Any day could be the last nice day for a long time.

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If I am dead, where do I go from here?

Justus: 'Hast du alles?' - 'Meinen Orientierungssinn hab ich daheim vergessen.' - Heidi: 'Das macht nischt, wir kriegen ne Karte!'

So, und nu fährt Häuptling Ironjaw also nach zwei trainingsfreien Monaten zur Deutschen Meisterschaft. Sichi. Dafür qualifizieren muss man sich im MTBO ja zum Glück nicht, man kann also gut mit dem Ziel antreten, halt in <3h wieder aus dem Wald rauszukommen. Ich war schonmal besser beisammen, das allein wird vermutlich schon hart genug. Ich starte gemeinsam mit einer D60-Gegnerin, der Weg zum ersten Posten ist der gleiche, sie fährt mir weg. So wird das heute. Weiters hatten wir ja überlegt, ob in den "Krausnicker Bergen" wohl tatsächlich ein Berg zu finden ist, ist ja Brandenburg, aber schon vorm zweiten Posten muss ich warme Kleidung ablegen und erstmals schieben. Das ist hier allerbestes Kackwellenreiten (Kackwelle = offizieller Fachbegriff für Geländeerhebungen <100Hm), lauter so senkrechte Minihügel aus Sand, und in den Senken immer n Baumstamm quer oder ne Rinne oder sonst irgendwas, das dynamisches Durchrasen verhindert, hier würden sich paar Wadenmuskeln ganz gut machen, aber naja, muss jetzt so gehn. Bogenschützen im Wald bei Justus: 'Jetz is frei!'

Bis zum 9. Posten orientiere ich gar nicht mal so doof, aber der Mangel an Beinmuskeln stört doch so bisschen: sobald ich die Forstautobahn verlasse, steh ich einfach. So komm ich nach dem 9. Posten dann auf die doofe Idee, den Umweg via Straße zu fahren, aber so viel schneller bin ich da dann auch nicht, da weht nämlich Wind, also zurück auf die Sandpisten, schon egal. Im Finale gerate ich vorm vorletzten Posten auf einen falschen Weg, kapiere das aber erst, nachdem ich meine Lunge fast ins Moos gekotzt hab, um auf eine steile Kuppe raufzukommen, wo ich gar nicht hin musste. Yay. Völlig fertig ins Ziel gefallen, alle sind im Eimer, also alle außer Leibi (H60): “Was isn jetz, gehmer jetz noch ne Runde Radfahren oder was?”

Bier öffnen am Lagerfeuer mit DM-Medaille

Nach sehr gutem Abendessen (die Jugendherbergsköchin hatte bestimmt nicht mit den MTBO-Heuschrecken gerechnet) und Lagerfeuer sind wir dann am nächsten Morgen ausreichend genesen für noch ne Mitteldistanz. Ausreichend, aber nicht optimal: der Weg zum Start führt 400m durch die Sandgrube und danach hab ich das Gefühl, jetzt eigentlich genug geleistet zu haben für den Tag. Aber nein, der Startpiep kommt, wir suchen noch kurz den gut versteckten Orientierungsbeginn und dann muss ich hardcore Höhenmeter rausoptimieren, um das heut irgendwie zu überleben, weshalb ich viel sinnlose Umwege fahre und abermals keinen Stich sehe. An der Schiebekackwelle am Aussichtsturm auf dem Wehlaberg denk ich kurz drüber nach, da jetzt einfach zu sterben, aber dann geht’s endlich wieder in den flacheren Osten der Karte, ich komm plötzlich vorwärts, sehe vereinzelt noch MitfahrerInnen und kann sogar noch paar Leute überholen, sodass ich mit einem wunderbar triumphalen Gefühl ins Ziel rolle: ich hab’s voll drauf, ich bin nicht Letzte geworden! Und mehr war dann wohl auch nicht zu erwarten, nächstes Mal vielleicht mal trainieren vorm Wettkampf?

Juja mit unförmiger Karte auf dem Halter: 'Guck, ich musste heute nicht umbasteln!' - Justus: 'Ui, du hast dir eine Reliefkarte gebaut!'

Somebody put me together

Abgeschnittene Beine auf einem Hochstand: 'Hier oben is nischt.' - Stimme aus dem Gebüsch unten: 'Oh, hier!' - Uwe: 'Ein O?'

Ich hab’s endlich geschafft, die letzten paar Wettkämpfe 2024 zu illustrieren, womit wir jetzt die ungute Korrelation beobachten können, dass ich anscheinend nur nach Kiefer-OPs zeichne. Sollte das stimmen, wird das hier künftig ein Textblog; ich hab jetzt wahrlich oft genug glatSup500 gegessen.

Jeder Wettkampf könnte der letzte des Jahres sein. Erstmal sind ja sämtliche Augustpläne nachhaltig auf den Asphalt gekracht, das Zombiegesicht wurde neu verschraubt (das klingt jetzt fies, aber alle, die mir danach begegnet sind, waren enttäuscht, wie unspektakulär ich aussehe) und zwei Monate bin ich zu Wiedereingliederungszwecken aufm Rad fast nur Strecken gefahren, die vernünftige Menschen zu Fuß zurücklegen würden – und Ende September, während die konstituierende Sitzung des Thüringer Landtags munter vor sich hin eskaliert, probieren wir’s halt mit Ablenkung durch Wettkampf, und zwar die MTBO-Challenge in der Märkischen Schweiz (4h Score im Zweierteam), kann ich überhaupt noch vier Stunden aufm Rad sitzen oder kipp ich nach der halben Zeit schon um vor Erschöpfung?

Kastanienzweig

Überleben ist heute also mein Hauptziel; immerhin ist der Quatsch mit der Sommerhitze jetzt mal vorbei, zum Wettkampf gibt’s zart zweistellige Temperaturen und Sonnenschein und Sturmwind, mangels Alternativen gradso machbar in kurz-kurz. Als zusätzlichen Windschutz stellt der Veranstalter die Postenbeschreibung zur Verfügung: mit dem beidseitig in Schriftgröße 6 bedruckten A4-Zettel auf der Brust hab ich’s schön warm. Justus’ Neigung zu fast unsichtbaren Rumpelwegen heizt mir auch ein und wir sind vergleichsweise flink dabei in der Feinorientierung: an den Posten sind wahlweise Spraybuchstaben oder kleine laminierte Zettelchen zu finden oder Leitersprossen zu zählen, da kann man viel Zeit lassen oder gewinnen; Uwe fährt doppelt so schnell wie wir und steht am nächsten Posten dann doch jedesmal wieder suchend rum, Hirn geht heute gut bei uns.

Im Wald vor einem Hochstand, Justus zählt, Juja mit Notizzettel, Uwe: 'Klassischer Sechser.'

Außerdem hatten wir vermutlich noch bisschen Glück mit unserer Routenwahl: wir haben grob die halbe Karte geschafft und auf unserer Südrunde lagen wohl doch noch ein paar Punkte mehr rum als im Norden, sodass wir mit zwei Posten weniger als Team “Immer auf der Suche” trotzdem in der Punktwertung siegen konnten – und dazu hatte ich mal wieder richtig Spaß am Radfahren, allein dafür hat sich’s voll gelohnt.

Mood.

Bild von 2016.
Vorfristig erstellter und automatisch veröffentlichter Post, aber ich wette, der passt trotzdem.