Ja, ich hab das Brafo-Blag jetzt ganz schön lange ignoriert. (Manu aber noch länger!) Indessen haben irgendwelche Leute den ESC gewonnen, an die ich mich nun schon gar nicht mehr erinnern kann (so ist das nämlich, wenn man nicht drüber bloggt!), der ESC ist wegen Pandemie ausgefallen und nun findet er in Rotterdam statt und ich kann mich wirklich nicht an irgendwelche singenden Niederländer erinnern und habe Zweifel, dass sich das alles im Laufe des Abends noch bessert; im Grunde hab ich Zweifel, dass ich bis zum Ende des Spektakels wach bleibe. Aber da das Blog all meinen Bemühungen, es heute noch zu zerschießen, standgehalten hat, wird heute Abend hier zumindest versucht, live zu bloggen, womit ich deutlich mehr Bildschirme/Fenster im Auge behalten muss, als ich kann, das wird ein Spaß. Je nachdem, wieviel Freude mir das bereitet, wird das am Donnerstag dann wiederholt oder auch nicht… Und die Limetten müssen weg!
So, 21 Uhr, ich sitze bereit, die Limettengetränke (Runde 1) sind auch bereit, die Reizüberflutung ist jetzt schon arg. Bestimmt ist das mal irgendwann wertvoll als Zeitzeugnis, also das heutige Setup sieht so aus: keine echten Menschen zum Betrinken da (leider hab ich das beim Limetteneinkauf nicht berücksichtigt), auf dem Laptop laufen parallel Blog und BBB mit den virtuellen Mitguckern, neben mir hört Justus aber demonstrativ noch nen anderen Podcast, weshalb ich Kopfhörer trage, und auf dem Zweitdisplay läuft die große Show. Das Licht! Das Publikum! The official Eurovision Dance Crew! Ich bin jetzt schon überfordert.
Das Motto ist übrigens “Open Up”, das ist ja auch so bisschen… interessant grad. Ah, und es gibt eine neue App, mit der man nicht nur abstimmen kann, sondern auch virtuellen Beifall für die halbleere Arena in Rotterdam senden kann, der dann eingespielt wird. Spannend.
Litauen fängt an – “Ist das schon das erste Lied?” Der hat doch letztes Jahr schon gesungen? Eigentlich erfreulich dämlich. Aber ich bin noch zu nüchtern und ohne Menschen isses auch bisschen doof, die virtuellen Menschen singen nämlich grad noch selber als Warmup, bestimmt sind die nachher besser gelaunt als ich. Will ich hoffen!
Slowenien bringt die erste Powerballade im weißen Flatterkleidungsstück. Sehr egal, Justus analysiert das mit der Treffsicherheit des Außenstehenden: “Klingt doch alles gleich, könnte auch aus den 90ern kommen.”
Die Sängerin aus Russland bietet uns Show, sie rollt in einem Riesenkleid auf die Bühne und steigt dann mittels Türchen daraus aus und der Rum kickt, das gefällt mir gut. Beim vierten Lied, von Schweden, kommen dann auch endlich Sybille und Caro dazu, yaaay, Leute zum besaufen! Den glitzernden Schweden hab ich dabei eher verpasst, klang bisschen nach Ralph Siegel.
Die Dame aus Australien trägt einen Schrumpfschlauch. Die anderen sind sehr unbegeistert, die sind noch gar nicht in Stimmung! Und dann die technischen Probleme weil Videostream und Videocall im gleichen Gerät, Rückkopplung gegen das ans Herz gehende Liedchen aus Mazedonien. Bis zum fünfzehnten Teilnehmer haben wir dann bestimmt alle Kopfhörer gefunden, oder sind betrunken, oder beides, oder uns ist alles egal.
Ich glaub, die anderen gucken das grad zum ersten Mal. Ja, das ist bunt, das muss so? Und wir sehen asynchrone Bilder, weil Caro Fernsehen guckt und wir anderen Stream, ach, es ist kompliziert. Jetzt darf jedenfalls mal die Irin singen. Jo. Das Outfit wird diskutiert und die ganz witzige Bilderbühnenshow wird komplett ignoriert.
Von der Griechin, die in einen Bottich mit Strasssteinchen gefallen ist, ist Sybille sehr begeistert: “Die hat ein geiles Outfit und sie kann tanzen!” – “NEIN!” … “So musst du auch erstmal trotzdem noch singen können!” – “Ich sag dir wie’s ist: das ist Playback.” – “Nee dürfen die doch nicht, war da nicht vor paar Jahren dieser Skandal mit Madonna?” Ich kann den anderen alle Details verraten, ich bin der Vollprofi. Warum werden solche Fähigkeiten nicht in Berufseignungstests gefragt?
Norwegen: “Oh Gott, er ist bekettet! Und beflügelt! Und bestrasst! Und mit Stirnband, wo fängste da an?” Outfitlotterie, sagt Sybille, Outfitkaraoke, sagt Caro. Das Lied dazu ist leider bestürzend egal. “Er erinnert mich bisschen an Guildo Horn.” – “Nee, Guildo Horn hab ich vorhin im Warmup gesehen, Guildo Horn war besser.”
Auch die Kroatin ist ins Glitzerfässchen gefallen und bringt die obligatorischen vier Backgroundtänzer mit. Vielleicht ist das ne Pandemiemaßnahme, dass alle nur die gleichen vier Tänzer (sorgfältig quarantänisiert) nutzen dürfen? Torsten meint, sie hat ne Helmfrisur. Was meint Reinhard dazu? Justus rührt Limettengetränk2 an.
Die Belgierin sieht aus wie Kate Blanchett und ihr Glitzerfässchen war immerhin schwarz. Und ein Klavier auf der Bühne, brennt das noch? “Die Band gibt’s schon seit 25 Jahren.” – “Ja, so klingen sie auch, als hätten sie vor 25 Jahren ihren Hit gehabt.”
Die Sängerin aus Israel hat mal keine Helmfrisur. “Sehr fantasievoll”, hätte Tante Roswitha dazu gesagt. Sie hat einen Backgroundtänzer zusätzlich gekriegt, wie hat sie das gemacht? Oh, und wo ist das Kleid denn jetzt hin?
Mans Zelmerlöw ist mal kurz zu sehen, ich kann noch mehr Fachwissen von mir geben. Caro wird jahrelang von schwedischen Beiträgen heimgesucht, und besonders von Robin Bengtsson, den ihr Torsten quasi in Rickrolling-Style hinterherträgt. Wir sind schwer beeindruckt und amüsiert. Achso, und Rumänien, großes Drama mit fünf Tänzern, eventuell bleibt heute überhaupt kein Lied hängen bei mir.
Immerhin die Show vielleicht: Mata Hari für Aserbaidschan, “Sie hat jetzt schon so wenig an, da geht wohl eher kein Kleidertrick.” – “Vielleicht zieht sie sich was über?” – “Das wär ja mal n Kniff!” … “Die Kostüme müssen so übel kratzen.” – “Ob die eine Tänzerin sich komisch vorkommt, wenn bei ihrem Kostüm als einzigem ein Bein fehlt?” – “Aber in dem Kostüm mit diesen Spitzen-Radhosen käm ich mir ja auch komisch vor.”
Die Ukraine, das war ja eins der wenigen Lieder, die ich in der Vorschau ausgehalten hab. Das Video hat mir sehr gut gefallen, das war so Mad Max auf der Krim, aber ob es auf der Bühne funktioniert, man weiß es nich: “Das is’n bisschen wie so Volkslied auf Ecstasy.” – “Joa, das wurde ja so angekündigt.” – “Sie muss sich schon extrem bemühen, nicht mitzutanzen, oder?”
Die Malteserin erregt Sybilles Missfallen: “Die hat aber ein SEHR knappes Kleidchen an!” – “Die hat exakt das gleiche an, was die Griechin anhatte, die du so gut gefunden hast, nur mehr davon!” Und sie kann singen. “Insgesamt finde ich, dass die Beiträge nach hinten zu besser werden.” – “Oder wir werden betrunkener.”
Fertig, es folgen Schnelldurchläufe und Abstimmungen. Je öfter ich Litauen seh, desto spaßiger find ich das. “Slowenien klingt ja sehr… bombastisch. Aber die gewinnen schon die Tour de France, die müssen nicht auch noch den ESC gewinnen.” Oh, und jetzt hängt der Stream, wie schön. “Sagt ihr uns dann einfach, wie’s ausgeht?” Ah ok, woanders gibt’s doch noch n laufenden Stream, können wir doch noch das Pausenprogramm sehen.
So, fertig, keine Tipps abgegeben, und weiter sind: Norwegen, Israel, Russland (superlustig, wie wir mit unseren zeitversetzten Streams alle in unterschiedlichen Momenten “Och ja!” sagen), Aserbaidschan, Malta, Litauen, Zypern, Schweden, Belgien, Ukraine. Wunderbar, alles wichtige dabei, Peter Urbans Lieblingsfarben (schwarz und schwarz?) sind weiter, gutnacht.
Zur Motivation: Ich bin auch dabei und arbeite am nötigen Alkoholpegel. Die Kinder sind aber schon nüchtern fröhlich. Noch kein Gewinnersong bisher.
Zwätzen hat folgende Favoriten: Schweden, Australien, Zypern, Belgien, Israel, Aserbaidschan, Ukraine. Mehr als die Hälfte davon muss ja immerhin weiterkommen! Prost!