park-OL. Inzwischen ist es Mittagszeit, die Sonne brennt, ein toller Läufer bin ich immer noch nicht, also kommt mir die anspruchslose Flachstrecke ziemlich entgegen. Im Gegensatz zu Roding weiß ich sogar durchgehend, wo ich bin und wo ich als nächstes hin will. Läuft.
Was nicht läuft, ist das kurze Radstück danach. Wieder einmal rasen wir an einem CP vorbei, und während wir rumstehen und die Karte sichten, gibt mein Hinterrad ein lautes Zischen von sich. Hmm ja, morgens dacht ich noch, der Reifen ist auch schon ganz schön runter. Gute Vorbereitung ist alles. Jetzt ist ein halber Zentimeter Schlaz ungeklärter Herkunft drinne, wie auch im Schlauch. Ich lege also erstmal eine kleine Bastelpause ein, das Ergebnis stiftet zwar kein uneingeschränktes Vertrauen, aber scheint zu halten, und in Göschwitz treffen wir dann zum Glück noch Johannes und Martin, der mir wieder einen renntauglichen Reifendruck zaubert (danke!), mit dem ich problemlos bis zum Ziel fahren kann.
In Göschwitz folgt Experimentalstation Nummer 2: fünf Minuten Lasertag-Labyrinth, wo man irgendwelche leuchtenden Dingse (die als CP gezählt werden) suchen und abschießen soll, was uns eher mäßig gelingt, Martin und Johannes dafür aber so gut, dass sie trotz Johannes’ zunehmend unbrauchbarem Knie nun wieder ganz gut im Rennen liegen und dringend mit ner vollen Karte finishen wollen. Für uns ist indes ein bisschen der Kampfgeist raus, wir paddeln gemütlich mit den Jungs auf der Saale umher (Kanadier wurden doch überhaupt nur erfunden, um Adventure Racer zu ärgern, oder?), puscheln dann auf den Jagdberg und freuen uns über die ausgezeichneten Postenmarkierungen – in Roding hätten wir nach “Waldweg, Kiefer” stundenlang suchen können…
Der beste Posten hängt jedenfalls auf dem Cospoth, dort gibt’s ne schöne Aussicht und feine Birnen, wir werden dem Teamnamen (“Irgendwas mit Essen”) gerecht und mit neuer Motivation und alter Ortskenntnis fahren wir die nächsten drei Posten ab – ohne zu viele Blicke auf die Karte zu verschwenden und ohne den Fehler zu machen, den kürzesten Weg für den schnellsten zu halten. Nachdem wir durch geschickte Umwege noch ein Herrenteam in die Verzweiflung getrieben haben, dürfen wir uns am Forsthaus wieder einmal beim Laserschießen blamieren. Anschließend ist nochmal Laufen dran. Immerhin kenn ich mich ein bisschen aus und kann euphorisch vorausflitzen (jaja, bergab, ansonsten wird inzwischen gewandert), wobei ich so überzeugend bin, dass uns zwei Teams auch auf meine Fehlnavigation folgen. Haha, selber Karte lesen, ätsch.
Zurück am Forsthaus ist es jedenfalls praktisch geschafft, auf dem Rad geht’s runter ins Tal und mit dem Restschwung aus der Abfahrt rollen wir hoch zum Ziel auf den Jenzig. Oben gibt’s Sonnenuntergang, Essen, Bier und gute Gesellschaft, und als wir dann so müde sind, dass uns eh alles wurscht ist, werden auch noch willkürlich irgendwelche Pokale verteilt – die führenden Mädchenteams liegen alle dicht beieinander, und in diesem Rennen kann jeder locker irgendwo ne halbe Stunde einsparen, also sind wir doch irgendwie alle Sieger der Herzen. Johannes und Martin, die heldenhaft bis zum Schluss gekämpft haben, ja sowieso. Ich hätt’s euch gegönnt (der Wertungsmodus fürs Lasertag-Labyrinth wurde im laufenden Rennen mal eben geändert, was für uns zwar hilfreich war, aber im Grunde saublöd ist). Jedenfalls hatten wir ein hübsch anstrengendes Rennen, die Strecke war die reinste Werbung für Jena und das Obstangebot dürfte die Ohne-Essen-Jungs nicht zu sehr in Versuchung geführt haben. Das kann man gut nochmal machen.