Platz da

Das war ein überraschend zeitiger Saisonstart 2020 (damals, in der Zeit, als man noch wohin fahren und Menschen treffen konnte): ein Wochenendausflug zum Zirkelstein bei Reinhardtsdorf, wo ich irgendwie gleich zweimal zum OL gemeldet wurde, und zwar Seniorenklasse, yay. Am Samstag Abend geht’s los mit Nacht-OL, das hab ich zwar diesen Winter tatsächlich so bisschen geübt, aber vor uns steht ein großer dunkler Wald und da zweifle ich schon ein wenig an meinen Fähigkeiten. Es ist bisschen kalt und stürmisch, im Wald zum Glück weniger, und am Start wabert das Gerücht umher, nasse Füße seien obligatorisch. Na prima.

Halb acht Start, hinein in die Finsternis. Die Richtung find ich schon, der Kompass ist mein Freund, aber ich hab absolut kein Gefühl für Distanzen. Bin ich jetzt am Wurzelstock schon vorbeigelaufen oder kommt der erst noch? Zickzack durch den Wald, Fremdlichter helfen. Die vielfältigen Schattierungen der Karte aber eher nicht, im Dunkeln ist der Hochwald irgendwie voller Dickicht und der ganze Wald ist aufgeweicht vom Wetter der Vorwoche, da sind die Grenzen zwischen Erdboden, Sumpf und Bach im wahrsten Sinne des Wortes fließend. Und überall stehen Bäume im Weg rum, man wurschtelt sich immerzu durch kleine Fichten, allerdings hör ich dabei auch gelegentlich jemanden in meiner Nähe fluchen, das verbindet. Meine Orientierung haut auch erstaunlich gut hin, hat das OL-Training doch was gebracht? Immerhin versteckt sich erst der achte Posten so hartnäckig vor mir, dass ich ein bisschen grantig werde und einfach drauf scheißen möchte, aber nach drei Schleifen taucht er dann überraschend doch einfach auf. Zum Ende finde ich dann auch noch den kleinen Sumpf, dessen Querung aus meinen feuchten Füßen klatschnasse Füße macht, Ziel erreicht, ab nach Hause und ins Bettchen.

Sonntag Vormittag starten wir dann nochmal zur Mittelstrecke bei Tageslicht, das ist vielleicht weniger furchteinflößend, aber irgendwie haben wir halt doch so bisschen müde Beine vom Vortag. Ich orientiere dann auch gar nicht mal so blöd, aber gefühlt sind alle anderen dreimal so schnell wie ich, während ich an mehr als einem Steilhang drüber nachdenke, mich erstmal hinzusetzen und Päuschen zu machen, weil ich grad einen Puls hab wie ein nervöser Feldhamster. Meine Kompassläufe funktionieren alle einwandfrei, aber querfeldein balanciere ich nur ungeschickt auf den Überbleibseln der Forstwirtschaft, während die anderen durch den Unrat hüpfen wie junge Rehe. Was ist denn da der Trick? Training etwa? Na egal, ich komm ja auch untrainiert irgendwann ins Ziel, für heute reicht’s so.