Any day could be the last nice day for a long time.

Month: September, 2014

Go out and play

“What do you want a meaning for? Life is a desire, not a meaning.” – Charlie Chaplin

Und nochmal Adventure Race – diesmal in Jena. Wie immer konzentriert sich das Abenteuer vor dem Rennen: werden wir erfrieren? Wann wird wohl meine Teampartnerin anreisen? Wo kriegt sie ein Rad her? Wo kriegt das Rad eine Lampe her? Und seit wann bin ich eigentlich so verdammt außer Atem, wenn ich am Fuchsturm ankomme?!

Immerhin versprach das Jenaer Rennen ja, Heimstrecke zu werden. Dass es das dermaßen halten würde, konnte ich aber nicht ahnen: es ging nach Osten raus – also 100% herrliche Feierabendstrecken. Ich hätte blind durchnavigieren können, wenn das nötig gewesen wäre. Allerdings fahren sich nach dem Massenstart sowieso alle gegenseitig hinterher, man bleibt im Rudel und auch das Auffinden der Zangen ist ein Gemeinschaftserlebnis.

Nach CP5 lässt die Wegführung endlich mal Alternativen zu und wir entscheiden uns direkt für die einsamere. Das beschert uns eine feine Abfahrt, über die ich mich deutlich mehr freuen kann als Steffi, die erstmal zur Beruhigung ein Moorbad nimmt.

Dafür entschädigt aber der hübsche Zeitzgrund und der bald folgende noch schönere Orientierungslauf bei Weißenborn, den ich diesmal ohne nennenswerten Blutverlust überstehe. Wer danach keine klatschnassen Füße hat, hat was falsch gemacht – zum Glück haben meine Schuhe ja an mehreren Stellen ausgeklügelte Entwässerungssysteme a.k.a. Löcher. Da Steffi die Geschichte in den folgenden Stunden noch ca. fünfmal erzählt hat, sei hier nochmal ausdrücklich erwähnt: auf OL-Karten kann man ganz toll Schneisen zählen und damit perfekt die Posten finden! (Ich gebe zu: das war ein bisschen beeindruckend.)

Auf der Radstrecke zurück nach Jena macht sich Unmut bei Steffi breit, den wir dann aber bald beim Paddeln rauslassen können – anfangs noch unsicher, ob wir überhaupt Kanadier fahren können, klappt es dann doch irgendwie (mit Steffis bewährter Taktik, durch alle Bäume mittendurch zu fahren), beschert mir aber den üblichen Muskelkater. Dagegen wirkt das Laufen schon fast entspannend, auch wenn ich mir kein Eis zur Stärkung holen durfte. Steffi absolviert heldenhaft den schrecklichen Treppenlauf, der Rest ist dann eher einfach, und Abseilen macht auch Spaß.

Schließlich stellen wir auf der letzten Radetappe verwundert fest, dass immer noch die Sonne scheint, ich immer noch nicht in der Lage bin, vom Fürstenbrunnen bis zum Steinkreuz durchzufahren und man bei Licht auch durchaus mal so ne Schießscheibe treffen kann – rundum erfolgreich. Und sogar der sonntägliche Besuch der Siegerehrung auf dem Berg hat sich mehr als gelohnt – traumhaftes Wetter, wohin man schaut…

The cold never bothered me anyway

“I’ve read that I flew up the hills and mountains of France. But you don’t fly up a hill. You struggle slowly and painfully up a hill, and maybe, if you work very hard, you get to the top ahead of everybody else.” – Lance Armstrong

Diesjahr hab ich mich endlich auf die Heimstrecke getraut: nach Ratscher, zum Bergsee-Triathlon. Eine olympische Distanz, auf “welliger”, entschieden un-luschiger Strecke. Ebenfalls un-luschig ist der Bergsee: die Wassertemperatur wird am Samstag Morgen mit 18°C vermeldet, es ist neblig und düster. Da verwundert es nicht, dass sich nach und nach immer mehr Triathleten in ihre schwarzen Gummihäute zwängen. Es stellt sich heraus, dass die Anzahl der Starter ohne Neopren meine Erwartungen noch unterbietet: es gibt genau einen. Mich. Ich bin also quasi schon bevor es losgeht der Held des Tages. Oder der Idiot, das wird sich rausstellen.

Eigentlich freu ich mich ja aufs kalte Wasser – die beschlagende Brille wird erfolgreich mit Spucke präpariert (Anti-Fog-Spray, echt mal… Triathleten kann man auch jeden Scheiß verkaufen, wa?) und dann hält uns nur noch der Nebel davon ab, den Weg zu finden. Bei meinem durchschnittlichen Schwimmtempo kann ich aber einfach gemütlich dem Rudel folgen, irgendwann taucht die Insel Avalon aus den Nebelschwaden auf, die Umrundung sorgt für die erwarteten Blessuren (das Wasser ist da sehr flach!) und erfreulicherweise komme ich nicht als Letzte aus dem See.

Leider wurde keine Wechselzeit genommen, denn meine wäre traumhaft gewesen. Während alle sich umständlich aus ihren Wurstpellen herauswinden, gönne ich mir vergleichsweise schnell ein Paar Söckchen und springe aufs Rad. Es läuft… komisch. Das Feld ist ziemlich gleichmäßig über die Strecke verteilt, ich überhole kaum mal jemanden, werde aber ab und zu doch mal überholt. Und ich dachte, Rad könnt ich! Die Hügel gehen aber doch ganz schön in die Beine. Mal locker fahren ist nicht drin. Ausrollen auf der letzten Runde entsprechend auch nicht. Wird schon gehn.

Immerhin sah doch das Profil der Laufstrecke ziemlich eben aus. Auf jeden Fall publikumsfreundlich – achtmal um die gleiche Kurve. Und viermal neben der Staumauer runter, und viermal wieder rauf. Was auf den ersten Blick ein lächerlicher kleiner Hügel ist, nervt spätestens beim dritten Durchgang massiv, auf der letzten Runde sieht man schon Leute wandern. Aber meine Mutti steht ja hüpfend und winkend an der Strecke, da kann ich mich da nicht so gehen lassen. Das Ziel erreiche ich also gutgelaunt und maximalmotiviert – und immer noch als “die, die ohne Neopren geschwommen ist”, also ganz klar Siegerin der Herzen. Und irgendwann lichtete sich sogar noch der Nebel.