Liveblog: Das große Finale

Moinmoin, zum Finale hat sich hier alles versammelt: heute bekommt ihr die volle Mädchendröhnung, denn außer mir sind auch noch Manu, Traudel und Jule anwesend, die ebenfalls ihren Senf dazugeben werden. Weil ich damit rechne, dass wir uns im Laufe des Abends neben den anspruchsvollen musikalischen Beiträgen auch ein wenig mit dem anwesenden Alkohol beschäftigen werden, der mein Getippe wieder arg beeinträchtigen könnte, werden die Kommentare heute aber womöglich etwas spärlicher ausfallen als in den Halbfinal-Liveblogs. Verzeiht mir und habt trotzdem Spaß (das sag ich vermutlich zu einer leeren Menge…)!

So, wir sind also bereit, der Countdown läuft schon fast, der Fernseher aber auf jeden Fall. Wir haben außer halbrohem Hefeteig in Stockbrotform noch förmlich nichts zu uns genommen und gleichzeitig mit reichlich Bowle vorgeglüht. Ich vertipp mich jetzt schon. Das wird ein lustiger Abend.

Peter Urban begrüßt alle möglichen Zuschauer… ob wir wohl als “zu Hause” oder als “Party” zählen?

Das Kleid von Anke Engelke ist super. Das von Judith Rakers immerhin auch gewagt. Aber die Frisur von Anke ist ja wohl ein Witz… Manu findet es nicht ok, bei der Moderation des “wichtigsten Musikereignisses des Jahres” einen Pferdeschwanz zu tragen.

Um Gottes Willen, Stefan Raab hat ne Gitarre in die Finger gekriegt und lässt Anke den “Satellite” machen. Aber hey, in dem Kontext “I even did my hair for you” hat der Pferdeschwanz ja doch wieder was… Die Bigband-Version ist nett, das ist besser als das Original! Und sogar Lena darf nochmal mitmachen. Es hat zwar ein Jahr gedauert, aber inzwischen find ich den Song gar nicht so schlecht.

Es geht los! Jule ermittelt unser aller Favoriten. Man fragt sich, wozu.

Finnland: Paradise Oskar “Da Da Dam” Dass dieses Lied ironisch gemeint war, war mir im ersten Durchlauf völlig entgangen – war “Ein bisschen Frieden” womöglich auch Ironie? Nach einigen Malen Anhören find ich es auch viel besser, und auch in Interviews kam der niedliche Axel viel sympathischer rüber, als ich ihn auf der Bühne finde. Einer meiner fünf Favoriten heute.

Bosnien und Herzegowina: Dino Merlin “Love in Rewind” Ich hab den Eindruck, Dino hat vor dem heutigen Auftritt noch ein Tässchen Klosterfrau zuviel gekippt – das ist dann doch melodisch sehr viel wackliger und insgesamt viel weniger lebendig als im Halbfinale. Schade, so wird’s mein zweiter Favorit nicht weit bringen. Der Stimme nach klingt der aber ganz schön alt… der ist doch bestimmt 45?!

Dänemark: A Friend in London “New Tomorrow” Schöööön! Wenn’s nur die Iren nicht werden, können von mir aus auch die gewinnen. Auch wenn mir die Frisur nicht gefällt. Die Dänen haben sich seit dem Halbfinale zumindest stimmlich verbessert. Aber dieses rückenfreie Hemd – war das nötig? Und was ist dieses Tattoo eigentlich? Ich glaube, ein Alien mit Surfbrett. Ok, doch sympathisch.

Litauen: Evelina Sašenko “C’est ma vie” Gewohnt dramatische König-der Löwen-Ballade. Ich find, die ähnelt sehr der Gitte Haenning… Ist das Gebärdensprache? Wobei ich mir kaum vorstellen kann, dass sich Hörbehinderte den ESC anschauen… – Vielleicht grade die? Da erträgt man vieles leichter.

Ungarn: Kati Wolf “What About My Dreams” Da waren jetzt schon mehrere Frauen mit so großen Nasen dabei… Stimmt, die hat wirklich ne große Nase, und n großen Klunker, aber für 36 noch gute Beine. Aber dass die immer so kurze Kleider tragen müssen…

Irland: Jedward “Lipstick” Irland! Neeeiiiin! Wir sind uns einig, dass wir die furchtbar finden. Leider hört man, dass die inzwischen als Favoriten gehandelt werden… wieso nur?! Aber schlecht isses nicht, muss man schon sagen. Wie bitte?!

Schweden: Eric Saade “Popular” Jaaa! Den mag ich! Manu und ich gucken uns grinsend an. Naja, kann ja eigentlich fast nur besser werden als im Halbfinale. Hmm, nee, doch nicht, der Eric ist immer noch genauso schlecht. Wenn er doch nur mal einen Ton treffen könnte, meinen inneren Organen zuliebe. Naja, wenn er nicht soviel singen müsste und nicht so albern gekleidet wäre, wär er immerhin noch ganz niedlich. Das ist mir zu blöd, ich geh jetzt.

Estland: Getter Jaani “Rockefeller Street” Die erinnern mich so an Bonbons. Dass das Mädchen einer Castingshow entsprungen ist, erklärt vieles – immerhin ist das aber einer meiner gestrigen Ohrwürmer gewesen (neben dem leider schon abgewählten türkischen Beitrag) und außerdem der Favorit vom Freund, da will ich mal gar nicht so sein, auch wenn die Kleine heute nicht so ganz melodiesicher ist.

Was wäre das Leben ohne Peter Urban? Zustimmendes Nicken von allen Seiten.

Griechenland: Loukas Giorkas feat. Stereo Mike “Watch My Dance” Diese Nummer find ich immer noch rundum schlimm. Das peinlichste ist vermutlich Stereo Mike, rappen im Frack zur Turnhose, das geht gar nicht. Ausgezeichnet kommt das an – ich kapier’s einfach nicht.

Russland: Alexei Worobjow “Get You” Grade jetzt sitz ich wieder auf dem Trockenen – gar nicht gut. Als alternative zum hemmungslosen Schmerzbesäufnis amüsiere ich mich darüber, dass ich da immer noch so Untertöne zu hören meine, dank derer ich mir Alexei und seine selbstleuchtenden Backgroundtänzer gut als russische Folkloretruppe vorstellen könnte.

Frankreich: Amaury Vassili “Sognu” “Die Franzosen wollen vereinen, was noch nie geklappt hat” – Frankreich und Korsika?! Ach nein, Klassik und ESC hat Peter Urban gemeint. Die Intro ist ein bisschen “Conquest of Paradise”, aber der jugendliche Pavarotti machts kaputt. Was für ein Schnucki… Zottelhaare sind halt schon was hübsches! Wenn ich die Closeups auf sein Gesicht sehe, kann ich fast nicht glauben, dass diese Stimme aus diesem Typ rauskommt. Beeindruckend. Ich krieg Gänsehaut! Ich ruinier es jetzt nicht weiter durch’s Getippe…

Italien: Raphael Gualazzi “Madness of Love” Hier wird ein wenig Jazzclub veranstaltet. Hört sich so weg, feine Löffelmusik mit kleinen Ausbrüchen, die es sympathisch machen und verhindern, dass der Mann den Rest seines Lebens an verstimmten Restaurantflügeln spielen muss. Gefällt mir überraschend gut – wie oft hat man beim ESC schon musikalische Kandidaten?

Dino Merlin verrät derweil Judith, dass er anlässlich des ESC extra ein fünfzehn Jahre altes Jackett trägt. Jetzt, wo die eventuell doch vorhandene Aufregung von ihm abgefallen ist, ist er sowas von sympathisch – man sollte trotzdem für ihn stimmen… Nebenbei beginne ich, am Löffel zu nuckeln und erst nach mehreren Sekunden zu bemerken, dass es sich bei dem Objekt nicht um einen Strohhalm handelt. Ach, dieser böse ESC immer.

Schweiz: Anna Rossinelli “In Love for a While” Das finden wir immer noch nett, da sind wir uns einig – Jule hat’s in ihre Favoritenliste aufgenommen. Seifenblasen! Juhu!

Vereinigtes Königreich: Blue “I Can” Irgendwelche Meinungen? Ich hab irgendwie keine. Näh. Hmm. Gealterte Boyband. Aber der Song ist auch irgendwie… Nicht eingängig. Aber sie haben alle keine Brusthaare, das dürfte dir ja wohl gefallen? Naja. Macht jetzt nicht übermäßig was wett. Dann noch eher, dass ich auf den ersten Blick dachte, der ganz rechts sei mein Tauchlehrer.

Moldawien: Zdob și Zdub “So Lucky” Waren wir schon dran? Huch, was haben die denn für Hüte? Der reinste Karneval ist das ja! Ja, also die Show gefällt mir auch. Wir sind uns einig – ich konnte alle anstecken, es ist toll. Yaaaaay! So lucky! Und jetzt hüpf ich noch ein bisschen rum.

Deutschland: Lena “Taken by a Stranger” Wir sind dran! Also Lena. Das ist ein gefährliches Lied – es wird interessant dadurch, dass es melodisch etwas knifflig ist, aber dadurch balanciert unsere Kandidatin auch recht unsicher auf der Melodie, was sie durch möglichst starken Stimmeinsatz zu überspielen versucht. Nee, ich denke, dieser Song funktioniert einfach nicht in diesem Rahmen – obwohl das Publikum tobt, rechne ich uns keine tollen Chancen aus. Die gewinnt keinen Blumentopf, die kommt nichtmal unter die ersten zehn! Wer mag, darf mit Traudels Kommentar vom letzten Jahr hier in diesem Blog vergleichen…

Rumänien: Hotel FM “Change” Dazu kann ich echt nichts sagen, das ist so eine nichtssagende, glatte Kacknummer, da hält nichtmal ne Meinung dran. Den fand ich toll! Der ist so schleimig! Er hat sich beim Bau eines Waisenhauses beteiligt…

Österreich: Nadine Beiler “The Secret Is Love” Die soll zwanzig sein?! Alle bereden die Infantilisierung des ESC, aber ich finde, diese ganzen Kindchen sehen sowas von uralt aus… Was bewegt denn junge Menschen dazu, sich so ne Frisur zuzulegen? Na ok, im Closeup sieht man noch die Pubertätsakne durchs Makeup schimmern… Die ist aber auch sehr rückenfrei! Die erinnert mich an diese amerikanische Sängerin… Mariah Carey? Whitney Houston? Gefällt mir alles nicht. Jetzt aber mal sachlich zum Lied: das ist doch nicht übel! Ja, ne tolle Stimme hat sie ja.

Aserbaidschan: Ell & Nikki “Running Scared” Auch diese Nummer find ich noch genauso schlecht wie im Halbfinale – ein weiterer angeblicher Wettbewerbsfavorit, für den ich einfach keine Begründung finde… der Sternchenregen vielleicht?

Slowenien: Maja Keuc “No One” Für einen Moment hab ich jetzt echt schon die Backgroundtitten vermisst, aber mit Verspätung sind sie doch noch aufgetaucht. Melodisch ist es gar nicht mehr so schlimm, wie ich es in Erinnerung hatte… Find ich so Moulin-Rouge-mäßig… Mo-ment, hast du das etwa grade deinen Top 5 hinzugefügt?! Neenee, ich entscheid mich später noch.

Island: Sjonni’s Friends “Coming home” So rein phänotypisch erinnern die mich ein bisschen an die Polkaband in “Kevin allein zuhaus”. Trotzdem, immer noch ganz nett. Hey, das ist doch Fake, was die da machen! Du hörst das Geklimper, und der spielt gar nicht! Eigenartig. Immer wieder eine schockierende Erkenntnis, dass beim ESC mit Playback gearbeitet wird.

Spanien: Lucía Pérez “Que me quiten lo bailao” Na wenigstens die sind ehrlich und bringen von vornerein nur Luftgitarren mit auf die Bühne. Ansonsten ein austauschbarer Ballermann-Hit vor Palmenhintergrund. Das ist doch mal ein schöner Sommersong! Ihr seid sooo gegensätzlich! Peter Urban: “Lucía und ihr Hampelmannballett – die könnte doch gut auch bei Kollege Silbereisen auftreten…”

Ukraine: Mika Newton “Angel” Dieses Lied hab ich nun schon bestimmt zehnmal gehört, und kann mich trotzdem nicht an die Melodie erinnern. Das ist wirklich nur durch die süße Mika und die hübschen Sandgemälde interessant.

Serbien: Nina “Čaroban” Das ist immer noch entsetzlich bunt, auch nicht mehr ganz so souverän vorgetragen wie im Halbfinale, aber trotzdem noch ganz lustig. Denkt noch jemand grade an “Hairspray”?

Georgien: Eldrine “One More Day” Leider hat’s doch nicht für ein neues Kleid gereicht. Die hat so ein grobes Gesicht irgendwie! Kann die überhaupt singen?! Gaaanz schlimm. Geht nach Hause, Leute.

Wir sind durch! Unsere Favoriten:
Moldawien, Bosnien & Herzegowina (Sympathiepunkte), Finnland, Italien, Frankreich. (Btw, ich tippe nicht, ich wünsche.)
Dänemark, Estland, Serbien, Moldawien, Island.
Dänemark, Moldawien, Rumänien, Estland, Spanien.

Ich hab für Moldawien abgestimmt. Den anderen beiden ist es zu egal. Ich beschließe, heute auf Nullrunden für Irland zu trinken – ob es sich lohnt, den Schnaps überhaupt erst herzuholen?

Manu hat schonmal den Fuchs geholt. Und eingegossen – sehr optimistisch!

Jule hat noch einiges vor und will deshalb auf Nullrunden für Großbritannien trinken. Worauf Manu trinkt, ist egal, da sich in ihrem Schnapsglas nur Tee befindet.

Die Pausenbespaßung übernimmt Jan Delay. Nachdem er von Stefan Raab als Deutschlands Style-Guru angekündigt wurde, hat er sich, wie aus Trotz, das Jackett von Dino Merlin mit passender Hose geborgt. Ich hab leichte Schwierigkeiten, festzustellen, in welcher Sprache der Junge singt, aber vermutlich ist es deutsch. Naja, immer noch besser als manche Kandidaten.

In diesem Publikum ist so viel Luft! Die stehen quasi direkt an der Bühne, und haben unendlich viel Platz! Wo gibt’s sowas? – Ich freu mich schon auf Wacken…

Die Punktevergabe beginnt demnächst… übrigens haben sich Anke und Judith nochmal umgezogen, und Anke did her hair for us. Und für die gar nicht mal unlustige, aber doch sehr spezielle Deutschland-Comedyeinlage, die sie mit Stefan nun bringt, aber die wohl keiner außerhalb Deutschlands kapiert.

Das geht gut los! Irland-Nullrunde von den Russen. Darauf gießt sich sogar Manu einen Fuchs ein.

Fünf Länder weg, drei Nullrunden. Ich steige auch auf Tee um, sonst überleb ich das nicht. Freut mich aber doch, dass es so läuft.

Die Finnen sind ein taubes Volk! Was die für Zeug wählen…

Viiiele viele Nullrunden für die hyperaktiven Iren. Ich hab schon aufgehört zu zählen und bin zufrieden. Und Mazedonien hat ein Herz für Dinos! Das ist doch alles fein.

Zwölf Länder bislang, vorn liegen Schweden, Ukraine und Aserbaidschan, die meiner Meinung nach alle nur halbwegs gut aussahen und völlig nichtssagende bis schlechte Songs hatten. Erstaunlich, dass sich dieser ganze Wettkampf nur über’s Aussehen regelt. Für Lena wird’s aber wohl doch nichts, tendenziell.

Seeehr schlecht – trotz Startschwierigkeiten haben’s Irland inzwischen auf den dritten Platz geschafft. Ich kenne keine Schimpfwörter, die diesen Kindern auch nur annähernd gerecht werden.

Die Polin gibt Peter Urban viel Zeit, vor der spannenden Punktverkündung noch Kommentare einzuschieben…

Auch die Schweden haben keinerlei Geschmack und geben den Kack-Iren ganze douze points. Und dann Deutschland: acht für Irland, zehn für Griechenland. Naja, und zwölf für Österreich. Darauf finde ich Peter Urbans Kommentar (“Die Deutschen haben hier wirklich Geschmack gezeigt.”) geradezu grotesk.

Die Franzosen haben so ne hübsche Sprache, die haben’s bisher als einzige nicht nötig, ihre Punkte auf englisch durchzusagen. Zudem geben sie zwölf Punkte an Spanien – ein verwirrtes Land!

Rumänien gibt seine zwölf Punkte an Moldawien – juhu! Btw, Estland liegt momentan ganz hinten. Das wird meinen Freund nicht so freuen.

Aserbaidschan scheint gewinnen zu wollen. Es ist wie letztes Jahr – man begreift echt nicht, was die ganzen Leute just an diesem Lied finden! 41 Länder sind durch. Nun ist es entschieden. Diese Kaspersköpfe siegen.

Das darf ja wo nich wahr sein! Das versteh’ mer nich, oder? Deutschland auf Platz 10, meine Favoriten völlig seltsam platziert: Italien auf Platz 2 (hätte ich gar nicht erwartet), Bosnien auch erstaunlich weit vorn, dafür Finnland gaaanz weit hinten, Moldawien irgendwo im Mittelfeld… für qualifiziertere Einschätzungen fehlen mir gerade die Daten, also kipp ich mal präventiv noch einen Fuchs, um zu ertragen, dass wir dieses grässliche Lied nun nochmal hören müssen, und verabschiede mich schonmal. Bis nächstes Jahr!

Hach, ein kurzer Nachtrag muss noch sein, denn wir leeren noch die letzten Bowlereste, während die Aftershowparty läuft: die sind alle so motiviert, die da vor den Bühnen stehen! Das ist so Dawn of the Dead! Herrlich.

Liveblog: ESC, zweite Halbzeit

Guten Tag und herzlich willkommen zum nächsten Teil des Dramas! Heute Abend um 20 Uhr gibt es das zweite Halbfinale des Eurovision Song Contest 2011 im ARD zu sehen – Grund genug für mich, die Welt mit einem erneuten Liveblog zu erfreuen… bis dahin!

Die Spannung steigt, es geht los! Chips stehen bereit, es verspricht erneut, ein kuschliger Abend zu werden.

Und wieder müssen wir das dynamische Trio Anke Engelke, Stefan Raab und Judith Dingsbums ertragen – Anke hat für heute endlich auch ein Kleid gefunden und Judith hat sich, in der Hoffnung, doch mal irgendwie aufzufallen, knallgelb gekleidet. Sollte das Publikum aus Insekten bestehen, hat sie hervorragende Chancen.

Hui, und heute dürfen wir endlich auch abstimmen! Na, mal schauen. Ich war ja seit Lordi nicht mehr so entschieden begeistert von irgendeinem ESC-Song, dass ich mich da aktiv dran beteiligt hätte… jedenfalls geht’s jetzt los.

Bosnien und Herzegowina: Dino Merlin "Love in Rewind" Ein ganz alter ESC-Hase – um den Altersschnitt auf der Bühne zu drücken, hat er sich eine junge Kapelle mitgebracht, deren Mitglieder alle ziemlich lustig aussehen und auch durchweg in der Lage sind, zu einem stampfenden 4/4-Takt an der richtigen Stelle mitzuhopsen bzw. symbolisch die Hand aufs Instrument zu senken. Trotz alledem ist das schön fröhlich und lädt zum Mitwippen ein… gar nicht so schlecht – oder bin ich in diesem Stadium der Show einfach noch zu tolerant?

Peter Urban meint: "Eine starke Stimme, die schon viel erlebt hat." Ist das Lob oder Beleidigung? Und was ich mich seit Anfang des Songs schon fragte: wenn man Love in Rewind hört, kommen dann die versteckten Satansbotschaften?

Österreich: Nadine Beiler "The Secret Is Love" Auch die Österreicher setzen auf ergreifende Mädchenballaden. Für einen Moment hatte ich befürchtet, dass das ganze Lied so wackelig a capella zwischen diesen riesigen Nebelwülsten daherkommt, aber nein: jetzt setzten noch Streicher ein und ein Gospelbackgroundchor wurde ebenfalls herbeigezaubert, um die Dramatik zu unterstreichen. Sie kann schon durchaus singen, die Nadine, mich irritiert nur die Art, wie das überall bemerkt wird: "die Österreicher schicken eine hübsche Frau ins Rennen… und singen kann sie auch ".

Niederlande: 3JS "Never Alone" Die drei Jots stehen zu sechst auf der Bühne, wobei irgendwie fünf für das Stück unerheblich sind: drei bilden einen unhörbaren Backgroundchor, zwei spielen unhörbare Instrumente. Die Niederländer im Publikum scheinen’s zu mögen, naja, Allerweltspop halt. Der weiße Anzug des Frontmanns ist mir glaub ich ein bisschen viel Udo Jürgens.

Die "Postkarte" für die Belgier zeigte Taucher… endlich mal was ansprechendes!

Belgien: Witloof Bay "With Love Baby" Was ich vorhin schon befürchtet hatte, ist nun Wahrheit: eine reine A-capella-Band steht auf der Bühne. Aaaaber… das ist gut ! Die treffen Töne! Die Treffen die Töne, bevor sie von einem vorhersehbaren Komponisten auf der musikalischen Zielscheibe festgenagelt werden konnten! Fein, fein, ich bin dafür, Belgium 4 finals! Und an der Stelle mal ein Querverweis auf ein anderes schönes A-capella-Lied .

Die nächste "Postkarte", diesmal mit den Eisbachsurfern… es wird immer besser! Kann man das noch steigern?

Slowakei: Twiins "I’m Still Alive" Durch den slowakischen Beitrag jedenfalls schonmal nicht – das ist so schlecht, mir verkrümmen sich die Gedärme. Diese Weiber werden für’s Schönaussehen bezahlt, und ich wundere mich schon endlos, dass sie heute immerhin mehr anhaben als auf ihren Pressefotos – da sie nun aber nicht mehr soviel mit nackter Haut punkten können, würd’s nicht schaden, wenn die Schnuffis mal ab und an einen Ton treffen würden. Oh Mann, kann das mal einer abstellen?! Auch Peter Urban ist entschieden unbegeistert.

Judith schäkert mit den Gewinnern des ersten Habfinals… konnte der kleine Ell nicht irgendwas unter seinen Anzug ziehen, das sein Brustfelltoupet bedeckt?

Ukraine: Mika Newton "Angel" Sooo ein schönes Kleid – ist das Prinzessin Serenity? Sogar ich find Mika unglaublich süß. Auch eine schicke Idee, das Bühnenbild live von einer Sandmalerin zaubern zu lassen – das lenkt mich derart ab, dass ich von dem Song förmlich gar nichts mehr mitkriege. Na immerhin stört er nicht weiter – und diese Frau und diese Show will man ja eigentlich schon nochmal sehen…

Moldawien: Zdob și Zdub "So Lucky" Das ist mal wieder eine wunderbar absurde Show – zwar haben sie in diesem Jahr ihre trommelnde Großmutter nicht dabei, dafür aber eine schicke Einradfahrerin, ein großartiges, bunt herumwirbelndes Bühnenbild und große spitze Hüte. Schade, dass die Instrumentalbegleitung hinter den Stimmen so untergeht – this is madness, das ist ein wirklich feiner Versuch, Folklore, Rock, Kreativität und Leben in diese bekloppte Veranstaltung zu bringen. Ob ich doch noch abstimme? Nummer 07.

Schweden: Eric Saade "Popular" Das soll Schweden vor Peinlichkeit und Depressionen retten? Das?! Das ist eine peinliche Bühnenshow, die nicht nennenswert von einem Sänger ablenkt, der die Mehrzahl der Töne knapp verfehlt. Oooh, Schmerzen, das ist ein neuer Tiefpunkt. Jungchen, bis du popular bist, dauert’s noch lang. Geh erstma zum Friseur und kauf dir ne Jacke, die man ernst nehmen kann.

Zypern: Christos Mylordos "San angelos s’agapisa" Zypern bringt uns dieses Jahr In Extremo! Hurra! Nee, Moment… Aber beeindruckend ist das schon! Ein paar schwärzliche Herren stehen so schräg, wie es die Gravitation eigentlich unmöglich zulässt, spielen Flöten oder singen ein schönes Lied, und zum Höhepunkt der Dramatik schleudert eine garstige schwarze Walküre eine Leuchtkugel um sich. Ach ja, das Lied? Ähm. Alles in allem war das schon unterhaltsam.

Bulgarien: Poli Genova "Na inat" Endlich kommt mal die Windmaschine! Poli Genova spielt die kleine Punkerin, ich weiß nicht, was ich davon halten soll, aber ihr Kleid flattert sehr schön. Auf der Leinwand läuft tröpfelndes Wasser und bestimmt hat sich die Länge der Toilettenschlange in der Esprit-Arena gerade verzehnfacht. Trotzdem sehr dramatisch, und auch gar nicht mal so ein schlechtes Lied. (Fällt jemandem auf, wieviel ich heute gut finde? Irgendwas ist wirklich komisch.)

Mazedonien: Vlatko Ilievski "Rusinka" Willkommen beim Kosaken-Fernsehballett! Und dazu gibt’s Musica! Musica!! Naja, von einem extrem schwachen Auftakt ist es noch zu einer ganz guten Sauf-und-Rumhüpf-Nummer geworden – ich denke, mit genug Alkohol intus würde ich voll drauf abfahren… Trotzdem nerven die Tänzer – vermutlich kein Finalist, den wir hier gesehen haben.

Israel: Dana International "Ding Dong" Ernsthaft, Leute – ihr tretet hier mit einem Song an, der "Ding Dong" heißt, und wundert euch, dass es mit dem Sieg nischt wird?! Das hier ist die äußerst ungünstige Kombination eines schlechten Dancetracks mit sinnlosem Text, einer nicht melodiesicheren, schlecht gekleideten Frontfrau (solche Flechtdingsbumsis hab ich in der Grundschule auch gern gebastelt) und eines unhörbaren, steifen Backgroundchores. Da feiern auch bloß die Schweden – die sind Kummer gewöhnt…

Slowenien: Maja Keuc "No One" Wieder ein Beitrag, der mit einem völlig nichtssagenden Song daherkommt, dafür aber was zu gucken bietet – dieses Backgroundgesocks wurde auf Oberweite gecastet, aber jede Wette – zusätzlich betont von extra schicken Oberteilen (zweite Backgroundfrau von rechts!). Und ich dachte noch, es ginge hier darum, ein schönes Lied zu singen…

Rumänien: Hotel FM "Change" Was der da macht, ist wohl das, was man "flirten mit der Kamera" nennt – ich find’s grad ein wenig schleimig und auch das Lied nervt mich (yeah – endlich find ich zur gewohnten Form zurück!). Erstaunlich, was so ein Saxophon für ein vielseitiges Sportgerät ist – ob die beiden Backgrounddamen demnächst eine DVD mit allen Moves rausbringen, die sie hier schon vorgeführt haben? David Bryan bleibt unbeirrt: "I can chaaange" – ja dann mach’s doch endlich…

Estland: Getter Jaani "Rockefeller Street" What the fuck is this? CMYchicks? Huh, für einen Moment sah der Arm dieses verknoteten Tänzers aus wie… ganz ein anderes Körperteil. Die ganze Bühne samt Sängern und Tänzern sieht aus wie eine einzige Druckertestseite – da bleibt mir fast keine Zeit mehr, zu bemerken, dass mich auch das Lied ein bisschen nervt. Peter Urban: "Wenn Sie meinen, der Kinderkanal würde heute auch nach 21 Uhr senden, dann haben Sie sich geirrt: hier ist der Eurovision Song Contest!"

Weißrussland: Anastassija Winnikawa "I Love Belarus" Der einfallsreiche Titel paart sich hier mit einer einfallsreichen Bühnenshow: vier Glitzersäulen nageln die Backgroundmenschen an ihren Plätzen fest, während Frau Winnikawa immerhin noch mit ihrem Mikrofonständer anbandelt und ihre langen nackten Beine so gut als möglich darum schlingt, bis auch der letzte Großvater im Publikum Poledancing-Assoziationen hat. Ja, und Weißrussland liebt sie auch – was soll man dazu noch sagen?

Lettland: Musiqq "Angel in Disguise" Das fing vielversprechend an – Sitzperformance von einem unbescholtenen Abiturienten und seinem Kumpel, der, Brille und Hut nach, bestimmt "was mit Design" macht und sicherlich einen Klappcomputer mit nem Apfel drauf besitzt – aber ach, das Glück war von kurzer Dauer, es kam austauschbare Popmusik und eine kleine Tanzgruppe hinzu und der Webdesignerassistent musste zu allem Überfluss auch noch was rappen. Achja, und Kopfstimme ist auch nur cool, wenn der so gesungene Ton dann zum Lied passt.

Dänemark: A Friend in London "New Tomorrow" Mainstream-Rock war die Ankündigung… und um uns trotz Mainstream nicht zu sehr in Langweile verfallen zu lassen, haben sich die Herren allesamt etwas auf die Köpfe gezaubert, das meine Tante Roswitha eine "phantasievolle Frisur" nennen würde und entfernt an Vogelnester vom Vorjahr erinnert. Das Lied reißt einen tatsächlich nicht so vom Hocker, aber im Eurovision Coiffeurs Contest könnten sie bestimmt einen schönen Platz auf dem Treppchen erreichen.

Irland: Jedward "Lipstick" Ich muss ja zugeben, vor denen hab ich mich schon seit langem gefürchtet, und zwar berechtigt. Achtzigerjahre-Synthiepop ist an sich schon nicht so meins, aber das auch noch kombiniert mit einer LED-Hintergrundbespaßung, die die Augen zum Tränen bringt, und zwei ADS-Kindern im Vordergrund, die über einen etwas zu kreativen Kostümbildner verfügen (sind es Schulterpolster oder Rüstungsteile? Man weiß es nicht) und als Vorbilder vermutlich Bill Kaulitz und H. P. Baxter angeben würden – das ist mehr, als ich ertragen kann. Aber immerhin haben wir’s ja nun geschafft.

So, ich nominiere meine heutige Top 10: Moldawien, Belgien, Zypern, Ukraine, Bosnien&Herzegowina, Bulgarien, Österreich, Mazedonien, Estland, Lettland. Und abgestimmt hab ich auch für meinen Favoriten.

The final countdown! Aus diesem Wohnzimmer kamen je eine Stimme für die spitzen Hüte aus Moldawien und für die CMYchicks aus Estland. Zur Überbrückung der Zählzeit gibt es heute leider keine schön anzuschauenden Trommler, sondern Leute, die zu Klavierstücken von Bach breakdancen. Das ist so, ja ich weiß gar nicht. Wäre es nicht besser mit Musik?

Na Gottseidank, haben sie doch noch ein bisschen Beatbox gefunden, die dem klimpernden Bach unter die Arme greifen kann. Viel besser ist es noch nicht – aber wenn sich die Herren wenigstens eines Teils ihrer Sonntagsschuluniformen entledigen würden, wär ich kompromissbereit…

Unverdientes Glück für die Franzosen, dass die zu den Big Five gehören – das ist schon ziemlich grenzwertig… ich muss ja sagen, von den Big Five finde ich überhaupt alle außer Lena ziemlich niveaulos und peinlich. A propos: juhu, Lena! Muss ja mal gesagt werden.

So, endlich Ergebnisse! Estland , der Freund freut sich sehr. Rumänien . Moldawien , jetzt freu ich mich auch! Irland – es war so klar, dass ich diese beiden kleinen Arschkrampen nochmal wiedersehen muss. Bosnien&Herzegowina – da muss Dino den Herzschrittmacher nochmal anschalten… die gutfrisierten Dänen ! Österreich ! Ukraine – Sailor Moon ist noch im Rennen! Die slowenischen Titten sehen wir auch nochmal – Peter Urban: "No comment." Was wird aus Zypern und Belgien? Neeeeiiiin! Dieser Arsch aus Schweden , ich glaub’s nicht!

So, fein. Enttäuschend wie immer. Gute Nacht, weiter geht’s hier am Samstag. Bis dahin hier nochmal die Playlist meiner Favoriten der beiden Halbfinals und der letzten Jahre.

Liveblog: Der halbe ESC ist auch schon schlimm

Guten Abend, verehrtes abwesendes Publikum! Alles ist vorbereitet für einen erneuten hübschen Liveblog zum Anlass des ersten Halbfinals des Eurovision Song Contest 2011, der in meinem Kopf immer noch Grongprie heißt. Vor mir steht rosaroter Kuchen mit Herzchenstreuseln bereit, ich hab mich mit einem herzerwärmenden Artikel über The Royal Wedding in angemessene Stimmung gebracht und auch die DVB-T-Antenne zeigt ab und zu mal ein Fernsehbild. Da steht der hochqualifizierten Berichterstattung also nichts mehr im Wege! Mögen die Spiele beginnen.

Es geht los! Peter Urban moderiert – es muss ja schließlich Konstanten im Leben geben – zusammen mit Steven Gätjen. Und das Ambiente sieht nichtmal so sehr nach Fußballstadion aus, wie ich’s erwartet hätte.

Um Gottes Willen! Die Moderatoren für heute Abend sind Judith Rakers, Stefan Raab (war das nötig? Vermutlich ja.) und Anke Engelke, die irgendwer überredet hat, ein lila Badehandtuch statt eines Kleids zu tragen. Alle drei versuchen ausländisch zu sprechen, mit mäßigem Erfolg. Ich hoffe nur, der deutsche Akzent klingt für Ausländer genauso niedlich wie der ausländische für uns.

Es geht los! Thema der Show sind anscheinend peinliche Pseudominiaturaufnahmen von Deutschland, die in keinem erkennbaren Zusammenhang mit den Künstlern stehen. Wie auch immer…

Polen: Magdalena Tul “Jestem” Der Freund meint berechtigt, dass das eine recht gewagte Nummer für ein solch katholisches Land ist – Magdalenas Schlüpferfarbe kennen wir nun jedenfalls alle. Die studierte Dame hat tatsächlich eine starke Stimme, trifft aber leider trotzdem nicht so ganz alle Töne. Anyway – ich bin sicher, dass wir heute Abend noch schlimmere Nummern sehen werden.

Norwegen: Stella Mwangi “Haba haba” Eine Kenianerin mit einem Lied auf Swahili an den Start zu schicken… irgendwie hätte ich mir für Norwegen was anderes vorgestellt. Anscheinend braucht jeder ESC seine Fußballstadion-Nummer – ich habe spontane Waka-Waka-Assoziationen, aber das schadet ja nicht, denn der Song war ja auch zu gegebener Zeit ganz nett. Btw: sympathisch un-magersüchtige Backgroundsängerinnen!

Albanien: Aurela Gaçe “Feel the Passion” Flukenförmige Lightshow, dramatische Feuereffekte und dazwischen eine gutgestylte Rothaarige – zwar wurde das Lied als austauschbar und langweilig kritisiert, aber ich fand es jetzt doch ganz angenehm und die Show genügt auch meinen hohen ESC-Standards. Großes Tennis!

Armenien: Emmy “Boom Boom” Das Mädchen kommt im kurzen Flitterkleidchen und mit Boxergürtel auf die Bühne – unterstützt von vier eher peinlichen Tänzern wird uns eine nicht weiter herausragende Rumhopspopnummer geboten. Ich frag mich die ganze Zeit, wo die Pointe bleibt, aber mehr als “Boom Boom” kommt wohl echt nicht mehr.

Türkei: Yüksek Sadakat “Live It Up” Das erste Land für heute, das eine sogenannte “Rockband” ins Rennen schickt. Die Nummer ist nicht gänzlich schlecht, aber auch nicht besonders toll, und Rock würd ich’s nicht gleich nennen. Immerhin die bunt angemalte Kontorsionistin ist faszinierend – ob die allerdings ihr life so beautiful findet, wie’s die Herren gerade besingen, weiß man nicht.

Serbien: Nina “Čaroban” Ich freu mich ja schon, in diesem Rahmen auch endlich mal was in einer völlig unverständlichen Landessprache zu hören – das würde jede Schnulze erträglicher machen… Im Falle der kleinen blonden Nina, die sich hier vor einem kopfschmerzverursachenden Sechzigerjahre-Flimmerbackground präsentiert, ist das eigentlich gar nicht nötig, denn ihr Lied passt zur Tapete – funky, eingängig und dank ihrer gutgelaunt umherhüpfenden bunten Backgroundsängerinnen ein neuer Favorit für mich. Ach ja: singen kann sie auch noch saugut.

Russland: Alexei Worobjow “Get You” Der als Mädchenschwarm und Alleskönner vorgestellte Herr startet für meinen Geschmack mit ein bisschen viel Vibrato in der Stimme. Wahrscheinlich sollen die LED-Schuhsohlen der Tanzgruppe davon ablenken, dass das alles rüberkommt wie eine Low-Budget-Aufführung der West Side Story (für die Sharks hat z.B. die Gage nicht mehr gereicht). Peinliche Nummer, Спасибо, wegtreten bitte.

Schweiz: Anna Rossinelli “In Love for a While” Seifenblasen, LED-Sonnenschein und Backgroundwölkchen untermalen diese unanstrengende Gutelaunenummer, die in Begleitung von Kontrobass und Akustikgitarre vorgetragen wird und nicht allzu schweizerisch klingt. Das kann man den ganzen Tag hören – und wird sich am Ende vermutlich nichtmal dran erinnern…

Georgien: Eldrine “One More Day” Böser böser Rock und ein wichsender Gitarrist, und was soll dieser überflüssige Rap auch noch? Die Sänger sind alle gekleidet wie überlagerte Petit Four und alles in allem wirkt das ganze ziemlich bemüht und entsprechend eher peinlich als faszinierend.

Finnland: Paradise Oskar “Da Da Dam” Auch in Finnland waren die Subventionen für wirkliche Musiker aufgebraucht, und so darf uns ein vermutlich minderjähriger blonder Vorstimmbrüchler sein Gitarrenstück vortragen, das er höchstpersönlich und ganz alleine geschrieben hat. Ok, von mir aus doch. Der gäbe bestimmt ein hübsches Pärchen mit der unanstrengenden Schweizerin ab. Sobald ihm die ersten Schamhaare wachsen.

Malta: Glen Vella “One Life” Und gleich noch einer aus der Spielecke: auch Malta schickt ein gegeltes Kind zum Wettbewerb, das eine austauschbare Popnummer mit nicht allzu faszinierenden Tänzern bringt. Na wenigstens scheint er seinen Spaß zu haben, das ist die Hauptsache.

By the way: obwohl die ganze Technik in der Esprit-Arena mit zig Fallbacklösungen gesichert war, fiel nun der Kommentatorenton aus. ESC-Overkill! Das, was jetzt als Ersatz verwendet wird, klingt nach einer schlechten Telefonübertragung…

San Marino: Senit “Stand By” Pseudodramatische Langeweilenummer mit viel Nebel um die Beine und im Hintergrund. Was macht die Frau mit ihren Händen? Ist das der Liedtext in Gebärdensprache? Versucht sie all die Töne festzuhalten, die ihr zwischendurch entgleiten? In der richtigen Umgebung wirkt das ganze vielleicht, aber hier jedenfalls mal nicht.

Die Kommentatoren-Leitung läuft jetzt über Kasachstan. Man fasst es nicht! Originalton: “Dazu spar ich mir jetzt jeden Kommentar.”

Kroatien: Daria Kinzer “Celebrate” Einstmals hieß dieser Song “Break a leg”, so behauptet zumindest web.de. Bestimmt angesichts der Schuhe der Sängerin eine sehr wahrscheinliche Showeinlage, aber feigerweise haben sie’s doch noch umbenannt. Das Lied ist eher nicht so – ich gebe nur anderthalb Mitleidspunkte für den schicken Effekt der Kleidverwandlung von schwarz auf pink auf weiß.

Island: Sjonni’s Friends “Coming home” Hochdramatische Hintergrundgeschichte. Die Dekoration mit den Rädern gefällt mir gut, das Lied ist auch nett – mich irritiert nur, dass ich nur Saiteninstrumente, ne Trommel und ein Klavier sehe, aber im Hintergrund ständig Blechbläser höre – das ist wie die Ärzte-Persiflage auf dieses ganze Playback-Gedöns… ganz hübsch jedenfalls.

Ungarn: Kati Wolf “What About My Dreams” Schon wieder springen selbstleuchtende Männer im Hintergrund rum, während von der eigentlichen Gesangsnummer die sowas von unechte Haarfarbe der Sängerin ablenkt. Dramatischer Retortenpop, im Stile von “My heart will go on” – und Celine Dion ist ja die Siegerin unser aller Herzen…

Portugal: Homens da Luta “Luta é alegria” Nein, was die vortragen ist nicht YMCA, sondern echt mal genau das, was ich mir vom ESC erhoffe und erwarte – groteske Aufführungen in seltsamen Sprachen. Diesmal portugiesisch und mit leicht politischem Hintergrund – aber hey, so ein Schauspiel darf man uns einfach nicht nehmen, und Nicole war ja irgendwo auch politisch. Das ist alles dermaßen absurd, ich glaube ich liebe es. Auch wenn ihre dramatische Botschaft vermutlich eher nicht so rüberkommt.

Litauen: Evelina Sašenko “C’est ma vie” Schöne ruhige Musicalnummer, die auch mit ungewohnter melodischer Präzision vorgetragen wird – zwar mit viel Schwulst und Vibrato, aber für den Herzschmerz sind wir ja schließlich hier. Derweil die Sternlein traulich funkeln, der Pianist im Finstern spielt, und ich mich einzig dadurch ein wenig ablenken lasse, dass jede einzelne Titte von dem Mädchen annähernd so groß ist wie ihr Kopf und durch das wunderbare Kleid auch entsprechend betont wird.

Ja Wahnsinn! Jetzt, beim vorletzten Teilnehmer des Tages, wurde die Moderatorenleitung wiederhergestellt! Also echt, wegen dem bisschen hätten die Techniker jetzt auch nicht so’n Stress machen müssen, wir geh’n doch eh gleich alle ins Bett.

Aserbaidschan: Ell & Nikki “Running Scared” Entsprechend sind Sängerin und Tänzerinnen hier der Einfachheit halber auch schonmal in Nachthemden auf die Bühne gekommen, damit’s nachher schnell geht. Trotz feinen Sternchenregens kommt das nicht so romantisch rüber, wie’s bestimmt gedacht war – dazu guckt Nikki zu aufgespritzt nuttig und angepisst.

Griechenland: Loukas Giorkas feat. Stereo Mike “Watch My Dance” Das große Finale für heute, und dann sowas: der traurige Versuch, mit wenig Übung Breakdance und Hiphop vorzuführen und dann auch noch mit einem überdurchschnittlich schwülstigen Gesangsteil zu verbinden. Das ist weder ein in sich stimmiger Song, noch ein potentieller Finalteilnehmer, noch habe ich Hoffnung, dass das irgendjemandes Weg zu Gott auch nur einen Zentimeter verkürzt.

So, die Teilnehmer für heute sind durch und das fröhliche Abstimmen kann weitergehen. Mal schauen, ob ich die Ergebnisse noch abwarte. Meine Favoriten für heute waren Serbien, Portugal, Island, Albanien und irgendwie auch Norwegen (lustig war’s ja schon). Türkei fand ich diesjahr erstmals nicht so, aber ins Finale kommen sie bestimmt trotzdem und auch verdient. Und der König-der-Löwen-Säuselnummer aus Litauen gönn ich das Finale auch.

Je öfter ich diesen Finnen sehe, desto intensiver muss ich mich gegen den Gedanken wehren, dass “Da da dam” die finnische Übersetzung von “Ein bisschen Frieden” ist…

Um die Zeit der Auszählung zu überbrücken, trommeln jetzt Cold Steel ein Lied für uns. So eine ähnliche Trommelperformance durfte ich mal in der Fußgängerzone meiner Lieblingsstadt erleben – keine fünf Minuten des Spektakels waren gelaufen, da kam ein wutentbrannter Opa angelaufen und brüllte “Ich zieh hier gleich ma den Stecker raus!!” Ähem. Zurück zu Cold Steel: sehr ansehnlich, rhythmisch und perfekt choreografiert, was die da machen. Und wenn’s die richtigen Leute machen, sehen Turnschuhe zum Anzug gar nicht mal schlecht aus. Das war Entertainment.

So, na endlich! Let’s open the envelope! Serbien! Juhu! Litauen! WTF, Griechenland?! Aserbaidschan, naja. Georgien (Moderator: “Das sollte ja mal Motivation genug sein, sich ein neues Kleid zulegen, jetzt im Finale aufzutreten…”) Die Schweiz, ja prima. Ungarn, och nö. Jetzt können definitiv nicht mehr alle ins Finale kommen, denen ich’s wünsche. Anke Engelke fällt in die Ricky-Rolle – unabsichtlich? Finnland – die männliche Nicole wird’s am Ende noch reißen… Russland – neeeeiiiin! Island, na immerhin.

Schade, schade – tschüssi, Portugal, Albanien, Norwegen und ihr lustigen Türken – wie immer entgeht einem das beste, wenn man nur das Finale sieht. Ich gräme mich aber erstmal nicht weiter, geh jetzt schlafen und freu mich schon aufs zweite Halbfinale übermorgen – wieder hier, also bis dahin!

Kleines Update: hier nochmal die hübschesten Lieder zum Nachhören und mir zustimmen: meine persönlichen Top Ten, in absteigender Reihenfolge!

Und zum weiter freuen: hier folgt der Liveblog zum zweiten Halbfinale.