Your Next Move’s Not Written

Endlich gibt’s wieder in regelmäßigen Abständen MTBOs, das stimmt mich immer noch euphorisch! Dieses Wochenende ist Petzow dran – im schon bekannten KiEZ “Inselparadies” veranstaltet der OLV Potsdam ein MTBO-Wochenende.

Am Samstag Nachmittag geht’s los mit einer Langstrecke, aber die logistische Herausforderung gab’s schon sieben Stunden vorm Wettkampf: zu nachtschlafener Zeit aufstehen, zum Bahnhof rollen, im Dämmerzustand nach Michendorf tuckern, von dort in Seniorentempo zum vermuteten WKZ in Petzow radeln, kein WKZ vorfinden, weiter zum Start bei Ferch rollen. Da haben wir also schon knapp 20km in den Beinen, eh das Rennen losgeht, und die paar Frühstücksbrötchen sind vermutlich auch schon fast durch. Hätte man sich denken können, wenn man nicht so müd gewesen wär.

Ich steh also auch im Dämmerzustand am Start, die ersten drei Kreuzungen laufen im Standbymodus, immerhin aber richtig, und dann ist mein Hirn auch endlich wach und dabei. Die Überraschung des Tages ist, dass wir uns zwar in Brandenburg befinden, aber flach ist das hier noch lange nicht; auf 30km Strecke finde ich über 300Hm, alles verteilt auf garstige Minianstiege. Das zehrt, und auch die Wegequalität ist reines Glücksspiel: was in Brandenburg als gut befestigte Straße auf der Karte eingemalt ist, kann in Wirklichkeit ein Streifen historisches Buckelpflaster mit tiefen Sandgruben links und rechts sein (hier hat’s auch lange nicht geregnet!), insofern kann es passieren, dass sich Trails und Schneisen sogar etwas schneller fahren lassen. Allerdings kann’s auch passieren, dass Trails und Schneisen einfach völlig verwachsen oder von kürzlich umgestürzten Bäumen versperrt sind, das kann man nur durch den Versuch feststellen. Ist aber auch nicht das Hauptproblem, denn nach dem halben Rennen ist einfach arg mein Akku leer, die zugeführte Notnahrung hilft kaum und ich bin ganz froh, als ich nach einer letzten Fehlentscheidung (Peer Pressure – wenn da vor mir zwei Profiherren in die falsche Richtung fahren!) endlich ins Ziel rolle.

Nach einem gemütlichen Abend am See sind wir dann am Sonntag Morgen überraschend gut regeneriert für den 20-Seen-MTBO (4h Score im Zweierteam), aus Vereinfachungsgründen haben wir diesmal ca. 20m entfernt von der Startlinie genächtigt. Und ich hab sehr ordentlich gefrühstückt, Energiemangel wird also mal nicht das Problem. Vielleicht aber die Planung: wir können beide nicht abschätzen, wie viel von der Karte wir wohl abzufahren schaffen und ob die Sonderwertung realistisch ist, na egal, erstmal in irgendeine Richtung los, der Rest ergibt sich dann schon. Am ersten Posten kraxeln vor uns schon vier weitere Teams auf Postensuche über einen Erdwall, Justus findet ihn und wir kommen zügig weiter. Gleicher Spaß beim zweiten Weinbergposten (ja, es gibt/gab hier Wein-“Berge”!), die real existierenden Wege entsprechen nur marginal der Karte und wir wurschteln uns mit drei anderen Teams in einen bescheuerten Sandweg rein, eh Justus dann endlich mal meine Zweifel erhört und wir mit der ganzen Mannschaft umkehren und den unsichtbaren Abzweig zum Posten finden.

Nachdem im Norden viel besiedeltes Gebiet auf hauptsächlich Asphalt zu durchqueren war, wird’s im Süden der Karte nun wieder deutlich sandiger – wenn der Matschreifen diesjahr schon bisschen sinnlos erscheint, taugt das Profil immerhin hierfür. Die Moral bleibt jedenfalls hoch, wir sind für jeden Spaß zu haben: “Oh, das ist kein Weg. Also, das ist schon genau der Weg, den wir nehmen wollten, aber… ach egal, lass ma da lang fahren.” (Und während man durchs Moos holpert und sein Rad über umgestürzte Bäume hebt, kommt einem ein ebenso bescheuertes Team entgegen, so ein schöner Sport.) Außerdem kommen wir gut voran, die Sonderwertung muss also doch drin sein, also einmal wildromantisch parallel zur Autobahn quer über die Karte, Sonderposten abgehakt, und wieviel Zeit haben wir eigentlich noch? Justus überredet mich zu seinen ambitionierten Plänen und das haut soweit auch hin, nur vorm letzten anvisierten Posten am Krähenberg geraten wir in eine Sackgasse, brechen den Versuch dann doch ab und rasen erstmal zurück Richtung Ziel, wo wir dann aber natürlich noch Restzeit haben und deshalb noch schnell zu einem Zehner in der Nähe und zurück bolzen, ohne irren Zielsprint und zwei Minuten Strafzeit ist es schließlich kein richtiger MTBO. Es hat sich jedenfalls gelohnt, es gab lokalen Wein für uns und wir kommen gerne wieder!