It’ll take a lot more than rage and muscle
Die Quedlinburger machen ja nun leider keinen Harz-MTBO mehr, aber Rettung ist in Sicht, denn ein kleines Häuflein neuer begeisterter Menschen mit Unterstützung des Skivereins Wernigerode hat diesjahr nun offiziell die Aufgabe übernommen, im Harz das beste aller Orientierungsfahren auszutragen (3h Score wahlweise einzeln oder zu zweit). Da sind wir natürlich dabei und fahren gern zu nachtschlafener Zeit in die Berge, wo wir aber gleich hochprofessionell eingewiesen, mit Startunterlagen (und bei Bedarf Radservice!) versorgt und schließlich sogar nochmal ausführlich gebrieft werden – die haben das hier drauf mit der Orga!
Und somit läuft der Start dann auch extrafluffig in gestaffelten 5-Minuten-Blöcken, 10min vorm Start dürfen wir schon Karte angucken und bemalen und zerschneiden (nein, es ist keine Kita-Bastelstunde, aber die Wertigkeiten stehen nicht an den Posten dran und der mit Postenbuchstaben zu beschriftende Wertungszettel ist direkt neben die Karte gedruckt, aber besser einzeln aufzubewahren) und zum Start hat dann hoffentlich jeder seinen Plan gemacht, die Teilnehmer verteilen sich chaotisch in alle Winde (die Strecke war nicht so angelegt, dass es sich anbot, in irgendeine bestimmte Richtung zu starten und zu enden, sondern im Grunde gab’s 2-3 Richtungen für Start und Ziel und tatsächlich gab’s auch Menschen, die Option 3 zogen und gleich zu Beginn ihr Rad senkrecht neben der imposanten Zwölfmorgental-Skischanze hochtrugen – nicht unbedingt sinnvoll, aber heroisch).
Ich entscheide mich für den Ansatz, mich erstmal im laufenden Rennen warmzufahren, also bergab in die Stadt und dann weiter zur Sonderpostenstrecke. Die wurde zwar angekündigt als “was für Bergziegen”, aber liegt günstig auf dem Weg zum allerwertvollsten Posten im Südwesten, und da ich noch schlafe und bei meiner heutigen Gesamtform damit rechne, maximal ein Drittel der Posten zu holen, hat der Priorität. Es geht natürlich bald bergauf, ich finde schnell in den kleinsten Gang und arbeite mich dann eben langsam aufwärts, irgendwann dann doch leicht irritiert, wo denn nun mal ein Posten steht (auf ca. 4km Strecke sollten 3 Posten irgendwo am Wege stehen, selbstständig zu finden), aber ein Mitfahrer ist genauso verwirrt und wenn ich das geplant hätte, hätt ich die Posten ja auch ganz hinten in die Wendestelle und oben aufn Berg gestellt. In der Wendestelle ist nur auch keiner, erst recht spät am Berg begegnet mir mal einer und ganz oben aufm Berg auch, aber das waren dann wohl offenbar 2 von 3 und ich hab einen übersehen, Mist (und außerdem ganz bisschen Zeit damit verplempert, versehentlich in den falschen Weg am Berg reinzufahren, was ich erst kapierte, nachdem ich mich durch 100m Brombeeren gewurstelt hatte).
Aber hilft ja nischt, weiter, das dann immerhin einfach zu orientieren, obwohl wir uns im Westen viel am Kartenrand bewegen (dafür gab’s aber eine anständige OL-Karte, das ist auch viel wert). Einziges Manko sind vielleicht die Postenbeschreibungen, die etwas weniger prosaisch ausfallen als noch in der Dübener Heide (“Felsen” ist halt ein mäßig hilfreicher Hinweis, wenn da kein eindeutiger Felsen steht, jedoch viele große Steine rumliegen), aber weil Anke in jeder Hinsicht die Beste ist, hilft sie mir sogar beim Suchen des Minipostenschirms.
Dann ist sie aber endgültig weg, ich muss mich halt mit dem begnügen, was meine Beine hergeben, und eiere weiter, dann aber doch bald mal ins Tal Richtung Steinerne Renne und Schmalspurbahn. In der Bahnunterführung ist offenbar Streckenhalbzeit, gefühlt das halbe Teilnehmerfeld treffe ich da, unter anderem Justus, der mir entgegen kommt. Nach der Halbzeit wird natürlich auch mein Plan schwammig; ich fahre bergauf, finde dann den 35er-Posten zeitlich zu gewagt, fahre also doch in die andere Richtung und hole zwei 20er, wobei sogar die Feldquerung funktioniert (man konnte das fahren, aber ich nicht!), hab dann doch noch überraschend viel Zeit übrig und mach schon große Pläne für den Heimweg, missdeute dann aber die Höhenlinien, rausche das Kalte Tal runter und bin an der Gabelung ganz überrascht, dass ich nun nochmal 90Hm hoch statt runter muss. Ächz. Da sehe ich die pünktliche Zielankunft schon schwinden, aber anscheinend sind nach 3h meine Beine dann doch mal warm, ich hole noch die beiden fast auf dem Weg liegenden Posten, wurste mich durch drei überraschend in der Abfahrt liegende Bäume und komme total pünktlich mit -5min ins Ziel, wo es engagierte Anfeuerung für die letzten Meter und anschließend ein hervorragendes Buffet (und heiße Duschen!) gibt. Die Wernigeröder können MTBO sehr gut und aktuell hat die Veranstaltung auch noch einen superfreundlichen, familiären Charakter – wir kommen gerne wieder!