Let’s Get Lost
I don’t learn from my mistakes, that’s a fact and also the reason why I agreed to do the Tri-O-Lon in Brandenburg once again. Because of all these nice people! Please switch to German for the long version. I don’t actually care whether you understand German or not.
Wir halten fest: ich lerne überhaupt nix aus Fehlern. Beim Lamer Adventure Race wieder mit nackigen Knien zum Nacht-OL angetreten, kurz danach erneut zum Tri-O-Lon in Brandenburg angemeldet. Wegen der guten Gesellschaft halt!
Am Samstag Morgen fahr ich drei Stunden lang durch verschiedene Intensitäten von Schrottwetter und freu mich schon auf optimal verdichtete Sandwege, aber um Berlin klart’s plötzlich auf und wird trocken. Selten so über schönes Wetter geärgert. Hervorragend vorbereitet wie üblich, hab ich als Veranstaltungsort nur entfernt schonmal was vom KiEZ Frauensee gelesen, aber dort deutet irgendwie nix auf Wettkampf hin – die Rezeptionistin der Anlage mit starkem DDR-Ferienlagercharme schickt mich freundlich und bestimmt zu Bungalow 3, an dessen Eingang zwar ein dekorativer kleiner Postenschirm hängt, aber drin sind nur Chaos und Doppelstockbetten erkennbar, ich rufe also mal vorsichtig “Hallo?” und als ich bei “Herein” die Tür öffne, steht vor mir der Rennleiter, der sich soeben mal ne Unterhose anzieht und schimpft, dass ich zum Ausbringen der Posten zu spät komme und zum Wettkampf zu früh, aber in ner halben Stunde könne ich gern mal gucken, ob ich an der Ostseite vom See ein Wettkampfzentrum finde. Willkommen beim OL.
Also erstmal Rad auspacken, Mittag essen, dann mal gucken, ob ich das Wettkampfzentrum und die anderen finde, die immerhin schonmal den offiziellen Parkplatz gefunden haben. Am Ostufer melde ich mich an, direkt gebrandmarkt: “Oh, du bist die ohne Verein.” Ja Scheiß, ich bin der einzige Nicht-OLer hier, ich weiß, ich werd heute von Wölfen und Bären gefressen! Eh ich mir darum aber ernsthafte Sorgen machen kann, taucht Undi auf, gefolgt von ihrer Familie, und wir können uns nachfolgend gemeinsam Sorgen ums Wetter machen: es ist kalt und windig und wir stehen alle fröstelnd vorm Schwimmstart, der dann auch bisschen überraschend kommt, meine Brille ist unvorbereitet und beschlägt fleißig, ich seh die Karte kaum, also Brille ab, Karte lesen, wie gingen nochmal OL-Karten? Wo bin ich überhaupt, und wo will ich hin, und warum schwimmen die anderen alle nach rechts? Brille wieder auf, bisschen kraulen, für ne kleine Fehlnavigation ist auch noch Zeit, immerhin lasse ich die größere Fehlnavigation der Herde aus, manchmal hat geistige Behäbigkeit auch Vorteile. Erstaunlich, dass ich trotzdem ne Länge hinter Justus bleibe und kurz nach ihm das Wasser verlasse.
In der Wechselzone stehen schon mehrere nackige Menschen rum, auch sowas, was beim echten Triathlon ja leider nicht vorkommt. Als guter Triathlet bleib ich natürlich einfach in nassen Sachen und schaffe es somit, gemeinsam mit Justus die Radkarte zu bekommen, aber ca. drei Sekunden später ist er davongerauscht und ward nicht mehr gesehen, während ich eine längliche Bedenkzeit brauche, um festzustellen, wo’s weitergeht. Eigentlich hat mich die Anfahrt schon geistig verbraucht, jetzt gibt mein Hirn nicht mehr soviel her, die ersten paar Posten kann man nur schwer verfehlen, aber vorm sechsten bau ich richtig Mist (die Mountainbikerprägung halt: warum sollte ich auf Asphalt ausweichen, wenn da ein erstklassiger Holperweg zum Posten führt?), und da hat mich dann auch Undi eingeholt und wir können bisschen Adventure Race spielen: die Hälfte der Posten zeigt sie mir, die andere Hälfte ich ihr, und jeder beherzte Versuch, bisschen Vorsprung rauszufahren und Abstand zwischen uns zu bringen, scheitert schließlich wieder an irgendeiner Dämlichkeit meinerseits, sodass wir gemeinsam zum Wechsel kommen.
Immerhin Wechsel kann ich, aber Laufen kann ich mal nicht. Also schon wegen der Beine, nicht nur wegen der Orientierung. Allerdings: gemeinsam mit Undi, und gemeinsam mit ihrem Leihkompass, der verlässlich den Norden findet, was schon hilfreich ist, denn diesmal geht’s eigentlich nur schräg durch den Wald, mit meinem Schrottkompass wär ich verlorengegangen und von Wölfen gefressen worden, aber so find ich sogar selber den richtigen Kurs. Am fünften Posten enteilt mir dann Undi, sie hat halt doch noch bisschen fittere Beine, aber wenig später holt mich Martin ein und hat anscheinend keinen Bock mehr, jedenfalls läuft er anschließend mit mir zusammen und lässt mich auch gern die Route bestimmen (Telekolleg OL: querfeldein unter Aufsicht für Anfänger).
Jegliche Versuche, uns wieder zu trennen, missglücken, bis er mir drei Posten vorm Schluss dann doch noch abhaut. Da hab ich ja Gelegenheit, beim vorletzten Posten nochmal Mist zu bauen, sonst wär’s ja auch zu einfach: in nen Weg rein, Distanz stimmt, Postennummer stimmt bloß nicht (das hab ich ja nun doch gelernt) und Objekt auch nicht (die meisten Objektsymbole sind mir zwar eh entfallen, aber ein Hubbel war jedenfalls mal kein Wurzelstock). Also zurück auf den Hauptweg, doch noch weiter? Nee, verkehrt, zurück, und irgendwann find ich den Posten dann doch (sie sind diesmal auch gar nicht so gut versteckt, der Wald gibt nur wenige Gruben und Gräben her). So, ich bin im Arsch, ich will ins Ziel – immerhin sind hier ja nun schon alle versammelt und können für mich Spalier stehen, ich bin ne halbe Stunde vor Zielschluss angekommen, meine Schuhe sehen hinterher immer noch vorzeigbar aus (dabei hatte ich mir doch vorgenommen, sie heute endlich wegzuschmeißen!), ich bin nicht unterwegs gestürzt, hab alle Posten gefunden und dem Hörensagen nach ist irgendwer sogar noch nach mir im Wald, aber wer weiß das schon, Ergebnisse gibt’s erstmal nicht. Abschlussplantschen und dann perfekt vorm Platzregen am Auto und auf zur Abendgeselligkeit…