Ja, und soviel zum Rose Tint. Ich hatte mich Ende März erstmals informiert, ob denn irgendwer optimistisch ist, dass diesjahr ein ESC stattfindet, und war überrascht und erfreut, dass die EBU seit September schon ein paar bombensichere Notfallpläne für alle Pandemiestadien in der Schublade hat, im Worstcase halt leere Halle und virtuelle Veranstaltung mit aufgezeichneten Beiträgen, das wird laufen, da hat sich jemand Gedanken gemacht. Leider blieb’s offenbar bei den Gedanken, trotz spannender Inzidenz in den Niederlanden gibt’s ja nun Livegesang in Rotterdam mit Tests vor Eintritt (ähnliche Situation wie an den Schulen, da mal drüber nachdenken) und seit dem Halbfinale wurde jetzt einer der Isländer positiv getestet und der letztjährige Sieger positiv getestet und wer weiß, mit wem die alles Kontakt hatten am Dienstag (einige nahe Kontakte waren ja live im Fernsehn), man darf nun wohl angespannt mitfiebern (uiui, die Mehrdeutigkeit!), ob das Finale am Samstag dann sowieso ausfällt wegen allgemeiner Irrsinnigkeit oder des Krankenstands unter den Vortragenden oder ob die Band spielt, bis das Schiff gesunken ist. Jetzt also erstmal zweites Halbfinale, bei uns in erprobter virtueller Besetzung und somit hoffentlich krisensicherer als die Liveshow, was soll da schiefgehn?
So, pünktlich zur Eurovisionshymne aufm Sofa, und sogar schon leicht angetrunken, Rotwein ist mein Endgegner. Peter Urban erklärt nochmal die Pandemiemaßnahmen, ist das ein schwacher Rechtfertigungsversuch für die ebenfalls erwähnten, komplett unnötigen Ansteckungen? Im Rahmen einer wissenschaftlichen Studie passiert das hier alles, na dann is ja gut, dann weiter zum Ausdruckstanz. Oh, der sehr gute Tänzer hat mehrere Prothesen, ja krass!
So jetzt, Aufmerksamkeit! Eine Frau mit Aufmerksamkeitshut singt für San Marino, sie haben sich mal wieder große Mühe gegeben, aber fliegen ja traditionell im Halbfinale raus. “Ich hab den Ausschnitt nur noch nicht kommentiert, weil man den wegen des ganzen Fells kaum sieht.” – “Aber die Kostüme der Tänzer sind sicher umgenähte Hochzeitskleider, das ist sehr nachhaltig.” Wir überlegen grad, ob Jena einen Stadtstaat gründen sollte und wen wir dann zum ESC schicken könnten. “Tommy Neuwirth!” Das wird gut.
Estland, “Verdient dieser Mann wirklich den Titel ‘sexiest man of Estland’?” Nun werden intensiv Outfit, Haare und Bart diskutiert, es eskaliert schon jetzt, meine virtuellen Mitgucker sind offenbar in Stimmung. Caro hat eine ähnliche Frisur heute, Caro ist auch sehr sexy. “Er sieht aus, als würd die Firmenfeier zu Ende gehen und jetzt gibt’s Karaoke als Rausschmeißer.” – “Oh ja, der sieht aus wie ein betrunkener Projektleiter.”
Der Tscheche ist Jiu-Jitsu-Meister, warum muss man denn da noch hier singen? “Vielleicht rechnet sich Jiu Jitsu nicht. Müssen wir mal Tino fragen.” – “Kannst du dir vorstellen, dass wir Tino zum ESC schicken? In dem Outfit?” – “Oh ja, das wird beinah so gut wie Tommy Neuwirth. Und dann kann er runterzählen.”
Griechenland, die Dame tritt in einem umgebauten Wettkampfschwimmanzug auf und ist ins lila Glitzerfässchen gefallen, aber ich bin grad ein bisschen neidisch, das ist so ein superfancy Kleidungsstück, in dem man aber bestimmt sogar Yoga machen kann. Oh, die Tänzer werden unsichtbar! “Aber das Lied… die kann gleich mit dem estnischen Typ abziehen.” – “Na prima, der Projektleiter schleppt die Praktikantin ab?”
Für Österreich: Kinder Bueno. Ach nee. “Ne Ballade!” – “Boah, das hammer jetzt gebraucht, ey.” Guter Zeitpunkt für ne Klopause, ich steige mitten im polnischen Beitrag wieder ein, Taschenlampen und Sonnenbrillen, böses 80s-Revival. “Er sieht aus wie Toni Kroos.” Findet auch Peter Urban, dann musses ja stimmen.
Königin Maxima hört gern Rock und Pop aus den 80ern. “Na da isse ja hier gut aufgehoben.” Wir sollen Bilder von unserem ESC teilen – “Soll ich ihnen n Screenshot von unserem Videocall schicken?”
“Oh, das Kleid von der Moldawin hatte am Dienstag noch eine von den Moderatorinnen an.” – “Das ist Recycling, super!” – “Aber bei der Moderatorin am Dienstag war das lang. Und das von der Griechin hatte keine Ärmel. Ist das Kleid von der Malteserin umgenäht worden?” – “Ob die die Halbfinale extra so auslosen, dass sich die Kleider nicht so oft doppeln?” – “Aber das Lied ist grottig, oder?” – “Ohne den Gesang würde’s glaub ich funktionieren.” – “Mein Fuß wippt auch schon.”
Island, “Achten Sie auf eine Weltneuheit, ein kreisrundes Keyboard in drei Teilen!” Ich hab schon letztes Jahr den Hype nicht ganz verstanden, ich versteh’s immer noch nicht, aber es wär ok, wenn sie trotzdem gewinnen. Das mit dem Keyboard ist ja schon witzig. “Aber das Lied ist langweilig!” – “Aber ich wüsste auch sonst noch nix, was ein Sieganwärter wäre.” – “Am ehesten noch der Österreicher vielleicht.” – “Der, bei dem ich aufm Klo war?” – “Genau.”
Achso, jetzt noch dreimal Haare aus Serbien. “Die sehen aus, als hätte man sie mit Marshmallows beworfen. Oder mit diesem Nachtisch aus zerbröseltem Baiser…” – Jetzt wollen wir alle Dessert aus Baiser und Himbeeren.
Der Georgier ist Architekt und Vater von drei Kindern – und da hat er noch Zeit für n ESC? Hm, das ist doch eigentlich ganz freundlich und unanstrengend… und da sind Glühwürmchen! Die da oben feststecken! Auf diesem großen, blauschwarzen Ding! Nur die Töne trifft er nicht so recht. “Wir müssten jetzt den Österreicher nochmal holen, dann kann er das Lied singen.” Das wär’s.
Albanien: “DIE HAMM ALLE DAS GLEICHE SCHEISS KLEID!!” – “Vielleicht war der Stoff im Sonderangebot?” – “Lass ma n Glitzerkleid machen, das hat bestimmt keiner.” Ok, es gibt bunten Nebel, sie singt in Landessprache, Sybille mag das Orientalische, sie hat auf Backgroundtänzer verzichtet, da ist doch viel schönes dabei?
Oh, die Portugiesen gibt’s nur in Schwarzweiß und 4:3. Das mag ich, das mögen wir alle, das ist mal ne hübsche Ballade.
Aus Bulgarien schon wieder ein minimalistisches Liedchen. “Ich muss an den letzten Harry-Potter-Film denken, wo er in diesem Wasser ist mit diesen Leichen…” – “Sie ist im Schlafanzug, oder? Sie hat 2020 durchgespielt.” – “Ich dachte ja eher an Häftling.” – “In jedem Fall trägt sie zuviel Schmuck.” Fazit: “Nett, aber nich so gut wie Portugal.”
So jetzt, Lärm mit Ansage, “Violent Pop” aus Finnland, ein Lied geschrieben in der Frustration der Pandemie. Ah, Linkin Park ist Violent Pop. “Ich find’s jetzt auch nicht per se schlecht.” – “Joa, is halt ne Linkin-Park-Coverband, kann man schon machen.”
So, Lettland. Was ist denn das? Supergrün. “Interessant.” Die Tänzerinnen stehen da nur so, erinnern bisschen an Stormtroopers. Aber es ist mal was anderes, ne? Der Schweizer hat klassischen Gesang studiert, weil Pop vielseitiger ist als Oper, Sybille zieht die Augenbraue sehr weit hoch. “Vielleicht hätten sie ihm das Glitzerkleid zulosen sollen?” – “Jetzt diss den doch mal nich, der kann singen.” – “Die Hose geht noch, die haste doch schon zu deiner Jugendweihe angehabt!” – “…die hat dein Vater schon zur Jugendweihe angehabt.” – “Aber er kann wirklich irre gut singen. Und die Show ist eigentlich so schlecht, dass es schon wieder niedlich ist.”
“Auch heute wird’s hintenraus besser, oder?” Auftritt Dänemark: “Ich nehm’s zurück.” Oh mein Gott, Modern Talking, ist das aber schlimm. “Es fällt mir schwer, das zuzugeben, aber Modern Talking hatten bessere Lieder als das.” Oh, wir leiden alle sehr. Ein Feinrippunterhemd! “Wenn der sich angezogen hätte wie der kleine Schweizer, wär das alles besser gewesen.” – “Wenn sie alles anders gemacht hätten, wär’s besser gewesen.” – “Aber es ist schon irgendwie lustig, das könnte ins Finale kommen.” – “Nee, es ist schon genug Lustiges im Finale, lass ma.”
Der Pausenact… “Oh, das ist was Homoerotisches.” – “Das weiß man doch jetzt noch gar nicht?” Ein Balletttänzer und der holländische Meister im BMX, das hat schon alles was, aber passt es zusammen? “Vielleicht haben sie sich einfach beide für den Job beworben und sie haben gesagt, ok ihr seid beide gut aber wir haben nur einen Slot, könnt ihr was zusammen machen?” Der Rock ist bisschen cool. Großes Kino.
Der kleine Schweizer ist großartig, er wächst uns jedesmal mehr ans Herz, wenn er im Bild ist. Hach.
Coming up Saturday: music binds us. One music to bind them all. Hm. Jetzt aber Ergebnisse: Albanien, Serbien, Bulgarien, Moldau, Portugal (yay!), Island (yay), San Marino (schräg!), Schweiz (yaay!), Griechenland, Finnland. Komisch, da waren nichtmal zehn gute Lieder dabei, und dann kommen nichtmal die weiter. Große Trauer um Lettland hier, der Blumentopfuntersetzer wär gut gekommen, aber Schweiz und Portugal weiter, wir sind zufrieden. Finale gibt’s dann irgendwann, vermutlich nicht am Samstag, das gibt mein Biorhythmus einfach nicht mehr her. Gutnacht.
Zwätzen ist auch wieder am Start, aber ohne das ganze Hintergrundwissen (und durch den Eurovision-Stream auch ohne Peter Urban, den heben wir uns fürs Finale auf) – wir wollen uns nur amüsieren, aber offenbar geht das bei den heutigen Beiträgen nicht ohne Alkohol! Dazu live Reinhards Kommentar zu Startnummer 3: Das ist kein Lied und das ist kein Tscheche!
Was war er denn dann? Ich muss ja nebenher mit drei Leuten quatschen, ich krieg nur die Hälfte von Peter Urbans wertvollen Textbeiträgen mit…
Das wissen wir natürlich auch nicht, wir sind bloß voller Vorurteile.
Und wir sorgen uns langsam, wo jetzt noch zehn Finalisten herkommen sollen. Dabei ist der Martini schon alle! :-s
Jetzt sind drei Shakiras gleichzeitig auf der Bühne!
Georgien: Wenn die Grünen gewählt werden, ginge es sogar auf der Autobahn.
Wenn man gerade nur bei Amazon shoppen kann: “Andere ESC-Teilnehmer kauften auch…”
Das kriegt nicht mal einen Blumentopfuntersetzer! (Lettland)
Das war’s also. Ich bleib dabei: Da waren keine zehn Lieder dabei, die ich noch mal hören möchte.
Ja, das geht uns auch so. Sybille ist kampelig drauf und wünscht sich entweder Polen oder Dänemark weiter.