Semi-ESC, Teil 1

Herzlich willkommen zum drittwichtigsten Fernsehereignis des Jahres! Wir steigen diesjahr ohne weitere Vorwarnung direkt in die Eurovisionshymne ein, ich bin nüchtern und trinke Milch. Ich hoffe, heute Abend passiert noch bisschen was.

Die Moderatoren stellen sich vor. Foxi: “Wieso ist denn da Justin Timberlake dabei?!” In Wirklichkeit ist es aber Vorjahressieger Ell, der sich sogar bisschen was deutsches gemerkt hat. Manu grübelt derweil, mit welch bösartigen Unterverschnürungen die beiden Moderatorinnen ihre schlanke Linie hergestellt haben.

Man kann heute erst nach dem letzten Song abstimmen (wir aber sowieso nicht). Los geht’s jetzt jedenfalls mit weichgespültem Geschwafel über die Schönheit von Baku und den Songs.

Montenegro: Rambo Amadeus “Euro-Neuro” Ein Song über die Eurokrise! Welch… äh… lustige Idee? Manu: “Ich würd jetzt schon sagen, dass der bestimmt rausfliegt.” Aber eigentlich ist er doch ganz lustig, oder? Schade, dass der Esel aus dem Musikvideo nicht mitmachen durfte. Manu meint, sie ist paralysiert von dem, was wir da sehen. Foxi bietet sich an, uns was zu essen zu machen. Wenn da kein Eigennutz dahinter steckt…

Island: Gréta Salóme & Jónsi “Never Forget” Island ist bekannt für blonde Frauen, klärt uns Peter Urban auf. Und dann singt da ein Mann mit krauser Stirnfalte? Komisch. Wir kriegen ganz viel Streicherdramatik und Backgroundchor und Foxi verzieht sich nun endgültig in die Küche. Ich hab das Gefühl, sogar das ruckartige Umdrehen und Sich-Gegenseitig-Angucken ist hier choreographiert… irgendwie gruselig.

Griechenland: Eleftheria Eleftheriou “Aprodisiac” Griechenland schließt an seine Erfolgsserie nichtssagender Popnummern mit melodieschwachen Sängern an. Dazu kommt ein “obszön kurzes Röckchen” (sagt Manu, find ich aber auch) und auch Nummer 3 ist nicht so unser Favorit. Foxi: “Hach, mal was fürs Auge!” Manu: “Der Typ aus Montenegro hat dir wohl nicht gefallen?!”

Lettland: Anmary “Beautiful Song” Boah, die sehen ja aus wie Hausfrauen auf ner Tupperparty! Foxi: “Lettische Stewardessen?” Ich glaube, wenn’s nicht so furchtbar albern aussähe, könnte ich mit dem Lied sogar leben. Foxi: “Wozu mach ich denn extra den Beamer an, wenn’s euch da um die Musik geht?!” Peter Urban ist meiner Meinung, hurra.

Albanien: Rona Nishliu “Suus” Manu: “Sieht bisschen aus wie ein Vampir…” Das stimmt auffallend, mich erinnert’s ein wenig an Diva Plavalaguna, aber es ist (mal abgesehen von der überflüssigen Nebelmaschine) noch beinahe minimalistisch, die Kandidatin hat’s stimmlich einfach mal drauf und ich würde das Spektakel gern nochmal sehen/hören.

Kurzes Intermezzo mit lauter gutgelaunten Teilnehmern – wieso kann ich dieses Jahr nicht so ungetrübt als Spaßveranstaltung akzeptieren? Und wieso können’s die Moderatoren?

Rumänien: Mandinga “Zaleihah” Eine tadellos durchchoreographierte Folkballermannpopnummer. Könnte sogar funktionieren – aber mir ist es dann doch bisschen zu glatt und uninteressant, um in die Top 5 zu geraten. Pluspunkte aber für die Feuershow und die lustig aussehenden Tänzer mit ihren spannenden Phantasieinstrumenten.

Schweiz: Sinplus “Unbreakable” Hübsche Kaukasusbildchen zum Einstieg und nun angeblich Rock aus der Schweiz. Foxi: “Das ist ja quasi Lordi für Tokyohotelfans!” Sie sind bisschen albern, aber zumindest halbwegs musikalisch, was man ja nicht von allen Kandidaten behaupten kann. Ich würd die Schnuckis ja zu gern mal schweizerisch sprechen/singen hören.

Belgien: Iris “Would You?” Nummer 8, und schon gehen mir die Meinungen aus. Von einem sehr schwachen Start zu einer Naja-geht-so-Nummer. Manu: “Hältst du die Antenne zu?” – “Hilft nich…”

Finnland: Pernilla Karlsson “När jag blundar” Die Finnin singt auf schwedisch, aber man merkt’s nicht. Da die bisherigen Kandidaten alle eher unterdurchschnittlich waren, find ich das bisher sogar noch ziemlich gut. Und dieses fantastische Flatterkleid!

Israel: Izabo “Time” Foxi gefällt’s: “Die Gummibärenbande!” Lustig, unanstrengend, aber eigentlich war das Musikvideo, das uns ja nun entgeht, das beste an dem ganzen Lied. Was soll uns das wohl sagen?

San Marino: Valentina Monetta “The Social Network Song (OH OH-Uh-OH OH)” Ich bin vorbereitet: Ralph Siegel hat’s geschrieben! Er hat sich angeblich bei sieben Ländern drum beworben, und erst das popelige San Marino hat ja gesagt. Wie armselig – und dann kommt auch noch so ein Unsinnslied dabei raus… aber damit muss man wohl rechnen, wenn alte Leute “was zeitgemäßes” über “so Internet” machen wollen. Und da auf der Bühne steht der hässlichste Laptop, den ich je gesehen hab. Foxi: “Ich bin ja nicht oft gegen billige Lieder, aber in dem Fall…”

Zypern: Ivi Adamou “La La Love” Ich frag mich, ob die gerade schonmal gesungen hat, aber Manu meint, jemanden mit so nem großen Mund hat sie noch nicht gesehen. Das Lied bietet auf jeden Fall mal wieder Anlass zu einem gemeinschaftlichen Besuch der Küche.

Dänemark: Soluna Samay “Should’ve Known Better” Sind die aber alle lustig verkleidet! Ich kann mich gar nicht entscheiden, wen ich am tollsten finde: die hyperaktive Trommlerin, den headbangenden Cellisten mit Hiphopperkäppi, den xylophonierenden Bibliothekar, die sesselpupsende Backgroundsängerin oder doch die merkwürdige Frontfrau in Halbuniform mit Bisschen-Frieden-Gitarre. Schade, dass für die Show kein besseres Lied aufzutreiben war.

Russland: Buranovskije Babushki “Party for Everybody” Endlich! Die russischen Omas! Bis zu 86 Jahre alt, ist das toll. Wenigstens mal ein Beitrag, den man uneingeschränkt bejubeln kann. Manu: “Das schlimme ist ja, von denen, die wir bis jetzt gesehen haben, sind mindestens fünf weiter!” Tihi. Juhu. Party!

Ungarn: Compact Disco “Sound of Our Hearts” Versteht mich nicht falsch. Es ist jetzt nicht sooo schlecht. Aber ich frag mich trotzdem immer, was bei einem Lied, das dermaßen nach Elektro und Depeche Mode klingt, so viele Instrumente und Musiker auf der Bühne verloren haben. Das soeben reingebrachte Erdbeereis begeistert mich deutlich mehr. Manu: “Oh – Bushido?” Foxi: “Och, kann man sich anhören.”

Österreich: Trackshittaz “Woki mit deim Popo” Drei Poledancerinnen und zwei minderjährige, albern gekleidete Rapper, die uns irgendwelches österreichisches Zeug um die Ohren hauen, das ich zum Glück nicht in Gänze verstehe. Einfach nur peinlich – dagegen könnte sogar der Beitrag von Jedward kulturell wertvoll werden… Peter Urban: “Man könnte ganz vereinfacht sagen: für’n Arsch.”

Moldawien: Pashar Parfeny “Lãutar” Oooh ein Glück, schon der Vorletzte für heute! Nochmal ein bisschen osteuropäischer Folkpop mit seichtem Blechbläsereinschlag und Indiana Jones als Sänger. Ja von mir aus. Kann man so lassen. Und die Tänzerinnen waren die No Angels, oder?

Irland: Jedward “Waterline” Peter Urban warnt: “Die zwei von der Hüpfburg sind wieder da!” Und Irland hat angedroht, sie so lange zu schicken, bis sie gewinnen… herrje! Während “Lipstick” einfach musikalisch nicht so mein Fall war, ist der diesjährige Beitrag tatsächlich noch eine Nummer glatter, nichtssagender und sinnloser geworden – und Töne müssen auch nicht mehr getroffen werden, solang das Rumgehüpfe noch klappt… Mitleidspunkt für die Nummer mit dem Springbrunnen.

It’s done! Manu: “Ich frag mich, ob heute überhaupt irgendein Kandidat dabei war, der gewinnen wollte…” Ein Glück, dass wir nicht abstimmen dürfen – man weiß kaum, wofür… Ich hab den Verdacht, dass ich heute keine Top 10 zusammenkriege.

Mal sehen: ich wünsch es Russland, Ungarn, Albanien, Finnland (da bin ich in diesem Raum aber irgendwie allein), Moldawien und Israel und fände es erträglich bei Island, Lettland, Dänemark und zur Not auch der Schweiz. Da hab ich ja doch zehn zusammen. Und Foxi wünscht sich noch Griechenland. Und Jule würde bestimmt auch Rumänien toll finden.

Abstimmung ist fertig, es wird ausgezählt. Zur Überbrückung bekommen wir eine Fuhre Vorzeigefolklore. Ich weiß nicht, was ich davon halten soll. Wann hört das denn mal auf?

So, nu. Let’s get serious. Das zieht sich ja ewig hin… und ich bin immer noch viel zu nüchtern. Jetzt aber: Rumänien, naja. Gut für Jule. Moldawien! Island. Ungarn! Dänemark. Albanien! Zypern – wer waren die nochmal? Griechenland, Freude von nebenan. Russland! Und Irland, forgodssake. Prima, 60% Trefferquote für mich, na Hauptsache, die Österreicher sind draußen. Bis Donnerstag, falls es dann noch Internet gibt. Ansonsten bis Samstag. Tschüss!

Alle Jahre wieder…

…gibt es eine fantastische Gelegenheit, diesen Blog wiederzuerwecken: den ESC! In diesem Jahr ungemein spannend aus den verschiedensten Gründen, die ich jetzt erstmal garstigerweise nicht verraten werde (ein paar könnte man aber durch eifrige Recherchen schon selber rauskriegen). Ich werde wieder dabei sein und, إن شاء الله, auf jeden Fall die Halbfinals am 22. und 24.5.2012 live bebloggen (so Gott, Fernsehempfang und Internet wollen, was alles grad nicht so sicher ist) und je nach Blutalkohol und sonstigen Aufregungen (s.o., die Spannung!) dann evtl. auch das Finale im trauten Mädchenkreis. Bis dann! Seid dabei! Freut euch drauf!

(Über-) Lebenshilfe: Firmenfeiern

Nach dem Überleben fremder Hochzeiten schneide ich nun ein noch kniffligeres Thema an: das Überleben von Feierlichkeiten, die in Förmlichkeiten ertrinken, weshalb man versucht, das Problem mit Sekt wegzuspülen, was nicht selten im Desaster endet. Exklusiv und nur hier lassen wir euch all unsere Weisheit zuteil werden und helfen, die schwierigen Stunden ohne größere Schäden zu überstehen.

Teil 1: Ankunft und Sektempfang
Die clevere Strategie bezüglich des Timings ist erstaunlicherweise nicht, möglichst spät zu kommen, um das Drama aufs nötigste zu reduzieren, sondern das genaue Gegenteil. Am besten trägt man Schuhe, in denen man bequem eine Weile (im Sinne von mehreren Stunden) stehen kann, dann ist es durchaus empfehlenswert, gleich als erster zu erscheinen – so entfällt das lästige Wandern durch den Saal, um allen die Hand zu geben, sich vorzustellen/vorstellen zu lassen und einige oberflächliche Worte zu wechseln. Wer als erster kommt, überlasst anderen den Spaß, herumzuwandern, und lässt sich einfach eine halbe Stunde lang von lauter Leuten besuchen, auf deren Seite dann der Zonk liegt, grübeln zu müssen, ob man sich womöglich schon kennt, und ein angemessenes Smalltalk-Thema zu wählen. Und man kann länger Sekt trinken! (Hierfür kann es ratsam sein, schon vor der eigentlichen Feier mithilfe eines Leberwurstbrötchens o.ä. eine kleine Grundlage zu schaffen.)

Teil 2: Grußworte
Spätestens hier kann man diese Grundlage (s.o.) dann gut gebrauchen. So bleibt man fröhlich, wenn der Durchschnittspartygast bereits von mehreren Stunden Stehen, Trinken und dezentem Hüsteln (infolge der Abwesenheit angemessener Smalltalk-Themen) völlig erschöpft und ausgehungert ist. Dass der Chef eine Rede halten will, versteht sich von selbst; ferner die Gesellschafter, einige Manager, ein paar besonders zufriedene angetrunkene Kunden und schließlich auch Vertreter von Stadtrat, Kirchenrat und Elferrat. Das wird weitere knapp zwei Stunden in Anspruch nehmen, die sich durch die eindringliche Untersuchung der zu Dekorationszwecken auf dem Tisch platzierten Naschereien leicht überbrücken lassen.

Teil 3: Der Sturm auf die Bastille… äh, das Buffet
Innerhalb der für weitgehend inhaltsleere Beatmung verbrauchten Zeit dürfte immerhin das Buffet fertig aufgebaut worden sein. Hier sind Nahrungsmittel vom Gegenwert einer nicht zu verachtenden Gehaltserhöhung aufgebaut, die es mit vereinten Kräften zu vernichten gilt. Es bietet sich an, sich nicht strikt an die Speisenfolge zu halten, da am Anfang beim Hauptgericht wenig Andrang herrschen wird, während sich später die Menschentraube in der Nähe der Vorspeisen vermutlich auflöst.
Merke: nur weil ein Essen teuer ist, schmeckt es nicht automatisch gut, also ist bei der Auswahl Vorsicht geboten – was mit kurzsichtigem Auge und optimistischem Magen als Bulette durchgeht, könnte sich später leicht als frittierte Auberginenscheibe erweisen. Die Suche nach dem Dessert ist aussichtslos, denn dieses wird bis nach Mitternacht zurückbehalten, um die hartnäckigen Esser am vorzeitigen Verlassen der Veranstaltung zu hindern (Chef) und den Aufwand zu minimieren (Caterer).

Teil 4: Business Smalltalk
Wer glaubt, die eroberte Mahlzeit nun in Ruhe einnehmen zu können, hat weit gefehlt. An der schwierigen Aufgabe, ein durchschnittliches Mehrgängemenu mit lockerer Konversation zu verknüpfen, sind bereits größere Talente gescheitert. Die Chancen, von Menschen umgeben zu sein, mit denen sich die gemeinsame Gesprächsbasis in meteorologischen Erwägungen erschöpft, stehen hoch – aber umso besser, denn wenn die Gespräche zu interessant würden, käme man ja nicht mehr zum essen. Die Situation bleibt dennoch tückisch: während man mit Besteck und Kleingeflügel kämpft, was an sich bereits genug Herausforderung wäre, muss man versuchen, vor anwesenden Kunden und Pressevertretern eine gute Figur zu machen und Interesse und Bewunderung für deren absurde Geschichten heucheln. Gute Lügner meistern diese Aufgabe spielend und werden sicher bald zum Manager befördert.

Teil 5: The Entertainers
Um den schrecklichen Smalltalk nicht den ganzen Abend führen zu müssen, wird sicherlich für Auflockerung gesorgt: da nicht damit zu rechnen ist, dass sich hundert angetrunkene, feiernde Menschen mit sich und ihren interessanten Gesprächen beschäftigen können, hat die Geschäftsführung sicherlich irgendeine Form von Zerstreuung organisiert. Musiker sind natürlich Geschmackssache, Komiker ebenso, die Musikauswahl eines DJ hingegen gefällt prinzipiell niemandem, aber einige werden schon trotzdem aus Mitleid tanzen (oder um mit ihren fantastischen Tanzstundenkenntnissen zu glänzen). Noch schlimmere Lösungen sind dann Zauberer, Tierdompteure und Hütchenspieler. Immerhin hält es den Abend interessant, diese mit dem bösen Blick zu hypnotisieren und zu hoffen, nicht in den Genuss ihrer Künste zu kommen.

Teil 6: Teufel Alkohol
Um sich von der drohenden Unterhaltung abzulenken oder besser mit ihr zurecht zu kommen, wird ein altbewährtes Hausmittel empfohlen: der Alkohol. Leider ist der zu solchen Anlässen ausgeschenkte Wein meist nicht als solcher ernst zu nehmen, und selbst wenn es eine erträgliche Sorte gab, wird diese später des Abends klammheimlich gegen eine ungenießbare ausgetauscht, um den weiteren Verzehr zu minimieren. Manchmal darf man nicht wählerisch sein – nehmen, was man kriegen kann, ist die Devise, besonders, wenn man aufgrund von Unwilligkeit des Bedienpersonals bereits seit zwei Stunden Wasser genippt hat. Es wird empfohlen, die Übersicht über die verzehrte Menge zu behalten, um zu vermeiden, nach Beendigung der Feier unter dem Tisch oder auf der Toilette aufgefunden zu werden, was in sofortiger Degradierung zum Firmenfußvolk resultiert. Wenn man bereits zu dieser Gruppe gehört: prosit, wohl bekomm’s!

Teil 7: Der gemütliche Teil.
Nachdem die Alleinunterhalter fertig sind, das Bedienpersonal langsam einpackt und sogar das verspätet dargereichte Dessert verzehrt ist, gibt es für die meisten keinen Grund mehr, zu bleiben, der Saal leert sich und entweder bleibt nun ein Grüppchen übrig, mit dem sich wirklicher Spaß haben lässt – oder man geht halt selbst auch nach Hause. In ersterem Fall sollte man sich nicht davon stören lassen, dass die Kellner bereits die Tische abräumen, aufräumen, staubsaugen und keinerlei Alkohol mehr nachschenken wollen (clevere Trinker bestellen bereits am frühen Abend Reserven für später). Erst wenn schließlich auch das letzte Schlückchen Wasser ausgetrunken ist, sollte man tatsächlich die Heimkehr in Erwägung ziehen.

Liveblog: Das große Finale

Moinmoin, zum Finale hat sich hier alles versammelt: heute bekommt ihr die volle Mädchendröhnung, denn außer mir sind auch noch Manu, Traudel und Jule anwesend, die ebenfalls ihren Senf dazugeben werden. Weil ich damit rechne, dass wir uns im Laufe des Abends neben den anspruchsvollen musikalischen Beiträgen auch ein wenig mit dem anwesenden Alkohol beschäftigen werden, der mein Getippe wieder arg beeinträchtigen könnte, werden die Kommentare heute aber womöglich etwas spärlicher ausfallen als in den Halbfinal-Liveblogs. Verzeiht mir und habt trotzdem Spaß (das sag ich vermutlich zu einer leeren Menge…)!

So, wir sind also bereit, der Countdown läuft schon fast, der Fernseher aber auf jeden Fall. Wir haben außer halbrohem Hefeteig in Stockbrotform noch förmlich nichts zu uns genommen und gleichzeitig mit reichlich Bowle vorgeglüht. Ich vertipp mich jetzt schon. Das wird ein lustiger Abend.

Peter Urban begrüßt alle möglichen Zuschauer… ob wir wohl als “zu Hause” oder als “Party” zählen?

Das Kleid von Anke Engelke ist super. Das von Judith Rakers immerhin auch gewagt. Aber die Frisur von Anke ist ja wohl ein Witz… Manu findet es nicht ok, bei der Moderation des “wichtigsten Musikereignisses des Jahres” einen Pferdeschwanz zu tragen.

Um Gottes Willen, Stefan Raab hat ne Gitarre in die Finger gekriegt und lässt Anke den “Satellite” machen. Aber hey, in dem Kontext “I even did my hair for you” hat der Pferdeschwanz ja doch wieder was… Die Bigband-Version ist nett, das ist besser als das Original! Und sogar Lena darf nochmal mitmachen. Es hat zwar ein Jahr gedauert, aber inzwischen find ich den Song gar nicht so schlecht.

Es geht los! Jule ermittelt unser aller Favoriten. Man fragt sich, wozu.

Finnland: Paradise Oskar “Da Da Dam” Dass dieses Lied ironisch gemeint war, war mir im ersten Durchlauf völlig entgangen – war “Ein bisschen Frieden” womöglich auch Ironie? Nach einigen Malen Anhören find ich es auch viel besser, und auch in Interviews kam der niedliche Axel viel sympathischer rüber, als ich ihn auf der Bühne finde. Einer meiner fünf Favoriten heute.

Bosnien und Herzegowina: Dino Merlin “Love in Rewind” Ich hab den Eindruck, Dino hat vor dem heutigen Auftritt noch ein Tässchen Klosterfrau zuviel gekippt – das ist dann doch melodisch sehr viel wackliger und insgesamt viel weniger lebendig als im Halbfinale. Schade, so wird’s mein zweiter Favorit nicht weit bringen. Der Stimme nach klingt der aber ganz schön alt… der ist doch bestimmt 45?!

Dänemark: A Friend in London “New Tomorrow” Schöööön! Wenn’s nur die Iren nicht werden, können von mir aus auch die gewinnen. Auch wenn mir die Frisur nicht gefällt. Die Dänen haben sich seit dem Halbfinale zumindest stimmlich verbessert. Aber dieses rückenfreie Hemd – war das nötig? Und was ist dieses Tattoo eigentlich? Ich glaube, ein Alien mit Surfbrett. Ok, doch sympathisch.

Litauen: Evelina Sašenko “C’est ma vie” Gewohnt dramatische König-der Löwen-Ballade. Ich find, die ähnelt sehr der Gitte Haenning… Ist das Gebärdensprache? Wobei ich mir kaum vorstellen kann, dass sich Hörbehinderte den ESC anschauen… – Vielleicht grade die? Da erträgt man vieles leichter.

Ungarn: Kati Wolf “What About My Dreams” Da waren jetzt schon mehrere Frauen mit so großen Nasen dabei… Stimmt, die hat wirklich ne große Nase, und n großen Klunker, aber für 36 noch gute Beine. Aber dass die immer so kurze Kleider tragen müssen…

Irland: Jedward “Lipstick” Irland! Neeeiiiin! Wir sind uns einig, dass wir die furchtbar finden. Leider hört man, dass die inzwischen als Favoriten gehandelt werden… wieso nur?! Aber schlecht isses nicht, muss man schon sagen. Wie bitte?!

Schweden: Eric Saade “Popular” Jaaa! Den mag ich! Manu und ich gucken uns grinsend an. Naja, kann ja eigentlich fast nur besser werden als im Halbfinale. Hmm, nee, doch nicht, der Eric ist immer noch genauso schlecht. Wenn er doch nur mal einen Ton treffen könnte, meinen inneren Organen zuliebe. Naja, wenn er nicht soviel singen müsste und nicht so albern gekleidet wäre, wär er immerhin noch ganz niedlich. Das ist mir zu blöd, ich geh jetzt.

Estland: Getter Jaani “Rockefeller Street” Die erinnern mich so an Bonbons. Dass das Mädchen einer Castingshow entsprungen ist, erklärt vieles – immerhin ist das aber einer meiner gestrigen Ohrwürmer gewesen (neben dem leider schon abgewählten türkischen Beitrag) und außerdem der Favorit vom Freund, da will ich mal gar nicht so sein, auch wenn die Kleine heute nicht so ganz melodiesicher ist.

Was wäre das Leben ohne Peter Urban? Zustimmendes Nicken von allen Seiten.

Griechenland: Loukas Giorkas feat. Stereo Mike “Watch My Dance” Diese Nummer find ich immer noch rundum schlimm. Das peinlichste ist vermutlich Stereo Mike, rappen im Frack zur Turnhose, das geht gar nicht. Ausgezeichnet kommt das an – ich kapier’s einfach nicht.

Russland: Alexei Worobjow “Get You” Grade jetzt sitz ich wieder auf dem Trockenen – gar nicht gut. Als alternative zum hemmungslosen Schmerzbesäufnis amüsiere ich mich darüber, dass ich da immer noch so Untertöne zu hören meine, dank derer ich mir Alexei und seine selbstleuchtenden Backgroundtänzer gut als russische Folkloretruppe vorstellen könnte.

Frankreich: Amaury Vassili “Sognu” “Die Franzosen wollen vereinen, was noch nie geklappt hat” – Frankreich und Korsika?! Ach nein, Klassik und ESC hat Peter Urban gemeint. Die Intro ist ein bisschen “Conquest of Paradise”, aber der jugendliche Pavarotti machts kaputt. Was für ein Schnucki… Zottelhaare sind halt schon was hübsches! Wenn ich die Closeups auf sein Gesicht sehe, kann ich fast nicht glauben, dass diese Stimme aus diesem Typ rauskommt. Beeindruckend. Ich krieg Gänsehaut! Ich ruinier es jetzt nicht weiter durch’s Getippe…

Italien: Raphael Gualazzi “Madness of Love” Hier wird ein wenig Jazzclub veranstaltet. Hört sich so weg, feine Löffelmusik mit kleinen Ausbrüchen, die es sympathisch machen und verhindern, dass der Mann den Rest seines Lebens an verstimmten Restaurantflügeln spielen muss. Gefällt mir überraschend gut – wie oft hat man beim ESC schon musikalische Kandidaten?

Dino Merlin verrät derweil Judith, dass er anlässlich des ESC extra ein fünfzehn Jahre altes Jackett trägt. Jetzt, wo die eventuell doch vorhandene Aufregung von ihm abgefallen ist, ist er sowas von sympathisch – man sollte trotzdem für ihn stimmen… Nebenbei beginne ich, am Löffel zu nuckeln und erst nach mehreren Sekunden zu bemerken, dass es sich bei dem Objekt nicht um einen Strohhalm handelt. Ach, dieser böse ESC immer.

Schweiz: Anna Rossinelli “In Love for a While” Das finden wir immer noch nett, da sind wir uns einig – Jule hat’s in ihre Favoritenliste aufgenommen. Seifenblasen! Juhu!

Vereinigtes Königreich: Blue “I Can” Irgendwelche Meinungen? Ich hab irgendwie keine. Näh. Hmm. Gealterte Boyband. Aber der Song ist auch irgendwie… Nicht eingängig. Aber sie haben alle keine Brusthaare, das dürfte dir ja wohl gefallen? Naja. Macht jetzt nicht übermäßig was wett. Dann noch eher, dass ich auf den ersten Blick dachte, der ganz rechts sei mein Tauchlehrer.

Moldawien: Zdob și Zdub “So Lucky” Waren wir schon dran? Huch, was haben die denn für Hüte? Der reinste Karneval ist das ja! Ja, also die Show gefällt mir auch. Wir sind uns einig – ich konnte alle anstecken, es ist toll. Yaaaaay! So lucky! Und jetzt hüpf ich noch ein bisschen rum.

Deutschland: Lena “Taken by a Stranger” Wir sind dran! Also Lena. Das ist ein gefährliches Lied – es wird interessant dadurch, dass es melodisch etwas knifflig ist, aber dadurch balanciert unsere Kandidatin auch recht unsicher auf der Melodie, was sie durch möglichst starken Stimmeinsatz zu überspielen versucht. Nee, ich denke, dieser Song funktioniert einfach nicht in diesem Rahmen – obwohl das Publikum tobt, rechne ich uns keine tollen Chancen aus. Die gewinnt keinen Blumentopf, die kommt nichtmal unter die ersten zehn! Wer mag, darf mit Traudels Kommentar vom letzten Jahr hier in diesem Blog vergleichen…

Rumänien: Hotel FM “Change” Dazu kann ich echt nichts sagen, das ist so eine nichtssagende, glatte Kacknummer, da hält nichtmal ne Meinung dran. Den fand ich toll! Der ist so schleimig! Er hat sich beim Bau eines Waisenhauses beteiligt…

Österreich: Nadine Beiler “The Secret Is Love” Die soll zwanzig sein?! Alle bereden die Infantilisierung des ESC, aber ich finde, diese ganzen Kindchen sehen sowas von uralt aus… Was bewegt denn junge Menschen dazu, sich so ne Frisur zuzulegen? Na ok, im Closeup sieht man noch die Pubertätsakne durchs Makeup schimmern… Die ist aber auch sehr rückenfrei! Die erinnert mich an diese amerikanische Sängerin… Mariah Carey? Whitney Houston? Gefällt mir alles nicht. Jetzt aber mal sachlich zum Lied: das ist doch nicht übel! Ja, ne tolle Stimme hat sie ja.

Aserbaidschan: Ell & Nikki “Running Scared” Auch diese Nummer find ich noch genauso schlecht wie im Halbfinale – ein weiterer angeblicher Wettbewerbsfavorit, für den ich einfach keine Begründung finde… der Sternchenregen vielleicht?

Slowenien: Maja Keuc “No One” Für einen Moment hab ich jetzt echt schon die Backgroundtitten vermisst, aber mit Verspätung sind sie doch noch aufgetaucht. Melodisch ist es gar nicht mehr so schlimm, wie ich es in Erinnerung hatte… Find ich so Moulin-Rouge-mäßig… Mo-ment, hast du das etwa grade deinen Top 5 hinzugefügt?! Neenee, ich entscheid mich später noch.

Island: Sjonni’s Friends “Coming home” So rein phänotypisch erinnern die mich ein bisschen an die Polkaband in “Kevin allein zuhaus”. Trotzdem, immer noch ganz nett. Hey, das ist doch Fake, was die da machen! Du hörst das Geklimper, und der spielt gar nicht! Eigenartig. Immer wieder eine schockierende Erkenntnis, dass beim ESC mit Playback gearbeitet wird.

Spanien: Lucía Pérez “Que me quiten lo bailao” Na wenigstens die sind ehrlich und bringen von vornerein nur Luftgitarren mit auf die Bühne. Ansonsten ein austauschbarer Ballermann-Hit vor Palmenhintergrund. Das ist doch mal ein schöner Sommersong! Ihr seid sooo gegensätzlich! Peter Urban: “Lucía und ihr Hampelmannballett – die könnte doch gut auch bei Kollege Silbereisen auftreten…”

Ukraine: Mika Newton “Angel” Dieses Lied hab ich nun schon bestimmt zehnmal gehört, und kann mich trotzdem nicht an die Melodie erinnern. Das ist wirklich nur durch die süße Mika und die hübschen Sandgemälde interessant.

Serbien: Nina “Čaroban” Das ist immer noch entsetzlich bunt, auch nicht mehr ganz so souverän vorgetragen wie im Halbfinale, aber trotzdem noch ganz lustig. Denkt noch jemand grade an “Hairspray”?

Georgien: Eldrine “One More Day” Leider hat’s doch nicht für ein neues Kleid gereicht. Die hat so ein grobes Gesicht irgendwie! Kann die überhaupt singen?! Gaaanz schlimm. Geht nach Hause, Leute.

Wir sind durch! Unsere Favoriten:
Moldawien, Bosnien & Herzegowina (Sympathiepunkte), Finnland, Italien, Frankreich. (Btw, ich tippe nicht, ich wünsche.)
Dänemark, Estland, Serbien, Moldawien, Island.
Dänemark, Moldawien, Rumänien, Estland, Spanien.

Ich hab für Moldawien abgestimmt. Den anderen beiden ist es zu egal. Ich beschließe, heute auf Nullrunden für Irland zu trinken – ob es sich lohnt, den Schnaps überhaupt erst herzuholen?

Manu hat schonmal den Fuchs geholt. Und eingegossen – sehr optimistisch!

Jule hat noch einiges vor und will deshalb auf Nullrunden für Großbritannien trinken. Worauf Manu trinkt, ist egal, da sich in ihrem Schnapsglas nur Tee befindet.

Die Pausenbespaßung übernimmt Jan Delay. Nachdem er von Stefan Raab als Deutschlands Style-Guru angekündigt wurde, hat er sich, wie aus Trotz, das Jackett von Dino Merlin mit passender Hose geborgt. Ich hab leichte Schwierigkeiten, festzustellen, in welcher Sprache der Junge singt, aber vermutlich ist es deutsch. Naja, immer noch besser als manche Kandidaten.

In diesem Publikum ist so viel Luft! Die stehen quasi direkt an der Bühne, und haben unendlich viel Platz! Wo gibt’s sowas? – Ich freu mich schon auf Wacken…

Die Punktevergabe beginnt demnächst… übrigens haben sich Anke und Judith nochmal umgezogen, und Anke did her hair for us. Und für die gar nicht mal unlustige, aber doch sehr spezielle Deutschland-Comedyeinlage, die sie mit Stefan nun bringt, aber die wohl keiner außerhalb Deutschlands kapiert.

Das geht gut los! Irland-Nullrunde von den Russen. Darauf gießt sich sogar Manu einen Fuchs ein.

Fünf Länder weg, drei Nullrunden. Ich steige auch auf Tee um, sonst überleb ich das nicht. Freut mich aber doch, dass es so läuft.

Die Finnen sind ein taubes Volk! Was die für Zeug wählen…

Viiiele viele Nullrunden für die hyperaktiven Iren. Ich hab schon aufgehört zu zählen und bin zufrieden. Und Mazedonien hat ein Herz für Dinos! Das ist doch alles fein.

Zwölf Länder bislang, vorn liegen Schweden, Ukraine und Aserbaidschan, die meiner Meinung nach alle nur halbwegs gut aussahen und völlig nichtssagende bis schlechte Songs hatten. Erstaunlich, dass sich dieser ganze Wettkampf nur über’s Aussehen regelt. Für Lena wird’s aber wohl doch nichts, tendenziell.

Seeehr schlecht – trotz Startschwierigkeiten haben’s Irland inzwischen auf den dritten Platz geschafft. Ich kenne keine Schimpfwörter, die diesen Kindern auch nur annähernd gerecht werden.

Die Polin gibt Peter Urban viel Zeit, vor der spannenden Punktverkündung noch Kommentare einzuschieben…

Auch die Schweden haben keinerlei Geschmack und geben den Kack-Iren ganze douze points. Und dann Deutschland: acht für Irland, zehn für Griechenland. Naja, und zwölf für Österreich. Darauf finde ich Peter Urbans Kommentar (“Die Deutschen haben hier wirklich Geschmack gezeigt.”) geradezu grotesk.

Die Franzosen haben so ne hübsche Sprache, die haben’s bisher als einzige nicht nötig, ihre Punkte auf englisch durchzusagen. Zudem geben sie zwölf Punkte an Spanien – ein verwirrtes Land!

Rumänien gibt seine zwölf Punkte an Moldawien – juhu! Btw, Estland liegt momentan ganz hinten. Das wird meinen Freund nicht so freuen.

Aserbaidschan scheint gewinnen zu wollen. Es ist wie letztes Jahr – man begreift echt nicht, was die ganzen Leute just an diesem Lied finden! 41 Länder sind durch. Nun ist es entschieden. Diese Kaspersköpfe siegen.

Das darf ja wo nich wahr sein! Das versteh’ mer nich, oder? Deutschland auf Platz 10, meine Favoriten völlig seltsam platziert: Italien auf Platz 2 (hätte ich gar nicht erwartet), Bosnien auch erstaunlich weit vorn, dafür Finnland gaaanz weit hinten, Moldawien irgendwo im Mittelfeld… für qualifiziertere Einschätzungen fehlen mir gerade die Daten, also kipp ich mal präventiv noch einen Fuchs, um zu ertragen, dass wir dieses grässliche Lied nun nochmal hören müssen, und verabschiede mich schonmal. Bis nächstes Jahr!

Hach, ein kurzer Nachtrag muss noch sein, denn wir leeren noch die letzten Bowlereste, während die Aftershowparty läuft: die sind alle so motiviert, die da vor den Bühnen stehen! Das ist so Dawn of the Dead! Herrlich.

Liveblog: ESC, zweite Halbzeit

Guten Tag und herzlich willkommen zum nächsten Teil des Dramas! Heute Abend um 20 Uhr gibt es das zweite Halbfinale des Eurovision Song Contest 2011 im ARD zu sehen – Grund genug für mich, die Welt mit einem erneuten Liveblog zu erfreuen… bis dahin!

Die Spannung steigt, es geht los! Chips stehen bereit, es verspricht erneut, ein kuschliger Abend zu werden.

Und wieder müssen wir das dynamische Trio Anke Engelke, Stefan Raab und Judith Dingsbums ertragen – Anke hat für heute endlich auch ein Kleid gefunden und Judith hat sich, in der Hoffnung, doch mal irgendwie aufzufallen, knallgelb gekleidet. Sollte das Publikum aus Insekten bestehen, hat sie hervorragende Chancen.

Hui, und heute dürfen wir endlich auch abstimmen! Na, mal schauen. Ich war ja seit Lordi nicht mehr so entschieden begeistert von irgendeinem ESC-Song, dass ich mich da aktiv dran beteiligt hätte… jedenfalls geht’s jetzt los.

Bosnien und Herzegowina: Dino Merlin "Love in Rewind" Ein ganz alter ESC-Hase – um den Altersschnitt auf der Bühne zu drücken, hat er sich eine junge Kapelle mitgebracht, deren Mitglieder alle ziemlich lustig aussehen und auch durchweg in der Lage sind, zu einem stampfenden 4/4-Takt an der richtigen Stelle mitzuhopsen bzw. symbolisch die Hand aufs Instrument zu senken. Trotz alledem ist das schön fröhlich und lädt zum Mitwippen ein… gar nicht so schlecht – oder bin ich in diesem Stadium der Show einfach noch zu tolerant?

Peter Urban meint: "Eine starke Stimme, die schon viel erlebt hat." Ist das Lob oder Beleidigung? Und was ich mich seit Anfang des Songs schon fragte: wenn man Love in Rewind hört, kommen dann die versteckten Satansbotschaften?

Österreich: Nadine Beiler "The Secret Is Love" Auch die Österreicher setzen auf ergreifende Mädchenballaden. Für einen Moment hatte ich befürchtet, dass das ganze Lied so wackelig a capella zwischen diesen riesigen Nebelwülsten daherkommt, aber nein: jetzt setzten noch Streicher ein und ein Gospelbackgroundchor wurde ebenfalls herbeigezaubert, um die Dramatik zu unterstreichen. Sie kann schon durchaus singen, die Nadine, mich irritiert nur die Art, wie das überall bemerkt wird: "die Österreicher schicken eine hübsche Frau ins Rennen… und singen kann sie auch ".

Niederlande: 3JS "Never Alone" Die drei Jots stehen zu sechst auf der Bühne, wobei irgendwie fünf für das Stück unerheblich sind: drei bilden einen unhörbaren Backgroundchor, zwei spielen unhörbare Instrumente. Die Niederländer im Publikum scheinen’s zu mögen, naja, Allerweltspop halt. Der weiße Anzug des Frontmanns ist mir glaub ich ein bisschen viel Udo Jürgens.

Die "Postkarte" für die Belgier zeigte Taucher… endlich mal was ansprechendes!

Belgien: Witloof Bay "With Love Baby" Was ich vorhin schon befürchtet hatte, ist nun Wahrheit: eine reine A-capella-Band steht auf der Bühne. Aaaaber… das ist gut ! Die treffen Töne! Die Treffen die Töne, bevor sie von einem vorhersehbaren Komponisten auf der musikalischen Zielscheibe festgenagelt werden konnten! Fein, fein, ich bin dafür, Belgium 4 finals! Und an der Stelle mal ein Querverweis auf ein anderes schönes A-capella-Lied .

Die nächste "Postkarte", diesmal mit den Eisbachsurfern… es wird immer besser! Kann man das noch steigern?

Slowakei: Twiins "I’m Still Alive" Durch den slowakischen Beitrag jedenfalls schonmal nicht – das ist so schlecht, mir verkrümmen sich die Gedärme. Diese Weiber werden für’s Schönaussehen bezahlt, und ich wundere mich schon endlos, dass sie heute immerhin mehr anhaben als auf ihren Pressefotos – da sie nun aber nicht mehr soviel mit nackter Haut punkten können, würd’s nicht schaden, wenn die Schnuffis mal ab und an einen Ton treffen würden. Oh Mann, kann das mal einer abstellen?! Auch Peter Urban ist entschieden unbegeistert.

Judith schäkert mit den Gewinnern des ersten Habfinals… konnte der kleine Ell nicht irgendwas unter seinen Anzug ziehen, das sein Brustfelltoupet bedeckt?

Ukraine: Mika Newton "Angel" Sooo ein schönes Kleid – ist das Prinzessin Serenity? Sogar ich find Mika unglaublich süß. Auch eine schicke Idee, das Bühnenbild live von einer Sandmalerin zaubern zu lassen – das lenkt mich derart ab, dass ich von dem Song förmlich gar nichts mehr mitkriege. Na immerhin stört er nicht weiter – und diese Frau und diese Show will man ja eigentlich schon nochmal sehen…

Moldawien: Zdob și Zdub "So Lucky" Das ist mal wieder eine wunderbar absurde Show – zwar haben sie in diesem Jahr ihre trommelnde Großmutter nicht dabei, dafür aber eine schicke Einradfahrerin, ein großartiges, bunt herumwirbelndes Bühnenbild und große spitze Hüte. Schade, dass die Instrumentalbegleitung hinter den Stimmen so untergeht – this is madness, das ist ein wirklich feiner Versuch, Folklore, Rock, Kreativität und Leben in diese bekloppte Veranstaltung zu bringen. Ob ich doch noch abstimme? Nummer 07.

Schweden: Eric Saade "Popular" Das soll Schweden vor Peinlichkeit und Depressionen retten? Das?! Das ist eine peinliche Bühnenshow, die nicht nennenswert von einem Sänger ablenkt, der die Mehrzahl der Töne knapp verfehlt. Oooh, Schmerzen, das ist ein neuer Tiefpunkt. Jungchen, bis du popular bist, dauert’s noch lang. Geh erstma zum Friseur und kauf dir ne Jacke, die man ernst nehmen kann.

Zypern: Christos Mylordos "San angelos s’agapisa" Zypern bringt uns dieses Jahr In Extremo! Hurra! Nee, Moment… Aber beeindruckend ist das schon! Ein paar schwärzliche Herren stehen so schräg, wie es die Gravitation eigentlich unmöglich zulässt, spielen Flöten oder singen ein schönes Lied, und zum Höhepunkt der Dramatik schleudert eine garstige schwarze Walküre eine Leuchtkugel um sich. Ach ja, das Lied? Ähm. Alles in allem war das schon unterhaltsam.

Bulgarien: Poli Genova "Na inat" Endlich kommt mal die Windmaschine! Poli Genova spielt die kleine Punkerin, ich weiß nicht, was ich davon halten soll, aber ihr Kleid flattert sehr schön. Auf der Leinwand läuft tröpfelndes Wasser und bestimmt hat sich die Länge der Toilettenschlange in der Esprit-Arena gerade verzehnfacht. Trotzdem sehr dramatisch, und auch gar nicht mal so ein schlechtes Lied. (Fällt jemandem auf, wieviel ich heute gut finde? Irgendwas ist wirklich komisch.)

Mazedonien: Vlatko Ilievski "Rusinka" Willkommen beim Kosaken-Fernsehballett! Und dazu gibt’s Musica! Musica!! Naja, von einem extrem schwachen Auftakt ist es noch zu einer ganz guten Sauf-und-Rumhüpf-Nummer geworden – ich denke, mit genug Alkohol intus würde ich voll drauf abfahren… Trotzdem nerven die Tänzer – vermutlich kein Finalist, den wir hier gesehen haben.

Israel: Dana International "Ding Dong" Ernsthaft, Leute – ihr tretet hier mit einem Song an, der "Ding Dong" heißt, und wundert euch, dass es mit dem Sieg nischt wird?! Das hier ist die äußerst ungünstige Kombination eines schlechten Dancetracks mit sinnlosem Text, einer nicht melodiesicheren, schlecht gekleideten Frontfrau (solche Flechtdingsbumsis hab ich in der Grundschule auch gern gebastelt) und eines unhörbaren, steifen Backgroundchores. Da feiern auch bloß die Schweden – die sind Kummer gewöhnt…

Slowenien: Maja Keuc "No One" Wieder ein Beitrag, der mit einem völlig nichtssagenden Song daherkommt, dafür aber was zu gucken bietet – dieses Backgroundgesocks wurde auf Oberweite gecastet, aber jede Wette – zusätzlich betont von extra schicken Oberteilen (zweite Backgroundfrau von rechts!). Und ich dachte noch, es ginge hier darum, ein schönes Lied zu singen…

Rumänien: Hotel FM "Change" Was der da macht, ist wohl das, was man "flirten mit der Kamera" nennt – ich find’s grad ein wenig schleimig und auch das Lied nervt mich (yeah – endlich find ich zur gewohnten Form zurück!). Erstaunlich, was so ein Saxophon für ein vielseitiges Sportgerät ist – ob die beiden Backgrounddamen demnächst eine DVD mit allen Moves rausbringen, die sie hier schon vorgeführt haben? David Bryan bleibt unbeirrt: "I can chaaange" – ja dann mach’s doch endlich…

Estland: Getter Jaani "Rockefeller Street" What the fuck is this? CMYchicks? Huh, für einen Moment sah der Arm dieses verknoteten Tänzers aus wie… ganz ein anderes Körperteil. Die ganze Bühne samt Sängern und Tänzern sieht aus wie eine einzige Druckertestseite – da bleibt mir fast keine Zeit mehr, zu bemerken, dass mich auch das Lied ein bisschen nervt. Peter Urban: "Wenn Sie meinen, der Kinderkanal würde heute auch nach 21 Uhr senden, dann haben Sie sich geirrt: hier ist der Eurovision Song Contest!"

Weißrussland: Anastassija Winnikawa "I Love Belarus" Der einfallsreiche Titel paart sich hier mit einer einfallsreichen Bühnenshow: vier Glitzersäulen nageln die Backgroundmenschen an ihren Plätzen fest, während Frau Winnikawa immerhin noch mit ihrem Mikrofonständer anbandelt und ihre langen nackten Beine so gut als möglich darum schlingt, bis auch der letzte Großvater im Publikum Poledancing-Assoziationen hat. Ja, und Weißrussland liebt sie auch – was soll man dazu noch sagen?

Lettland: Musiqq "Angel in Disguise" Das fing vielversprechend an – Sitzperformance von einem unbescholtenen Abiturienten und seinem Kumpel, der, Brille und Hut nach, bestimmt "was mit Design" macht und sicherlich einen Klappcomputer mit nem Apfel drauf besitzt – aber ach, das Glück war von kurzer Dauer, es kam austauschbare Popmusik und eine kleine Tanzgruppe hinzu und der Webdesignerassistent musste zu allem Überfluss auch noch was rappen. Achja, und Kopfstimme ist auch nur cool, wenn der so gesungene Ton dann zum Lied passt.

Dänemark: A Friend in London "New Tomorrow" Mainstream-Rock war die Ankündigung… und um uns trotz Mainstream nicht zu sehr in Langweile verfallen zu lassen, haben sich die Herren allesamt etwas auf die Köpfe gezaubert, das meine Tante Roswitha eine "phantasievolle Frisur" nennen würde und entfernt an Vogelnester vom Vorjahr erinnert. Das Lied reißt einen tatsächlich nicht so vom Hocker, aber im Eurovision Coiffeurs Contest könnten sie bestimmt einen schönen Platz auf dem Treppchen erreichen.

Irland: Jedward "Lipstick" Ich muss ja zugeben, vor denen hab ich mich schon seit langem gefürchtet, und zwar berechtigt. Achtzigerjahre-Synthiepop ist an sich schon nicht so meins, aber das auch noch kombiniert mit einer LED-Hintergrundbespaßung, die die Augen zum Tränen bringt, und zwei ADS-Kindern im Vordergrund, die über einen etwas zu kreativen Kostümbildner verfügen (sind es Schulterpolster oder Rüstungsteile? Man weiß es nicht) und als Vorbilder vermutlich Bill Kaulitz und H. P. Baxter angeben würden – das ist mehr, als ich ertragen kann. Aber immerhin haben wir’s ja nun geschafft.

So, ich nominiere meine heutige Top 10: Moldawien, Belgien, Zypern, Ukraine, Bosnien&Herzegowina, Bulgarien, Österreich, Mazedonien, Estland, Lettland. Und abgestimmt hab ich auch für meinen Favoriten.

The final countdown! Aus diesem Wohnzimmer kamen je eine Stimme für die spitzen Hüte aus Moldawien und für die CMYchicks aus Estland. Zur Überbrückung der Zählzeit gibt es heute leider keine schön anzuschauenden Trommler, sondern Leute, die zu Klavierstücken von Bach breakdancen. Das ist so, ja ich weiß gar nicht. Wäre es nicht besser mit Musik?

Na Gottseidank, haben sie doch noch ein bisschen Beatbox gefunden, die dem klimpernden Bach unter die Arme greifen kann. Viel besser ist es noch nicht – aber wenn sich die Herren wenigstens eines Teils ihrer Sonntagsschuluniformen entledigen würden, wär ich kompromissbereit…

Unverdientes Glück für die Franzosen, dass die zu den Big Five gehören – das ist schon ziemlich grenzwertig… ich muss ja sagen, von den Big Five finde ich überhaupt alle außer Lena ziemlich niveaulos und peinlich. A propos: juhu, Lena! Muss ja mal gesagt werden.

So, endlich Ergebnisse! Estland , der Freund freut sich sehr. Rumänien . Moldawien , jetzt freu ich mich auch! Irland – es war so klar, dass ich diese beiden kleinen Arschkrampen nochmal wiedersehen muss. Bosnien&Herzegowina – da muss Dino den Herzschrittmacher nochmal anschalten… die gutfrisierten Dänen ! Österreich ! Ukraine – Sailor Moon ist noch im Rennen! Die slowenischen Titten sehen wir auch nochmal – Peter Urban: "No comment." Was wird aus Zypern und Belgien? Neeeeiiiin! Dieser Arsch aus Schweden , ich glaub’s nicht!

So, fein. Enttäuschend wie immer. Gute Nacht, weiter geht’s hier am Samstag. Bis dahin hier nochmal die Playlist meiner Favoriten der beiden Halbfinals und der letzten Jahre.