Neues Experiment: diesjahr sind wir schon angetrunken ins Rennen gegangen, haben aber jetzt auch noch genügend Grundlage für weitere feine Trinkspiele geschaffen (Fünkchenregenschnaps!), wir sind viele Leute, haben Restgrillgut, Resttorte, Bowle (im Weizenbierglas) und dies und das noch, und wenn Barbara Schöneberger fertig ist damit, in ihrem Regenüberwurf, in den sie ihren frisierten Hinterkopf perfekt einmodelliert hat, den Countdown zu moderieren und unsere Kandidatin wahnsinnig zu machen, kann’s ja losgehen. Wir bloggen live, andere dürfen sich drauf freuen! (Ich sitze am Laustärkeregler, der Abend wird super.)
Jule verteilt Punktekarten, die noch komplexer sind als das neue Punktesystem. Dann doch lieber das Wort zum Sonntag – von Olivia Jones, yay.
Geht los! Nach den grandiosen Lückenfüller-Performances der Halbfinals bin ich ein bisschen enttäuscht von dieser Models-in-Klopapierrollen-Performance zum Einmarsch der Gladiatoren/Teilnehmer. Schick, was man mit Kopierpapier alles anstellen kann, aber nächstes Mal lassen wir das im Büro, ja?
01 – Belgien: Laura Tesoro "What’s the Pressure" Foxi meint, man kann ja nicht gleich beim ersten nur einen Punkt vergeben, weil’s ja noch weiter bergab gehen könnte… immerhin Jule bedenkt meine Sozusagen-Favoritin mit einem versöhnlichen “Na immerhin bewegt sie sich bisschen, viele Sängerinnen stehen ja einfach so rum.” – “Aber das ist doch ein Liederwettbewerb!” – “Darüber können wir dann ja nochmal reden, wenn der Russe gewinnt!”
02 – Tschechien: Gabriela Gunčíková "I Stand" Manu: “Haben wir das schonmal gesehen?” – “Das war das Mädchen von Dienstag, das Dschej so gefallen hat.” – Dschej: “Stinklangweilig, scheiße, kann weg.” – “Aber du mochtest das doch?” – “Da war ich betrunken!” Schon das erste Lied für ne Pinkelpause. Foxi: “Nun steh ich hier und singe…”
03 – Niederlande: Douwe Bob "Slow Down" Das war doch so nett, und er hat n Pferd! Das war der, der zwischendurch mal 10 Sekunden still ist, das ist doch löblich. Ich denke, ich würde für 3 Minuten Stille abstimmen diesjahr. Freund von Öntö meint, das sei Florian Silbereisen, aber ich denke, da kommt heut noch schlimmeres.
04 – Aserbaidschan: Samra "Miracle" Das Lied ist so egal, zum Glück, denn wir haben uns eh die ganzen drei Minuten damit beschäftigt, den Fünkchenregenschnaps herbeizuholen und einzugeießen. Nur die Öntö findet noch Zeit, sich über die Tänzer zu bekringeln. Fünkchenregenschnaps! Und jetzt fertig, auch gut.
05 – Ungarn: Freddie "Pioneer" Öntö und ihr Freund sind immer noch schlimm belustigt, man weiß nicht, ob sie noch zu wenig oder schon zuviel getrunken haben. Aber die pfeifenden Hampelbackgroundsänger und dieser Aggro-Trommler, das hat schon alles komödiantisches Potential. Ob er sich ne ganze Hose leisten kann, wenn er das Ding hier gewinnt? “Manu, du sollst nicht nach fremden Männern schauen!” – “Aber die pfeifen so schön!” Foxi: “Ich geb nur einen Punkt, damit ich weiß, dass ich schon abgestimmt hab.”
06 – Italien: Francesca Michielin "No Degree of Separation" Eine glitzernde Latzhose! Gegen dieses gewagte Styling wird Jamie-Lee rüberkommen wie Jeans und T-Shirt. Und die Bühne erst! Da steht überall buntes Zeug, und eine Pflanze gibt’s auch noch. Ähm, nee. Ceci n’est pas un vainqueur.
07 – Israel: Hovi Star "Made of Stars" The love child of Elvis and Boy George. Jule gießt schonmal präventiv ein: “Aber wir trinken nur einmal pro Lied, nicht bei jedem Fünkchenregen, ne?” Och, ich find das ganz ok.
08 – Bulgarien: Poli Genova "If Love Was a Crime" Unter Protest der anderen hab ich dieses Lied jetzt für ne Pinkelpause genutzt. Gefällt mir immer noch nicht so richtig, aber die Halle kocht, na ok, es kommt wohl einfach nicht bei mir an.
09 – Schweden: Frans "If I Were Sorry" Zu Schweden hatte keiner ne Meinung, war irgendwie tröpfelig-egal und auch die allgemeine Verliebtheit des Internet kann ich nicht teilen, seit ich seine Ode an Zlatan Ibrahimovic gehört habe (Siebenjährige sollten einfach nicht in Mikrofone singen!). Und dann so ne Trainingsjacke. Der nimmt das doch nicht ernst hier.
10 – Deutschland: Jamie-Lee "Ghost" Und jetzt Deutschland – in Abwesenheit von Traudel, Manu, dein Einsatz: “Damit werden wir keinen Blumentopf gewinnen!” Peter Urban meint, ganz Deutschland drückt jetzt die Daumen – Foxi kontert: “NEIN!” Och, seit ich die anderen Kandidaten kenne, find ich das nichtmal am schlechtesten. Und sie singt viel sauberer als in mancher der Versionen, die ich bisher so gehört hab. Doch bisschen Daumengedrücke fürs bunte Mädchen?
11 – Frankreich: Amir "J’ai cherché" “Was da los, singt der auf Englisch?!” Ja, Frankreich macht den großen Schritt. Auf nem Sternchenboden. “Zählt das als Sternchenregen?” – “Nee, falsche Richtung.” Uuuuiuuiiiooo. Hatten wir das nicht auch schonmal? “Hat hier irgendwer schonmal 5 Herzen vergeben?” – “Ja, ich.” – “Für einen Künstler oder so insgesamt?” Hmm, mit dem letzten Ton hat er sich’s jetzt versaut, da geben wir direkt ein Herz weniger.
12 – Polen: Michał Szpak "Color of Your Life" “Bonuspunkt: er hat ein Fahrrad!” – “Das ist kein Fahrrad!” Ein Herzchen schonmal auf die Haare… aber sonst ist das Lied bisschen lahm. Und Petra Mede gibt deutlich bessere Kommentare als Peter Urban.
Loreen schaut auch mal vorbei, inzwischen hat sie ein Gesicht, ich hätt sie nicht erkannt. In Stockholm ist etwas mehr los als auf der Reeperbahn.
13 – Australien: Dami Im "Sound of Silence" Das ist schon ein sehr gutes Lied und eine sehr gute Stimme, schade nur, dass sie da so lange nur rumsitzt in ihrem Baiserkleidchen und ungefähr soviel tanzt wie ich morgens beim Frühstücksradio. Aber das Finale läuft. Grandios. Siegt die?
14 – Zypern: Minus One "Alter Ego" Und jetzt die Rockband, pardon, die “Rockband”. Peter Urban macht angemessen hämische Kommentare zum Einspieler. Hätten wir besser auf jedes “Miracle” getrunken? Oder jedes “Uuuuuiiuuu”? Ich find ja Männer verdächtig, die mehr Makeup tragen als ich. (Also alle Männer mit Makeup.)
15 – Serbien: Sanja Vučić ZAA "Goodbye (Shelter)" Das ist ne starke, gute Stimme und saubere Ausführung, und trotzdem fallen mir bald die Augen zu. Ich glaube, heute Abend werd ich nicht erleben, wer das Ding hier gewinnt.
16 – Litauen: Donny Montell "I’ve Been Waiting for This Night" Jule googelt bereits Halbnacktfotos des Kandidaten, ich möchte das nicht sehen. Eigentlich möcht ich es auch nicht hören. Guter Zeitpunkt, um mal Bowle nachzufüllen. Foxi erledigt das, und trotzdem verpassen wir den Salto, womit das Lied überhaupt nichts mehr hat.
17 – Kroatien: Nina Kraljić "Lighthouse" Das beste Kleid des Wettbewerbs, aber stimmliche Defizite sorgen dann doch für leichte Abneigung – Peter Urban ist exakt umgekehrter Meinung. So langsam denk ich, der alte Mann kann mal weg.
18 – Russland: Sergei Lasarew "You Are The Only One" Geschickt anmoderiert als “You are not the only one… nee, pardon”, egales Lied mit fancy Show, von der ich immer noch nicht ganz kapiere, wie sie funktioniert. Ich hoffe, das Publikum wird patzig darüber sein, dass sie für so berechenbar gehalten werden, und für was anderes stimmen, aber ich rechne mit dem Schlimmsten.
19 – Spanien: Barei "Say Yay!" Spanien bricht ein Tabu und singt auf Englisch – so wie fast alle hier. Beeindruckend. Foxi: “Jetzt guck ich erstmal, ob meine Frau ordentlich abstimmt… HALLO?! Bist du noch bei Sinnen?” Spanien tritt in einem eher irritierenden Outfit auf, Oversize-Footballhemdchen in Goldpailettenoptik, kann man machen, muss und sollte man aber nicht. Wir sind so gelangweilt, nichtmal lustige Garstigkeiten fallen mehr.
20 – Lettland: Justs "Heartbeat" Laaangweilig!
21 – Ukraine: Jamala "1944" Preis für das Lied mit der häufigsten Verwendung des Wortes “Kill”. Der Abend ist eh gelaufen, lasst uns einfach alle für diesen Partykracher stimmen, das ist wenigstens musikalisch ok.
22 – Malta: Ira Losco "Walk on Water" Das einzige positive, was uns hierzu noch einfällt, ist “Wir sind fast durch.” Das war der lahmste ESC seit Jahren, ohne Scheiß, da kommt auch nichts gescheites mehr, ich will das gar nicht mehr bebloggen. “Und irgendwie hatte ich auch mehr Fünkchenregen im Gedächtnis.” – “Wahrscheinlich sind die alle ausgeschieden.” – “Irgendwie hab ich noch keine gute Bewertung vergeben…”
23 – Georgien: Nika Koscharow & Young Georgian Lolitaz "Midnight Gold" Nichtmal das Lied der nicht ganz so “Rockband”igen Rockband reißt hier irgendwen vom Hocker.
24 – Österreich: ZOË "Loin d’ici" Ok, ich bin müde. Fertig werden.
25 – Vereinigtes Königreich: Joe and Jake "You’re Not Alone" Foxi: “Bewerten, bewerten!” – Jule: “Huch, wir sind ja schon bei UK! Meine letzte Bewertung war Ukraine…” Da hat tatsächlich jemand verschlafen. So ist das hier heute.
26 – Armenien: Iveta Mukutschjan "LoveWave" Foxi: “Die hat sich heute für kurz-lang entschieden.” – Manu: “Für ganz kurz-lang!” Badenazug, wennde mich fragst. Und auch egal. Allgemeine Erleichterung, dass es jetzt fertig ist.
Ich geb’s auf. Zum ersten Mal seit dem Jahr vor Lordis beeindruckendem Sieg ist mir pupsegal, wer gewinnt, ich bin für niemanden so richtig, macht ma selber, irgendwer wird schon gewinnen, am Ende wird’s eh der blöde Russe. Ich stelle das Kommentieren nun erstmal ein und widme mich den Trinkspielen (irgendeinem Trinkspiel, das uns viele Schnäpse verschafft). Auch Ian McKellen schläft schon, thanks bro, mach ich mit. Foxi: “Wollen wir Herzchen addieren und gucken, wer den enttäuschendsten Abend hatte?” Es gibt diesjahr zwar niemanden, der so richtig den Sieg verdient hätte oder für den man abstimmen müsste, aber einige, denen glatte null Punkte zu gönnen wären… Wir vergleichen jetzt, wer alles welche Beiträge verschlafen hat.
Es gibt Kuchen und wir einigen uns jetzt darauf, dass Dari Im gewinnt.
23:30 ist es endlich soweit, dass wir uns gut unterhalten fühlen. Schon wieder eine grandiose Show von den Moderatoren, bei der wir allesamt Tränen lachen, und dann noch Linda Woodruff. Wo stimm ich dafür ab?
Extreme Fehlentscheidung, auf irgendwelche Punkte für Deutschland zu trinken. Wir haben bislang einen Schnaps gekriegt. Und liegen mal wieder hinten. Nun ja.
Ende des Abends. Gefühlt durchgezerrte Punktevergabe, trotzdem 0:40 Uhr, kaum Schnaps gekriegt, Ukraine gewinnt unerklärlicherweise (der Kompromiss zwischen Jurysiegerin Australien und Publikumssieger Russland), jetzt Ratlosigkeitsschnaps und Bett. Nachti.
Ian bringt es auf den Punkt! “This feels like the longest night”