Any day could be the last nice day for a long time.

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Category: Irgendwas mit Comics

You can’t win

Meine letzten Joggs haben gezeigt: ich bin beim OL nicht langsam, weil ich schlecht orientiere. Sondern weil ich langsam bin. Und das kann ich hier eindrucksvoll beweisen. Beim Thüringer Ranglistenlauf Lang in Wolfersdorf muss ich eigentlich weniger Strecke und Höhenmeter zurücklegen als bei der Radebeuler Saisoneröffnung – 5,3km mit 220Hm sind angesagt, im ersten Überschwang kann man leicht auf die Idee kommen, das sei ganz entspannt zu schaffen, aber dann steht man da im Wald, hat ganze 30m joggend auf einem Weg zurückgelegt, und ab da geht’s querfeldein steil hoch und steil runter durch einen stark bewirtschafteten Wald, der in den seltensten Fällen belaufbar ist, jedenfalls mal nicht von mir. Die Karte gibt mir auch Rätsel auf, meine Auffassung von Hochwald ist anders und die Grenzen zum Dickicht sind nicht immer erkennbar, Schneisen sind in den seltensten Fällen richtig eingezeichnet und man kann sich auch nicht drauf verlassen, dass im Wald stehende Menschengruppen auf Posten hindeuten, vielleicht sind das auch einfach nur Pilzsammler (reiche Beute, selbst für Menschen ohne Pilzauge).

In einem kleinen Sumpf batsche ich mit beiden Füßen bis zum Knöchel in die Pampe, wenig später ist das Dickicht dann wirkliches Dickicht, quasi nur kriechend zu durchqueren. Meine Laune war schonmal besser, immerhin eint uns alle der Schmerz und mehr als einmal ist der Posten da, wo kurz vorher ein erschrockenes “Aua!!” herkam. Nix ist hier laufbar. Noch ne kleine Klettereinlage, Bachquerung mit Fußbad, und nach acht Posten erreiche ich dann erstmals einen Weg und hätte die Chance, mal mehr als 10m am Stück zu joggen, aber da bin ich schon viel zu fertig dafür, heute ist Wandertag. Es geht dann nochmal steil hoch, übrigens kann ich nicht mehr, ich prüfe schnaufend die Eignung des Bodens unter mir als Nachtlager. Ginge schon, wenn man die Kiefernzapfen bisschen wegräumt. Oben simple Posten und mehr Wege, die zu laufen ich kaum noch in der Lage bin, am vorletzten Posten verwechsle ich dann auch noch, wo ich grad hin will, ich bin echt durch, wanke grad noch zu den letzten zwei Posten und dann runter ins Ziel, ich möchte mich bitte nie mehr bewegen. Na jedenfalls nicht in der nächsten halben Stunde.

Let’s get this party started

Und gleich nochmal Wettkampf: fast fühlt sich’s an wie normaler Sommer, aber halt nur fast, denn es ist Mitte Juli und dies ist die Radebeuler Saisoneröffnung im OL. Also Lauf – wir waren beide seit Anfang Juni nicht mehr joggen, aber naja: “Lass ma zum Wettkampf anmelden, da laufen wir wenigstens überhaupt mal!” Diesmal bin ich überraschend der Seniorenklasse entstiegen, obwohl ich eigentlich wirklich keine Ambitionen hab – mich erwarten also 6,3km mit 355Hm, das wird lustig. Gelernt hab ich natürlich auch nix, ich gehe mit nackten Knien an den Start, die ich mir nachfolgend in Wald und Feld von Brennnesseln, Pollenausschlag, Holzschnitt und Brombeerdornen intensiv verzieren lasse. Kompasskurse hauen auch nicht mehr so richtig hin, könnt ich mal wieder üben. Aber gemütlich ne Runde laufen war ja das Ziel, das hab ich gemacht (ich bin die, die so langsam ist, dass die OL-Kinder sie nach dem Weg fragen, weil’s bei mir ja offenbar eh nicht auf ne Minute ankommt), und zum Abschluss gab’s ein erfrischendes Freibad zum Plantschen, also alles sehr gut, gerne wieder.

Can we do it again tomorrow

Eigentlich ist OL/MTBO ja der ideale Sport für so ne Pandemie: man ist draußen, man sieht kaum mal einen Menschen, und insgesamt gibt’s eh nur drei Teilnehmer (ok, ein paar mehr, aber jedenfalls wenig). Trotzdem ist das MTBO-Wochenende bei Dresden die erste und womöglich letzte MTBO-Veranstaltung dieses Jahr, nichts wie hin da!

Los geht’s am Samstag mit einer Mittelstrecke bei Rochwitz, grob 10km, allerdings für mich auch fast 400Hm, das wird vermutlich anstrengender, als ich das im Sinn hatte. Mir fehlt völlig die Routine diesjahr, ich bin furchtbar hibbelig und lege fast einen Fehlstart hin, eh ich dann doch plangemäß meine Karte bekomme, in den Wald rolle und mich etwas beruhige. Die Karte ist jedenfalls super und ich komm schnell wieder rein, stelle nur fest, dass ein Effekt des verstärkten OL-Trainings ist, dass ich jetzt dringend die Karte mitdrehen muss, also nochmal kurzes Päuschen, um sie so auf dem Kartenhalter zu befestigen, dass sie in keine Richtung davonfliegt. Die Wege sind das wunderbare Optimum von kleinen fahrbaren Wurzelpisten, die grad soviel Kraft und Koordination erfordern, dass es noch sehr viel Spaß macht und auf keinen Fall langweilig wird, da kann man also richtig mountainbikern, muss dazwischen noch Karte lesen und vielleicht sogar bisschen denken, gleich drei Wünsche auf einmal! Grandios, endlich wieder MTBO zu fahren. Es gibt feine Aussichten über die Elbe auf Dresden, ich schließe immer mehr Freundschaft mit dem Stück Wald hier (über einen umgestürzten Baum klettere ich im Laufe des Rennens tatsächlich vier Mal), am Fernsehturm gucken wir auch mal vorbei, und ich finde sogar ein paar Anlässe, mein Rad zu schieben, Dresden hat doch Berge, und es wär hier schon hilfreich, wenn ich technisch nicht ganz so’n Depp wäre. Nach knapp zwei Stunden bin ich dann endlich durch, der Zielschluss war ganz schön sportlich angesetzt. Das war anstrengend. Aber schön. Aber anstrengend!

Zielkuchen, Riesensofteis, dann Abendverpflegung vom Grill und selbstgebrautes Bier von meinem Brüderchen, ausschlafen, und los nach Pirna, wo am Sonntag der Elbtal-MTBO (2h Score) stattfindet – wahlweise einzeln oder im Zweierteam, wobei auch Zweierteams pandemiebedingt einzeln fahren müssen, die Punkte werden dann einfach addiert. Wieder bin ich hibbelig und obwohl der Himmel bisschen grauer aussieht, ist es immer noch unmäßig heiß. Läuft heut nicht so für mich: ich brauch erstmal eine kleine Ewigkeit, um in die Karte reinzukommen, weil ich irgendwie die Info verpasst hatte, dass der Start 700m entfernt vom Start eingemalt ist, und erst nach der kleinen Ewigkeit komm ich auf die Idee, mal auf ne Uhr zu gucken, womit ich nun nur noch raten kann, wann ich eigentlich gestartet bin (die Startzeiten entsprachen eher Phantasie des Veranstalters als der Uhrzeit). Auch die Karte selbst bereitet mir leichte Schwierigkeiten – Strichstärken der Wege geben Auskunft über Fahrbarkeit, nicht aber über Sichtbarkeit, und so rolle ich mehr als einmal an einem Abzweig vorbei. Und gucken kann ich auch nicht, ein paar Blödheitsfehler sind also auch noch drin. Aber auch diese Karte enthielt ein paar malerische Wege – wenn’s schon strategisch nicht sinnvoll war, in die Berge zu fahren, dann doch zumindest landschaftlich. Bergab dann Zielsprintmodus: der eine Posten geht bestimmt noch und der da liegt ja auch quasi am Weg und dann könnte man noch schnell zu dem und wenn ich diesen hier liegen lassen würde, wär’s auch ärgerlich – wunderbar. Mein Zeitlimit hab ich dann auch ziemlich gut geraten, bin pünktlich ins Ziel gekommen und dann ging’s direkt in den Badesee… Das war ein sehr gutes Wochenende!