Of Wolf and Man
It never ends, really, it doesn’t. This weekend I did a so-called Tri-O-Lon (triathlon combined with orienteering). Summary: piece of shit. My legs are completely scratched up, but it really built character. I was second to last! Yay!
The German version contains even more self-pity, feel free to check it out.
Schon wieder könnte ich mich fragen, wie ich da reingeraten bin. Undi schwärmte von etwas namens Tri-O-Lon; ich meinte, wenn wir schon extra nach Brandenburg fahren, dann machen wir natürlich die längste Strecke, damit sich’s auch lohnt. In den Wochen danach fällt mir zwar wieder ein, dass ich OL-Karten nicht lesen kann und es durchaus wahrscheinlich ist, dass wir den Zielschluss verfehlen, aber irgendwie sind wir am Ende doch auf der Elitestrecke gemeldet. Manu prophezeit mir prompt, dass ich bestimmt im Wald verloren gehe und von Wölfen gefressen werde; kurz vor Abfahrt beruhigt mich Uli durch ihre fachkundige Meinung, in Brandenburg sei es weitaus wahrscheinlicher, von Bären gefressen zu werden. Na dann.
Am schönen Tonsee müssen wir erstmal meiner Startnummer nachjagen und kurz vor knapp erklärt mir Martin nochmal ein paar Kartensymbole und vermutlich auch die Zuordnung von Postenindex zu Postennummer, aber meine Aufnahmefähigkeit kurz vorm Start ist halt doch eher begrenzt. Meine Erwartungshaltung war, wir haben hier einen Triathlon mit bisschen Orientierung dabei. Falsch: wir haben hier Hardcore-Orientierung in drei Disziplinen, wobei keiner der Teilnehmer aussieht, als hätte er schonmal an einem Triathlon teilgenommen. Die triathlonübliche Materialschlacht fällt komplett aus, am Schwimmstart gibt’s Bikinis und Schlabberhosen, im Wechselgarten liegen (ja, liegen! Fancy Radständer leistet sich vielleicht die DTU!) wacklige Großväterräder neben quietschenden Mountainbikes aus den 90er Jahren. Auf unserer Strecke sind 16 Leute gemeldet, der Veranstalter meint, wenn’s noch 5 mehr werden, wird ihm das zu groß, dann kann er’s nicht mehr machen. Und alle außer mir sind erfahrene Orientierungsläufer, jippieyeah.
Orientungsschwimmen ist erstmal schwer vorstellbar. Funktioniert dann so, dass man eine kleine, laminierte Karte um den Arm geschnallt kriegt und Posten auf Bojen anschwimmen muss. Das klappt hervorragend und ich komme gemeinsam mit Undi aus dem Wasser. Am Wechsel spare ich dank Trisuit massiv Zeit ein, andere ziehen sich erstmal seelenruhig um. Ich entscheide mich spontan gegen die Radschuhe, gibt ja eh keinen Berg. Rückblickend muss ich sagen, es wär dann auch egal gewesen, ob ich sechs oder sieben Mal einen Schuh zu mache…
Ich seh grad noch Justus vor mir wegfahren, sehr gut, hinterher. Überall steckt man in herrlichen Brandenburger Sandwegen, der blöde Wald sieht überall gleich aus, ich find die Karte ziemlich scheiße, hab keinerlei Gefühl für Distanzen, vermute zwischendurch schon, aus der Karte rausgefahren zu sein, bin dann aber doch richtig und nach dem 6. Posten bricht sogar Justus wieder vor mir aus dem Wald, der anscheinend bisschen sinnlos im Kreis rumgefahren ist. Alles funktioniert einwandfrei bis zu meiner Rückkehr in die Bungalowsiedlung am See, wo ich plötzlich am Uferweg stehe, den wir explizit nicht befahren sollten, und ein paar dusslige Spaziergänger stimmen auch gleich ein: “Och, jetzt kommt ein Fahrrad, na da hamm Sie sich aber vertan!” Also zurück, der Wald enthält deutlich mehr Pfade als die Karte, also quasi nach Kompass zum 10. Posten (oder dem, was ich dafür halte) und mit wiedergewonnener Orientierung zum Wechsel, den ich sogar vor Undi erreiche.
Mit dem Start zum Laufen setzt ein zünftiger Regenguss ein, binnen fünf Minuten ist die Karte in meiner Hand ein nasser Lappen, immerhin freu ich mich nun wieder, quasi noch im Badeanzug zu sein. Das währt nicht lange: ein Trisuit ist wirklich das ungeeignetste Kleidungsstück, das man zum OL tragen kann. Während ich durchs nasse Unterholz streife, begreife ich recht schnell, wieso die Gegner eher in müllreifen langen Trainingsanzügen umherlaufen. Immerhin wird mir nun auch mal klar, wie das Mapping zwischen Postennummer und Index zu lesen ist, und ich prüfe das penibel (was sich auch lohnt, denn im Wald stehen weit mehr Posten rum, als auf meiner Karte aufgemalt sind – Faustregel: wenn man ihn erreichen konnte, ohne sich neue Kratzer zu holen, ist es der falsche).
Undi ist bald an mir vorbeigezogen, sodass ich am 13. Posten mutterseelenallein verloren gehen kann. Ich muss Pipi, ich hab Hunger, ich möchte sterben und von Wölfen gefressen werden, ich gucke in die Karte wie ein Analphabet und erst nach 200m in die falsche Richtung wird mir klar, wo ich eigentlich hin muss – nicht aber, was wohl die rote gepunktete Linie sein könnte. Es stellt sich raus: ein Graben voller Gestrüpp. Macht Laune. Immerhin weiß ich danach wieder, wo ich bin (wenn die ganzen vorhandenen Pfade eingezeichnet gewesen wären, das hätte vielleicht gefetzt!).
Die Auswahl der Trailschuhe war goldrichtig, ohne Profil geht hier gar nichts. Schnürsenkel waren jedoch eine dämliche Idee, zig Mal gehen meine Schuhe auf, trotz raffinierter Doppelschleifen und Dreifachknoten. Aber anscheinend ist man im OL resistent gegen die segensreichen Erfindungen der Neuzeit, kein Mensch benutzt Schnellverschlüsse, alle knoten und knoten. Nach dem vierten Mal hab ich die Schnauze voll und denk mir, meine durchweichten Schuhe kleben mir eh von allein an den Füßen. Das stimmt soweit – bis ich mit Schwung in einen Matschgraben hüpfe und jenen ohne rechten Schuh wieder verlasse. Hmpf.
Der 26. Posten ist abermals in einem Wassergraben versteckt und ärgert mich ordentlich, dann geht’s endlich Richtung Ziel, die Konzentration hat schon arg gelitten, ich gönne mir noch den obligatorischen dussligen Sturz (immerhin auf weichen Waldboden, kein Blutbad diesmal) und erreiche dann tatsächlich als Allerletzte das Ziel. Wo ich auch noch erfahre, dass mein 10. Radposten der falsche war, der richtige hätte keine 100m weiter gestanden. Prima, immerhin kann man vom Ende der Liste nicht noch weiter abrutschen. Positiv zu vermerken ist, dass Dschej und Martin wunderbare Coaches abgaben und zur rechten Zeit das Bier/Radler bereithielten, dass ich weder von einem Wolf noch von einem Bären gefressen wurde, den Zielschluss um eine halbe Stunde unterbot und das bestimmt alles äußerst charakterbildend war. Das überlassen wir mal lieber den Profis.