Was bisher geschah (das große Chaos)

Grad ist gar keine ESC-Jahreszeit, das ist fein beobachtet; allerdings war ich grad kurz davor, das Ergebnis des ESC 2023 zu erfahren, und da hielt ich kurz sinnend inne, um festzustellen, dass ich mich angesichts der Lückenhaftigkeit dieses Blogs nichtmal an die Ergebnisse oder überhaupt den Hergang des ESC seit 2018 so richtig erinnern kann. Ja, man könnte Statistiken auf Wikipedia nachlesen, aber was zählt, sind ja die Momente, die strahlend bescheuerten Beiträge, die im Halbfinale rausflogen, und die Großmütter, die das Herz meiner Peergroup eroberten. Hier sei also meine sehr subjektive Sicht auf die letzten 5 ESC-Jahre nachgetragen:

2018: Aus Lissabon, “All Aboard”. Beide Halbfinals in großer Runde gewürdigt, mit Grillgut und merkwürdigen alkoholischen Kreationen und allem. Zum Finale musste ich dann dringend an einem Adventure Race teilnehmen und es ist mir entgangen. Zur Erinnerung: Deutschland hatte damals Michael Schulte mit einem Liedchen über seinen verstorbenen Vater und ganz viel Herzgesten ins Rennen geschickt, was laut Wikipedia für einen vierten Platz gereicht hat, wtf? Das einzige Lied, an das ich mich beim Drüberlesen erinnern konnte, was der Israelische Beitrag (Netta mit “Toy”), somit hat das womöglich verdient gewonnen. Achja, Alexander Rybak war nochmal für Norwegen dabei und bisschen niedlich, Julia Saymolova für Russland hat mich hart genervt.

2019: Aus Tel Aviv, “Dare to Dream!”. Offenbar verschieben sich die Prioritäten, unter der Woche hab ich Firmenfeiergedöns und verfolge die Halbfinals nur nur halbherzig und unvollständig im Livestream (mit ebenfalls nur halbherzig beteiligter virtueller Gesellschaft) und ins Finale grätscht abermals ein Wettkampfwochenende (MTBO in Petzow) rein, sodass ich den Sieger (Niederlande, Duncan Laurence mit “Arcade”) grad glaub ich zum ersten Mal gelesen hab. Deutschland hat das Duo S!sters mit dem Lied “Sister” ins Rennen geschickt, wir gewannen erwartungsgemäß keinen Blumentopf (vorletzter Platz). Aus dem Stegreif erinnern kann ich mich an genau keinen Beitrag, nach erneuter Sichtung haben mir Armenien, die rumwippende Mad-Max-Australierin, Lettland und die gefiederten Portugiesen gut gefallen.

2020: ESC fiel aus wegen Pandemie, aber geplant war ja schon alles, also gab’s zu den Halbfinals eine Sendung mit den zusammengeschnittenen Musikvideos der Halbfinalteilnehmer, die ich mir eine Woche später oder so mal anguckte, ohne Gesellschaft, und sehr dankbar, die schlechten Lieder, nervigen Moderationen und sinnlosen Pausenacts einfach überspringen zu können (damit wird’s kurz). Der hängenbleibende Beitrag des Jahres war Russland, Little Big, das find ich immer noch großartig und die haben auch noch mehr großartige Videos. Ansonsten find ich in der Recap grad auch Armenien, Aserbaidschan, Georgien und Niederlande ganz hörbar, Ukraine, Lettland und Litauen hatten erfreulich bekloppte Videos. Die Jogginganzug-Isländer von Daði og Gagnamagnið fanden alle super, aber ich hab’s nicht ganz kapiert. Den deutschen Beitrag von Ben Dolic hab ich eventuell überhaupt noch nie gehört?

2021: Nachholveranstaltung aus Rotterdam, “Open Up”. Schwierig, so mitten in der Pandemie – sie haben angeblich harte Auflagen und ne halbleere Arena, aber trotzdem kamen da natürlich infizierte Teilnehmer und Gäste raus, naja. Wir verhalten uns pandemiekonform, ich baue im Wohnzimmer einen Reizüberflutungszirkus aus Bildschirm mit Livestream, Laptop mit BBB-Videocall (virtuelles Beisammensein) und Laptop mit Blog auf, um die Halbfinals zu kommentieren; nur die Limettengetränke sind unvirtuell und greifbar. Das Finale gucken wir dann sogar in echt gemeinsam mit merkwürdigem Alkohol (überlagertem Sekt) bei S., nur nicht live, denn ich hab ja letztes Jahr entdeckt, wieviel besser es ist, den Scheiß und die Punktvergabe überspringen zu können und das ganze auch nicht mitten in der Nacht verfolgen zu müssen. Ganz Europa ist diesjahr dem Charme des italienischen Måneskin-Sängers erlegen, von mir aus doch, gab schon schlimmere Sieger. Deutschland hat Jendrik mit “I don’t feel hate” geschickt, was ich persönlich sogar mal ganz gut fand, aber es wurde trotzdem wieder der klassische vorletzte Kein-Blumentopf-Platz. Unser aller Favorit war der niedliche Portugiese von Black Mamba, mein persönlicher dazu noch die dystopische Technodiva aus der Ukraine. Dänemark hat Modern Talking geschickt, das war sehr schlecht, Litauen bringt nochmal den Freak vom letzten Jahr, Norwegen bringt den “Fallen Angel” mit großen Engelsflügeln, und von Island kam nochmal die Truppe mit den Jogginganzügen (man fragt sich ja, wie weniger als eine halbe Million Isländer eine derartige Menge von merkwürdigen Musikern enthalten kann).

2022: Aus Turin, “The Sound of Beauty”. Nun endlich mal wieder mit echtem Beisammensein, Grillgut und alkoholischem Unfug, aber ohne Bloggen und nur für die Halbfinals, zum Finale sind wir dann mal wieder in Petzow beim MTBO-Fahren (wo ich beim Frühstücksbuffet gespoilert werde, wer’s gewonnen hat, aber man hat ja kommen sehen, dass es die Ukraine wird, denn der ESC war halt noch nie wirklich unpolitisch – egal, ein okayes Lied hatten sie schon auch). Irland hatte den einzigen Beitrag, auf dessen Erträglichkeit und Fußwipptauglichkeit sich alle Mitgucker einigen konnten (Brooke mit “That’s Rich”), flogen aber im Halbfinale schon raus, Subwoolfer für Norwegen (“Give that wolf a banana”) haben auch ungefähr alle begeistert, die serbische zwanghafte Händewäscherin leider nur mich, Malik Harris für Deutschland gewann keinen Blumentopf (letzter Platz). Von Australien kam dieser Dude im Kleid mit Glitzersteinchen vorm Gesicht (musikalisch egal), Finnland lässt mit The Rasmus unser aller Jugend wieder aufleben, Georgien mit Circus Mircus haben eine erfreulich absurde Show, und dank der erfreulichen erneuten Teilnahme von Zdob și Zdub weiß ich jetzt für immer, dass Moldaus Hauptstadt Chișinău heißt. San Marino versuchten sich verzweifelt an einem Plagiat von Måneskin und scheiterten kläglich (aber aus einem Zehntel der Einwohner Islands, die zudem alle keine irren Isländer sind, lässt sich halt noch schwerer geeignetes Material rekrutieren).

2023: Wegen Unpässlichkeit der Ukraine für die Ausrichtung von Spaßveranstaltungen diesjahr aus Liverpool, “United by Music”. Deutschland schickt Lord of the Lost, das kann ja nischt werden, und wegen Auslandsaufenthalt hab ich diesjahr alles versäumt und mich erfolgreich bis Oktober nicht spoilern lassen, wer’s gewinnt, wir gucken also noch viel weniger live als je zuvor und lassen die Halbfinals auch vermutlich einfach weg. Mehr kommt dann eventuell, wenn ich die Show gesehen hab – mit Geselligkeit und Limetten, die weg müssen!

Storm Coming

Ja, und soviel zum Rose Tint. Ich hatte mich Ende März erstmals informiert, ob denn irgendwer optimistisch ist, dass diesjahr ein ESC stattfindet, und war überrascht und erfreut, dass die EBU seit September schon ein paar bombensichere Notfallpläne für alle Pandemiestadien in der Schublade hat, im Worstcase halt leere Halle und virtuelle Veranstaltung mit aufgezeichneten Beiträgen, das wird laufen, da hat sich jemand Gedanken gemacht. Leider blieb’s offenbar bei den Gedanken, trotz spannender Inzidenz in den Niederlanden gibt’s ja nun Livegesang in Rotterdam mit Tests vor Eintritt (ähnliche Situation wie an den Schulen, da mal drüber nachdenken) und seit dem Halbfinale wurde jetzt einer der Isländer positiv getestet und der letztjährige Sieger positiv getestet und wer weiß, mit wem die alles Kontakt hatten am Dienstag (einige nahe Kontakte waren ja live im Fernsehn), man darf nun wohl angespannt mitfiebern (uiui, die Mehrdeutigkeit!), ob das Finale am Samstag dann sowieso ausfällt wegen allgemeiner Irrsinnigkeit oder des Krankenstands unter den Vortragenden oder ob die Band spielt, bis das Schiff gesunken ist. Jetzt also erstmal zweites Halbfinale, bei uns in erprobter virtueller Besetzung und somit hoffentlich krisensicherer als die Liveshow, was soll da schiefgehn?

So, pünktlich zur Eurovisionshymne aufm Sofa, und sogar schon leicht angetrunken, Rotwein ist mein Endgegner. Peter Urban erklärt nochmal die Pandemiemaßnahmen, ist das ein schwacher Rechtfertigungsversuch für die ebenfalls erwähnten, komplett unnötigen Ansteckungen? Im Rahmen einer wissenschaftlichen Studie passiert das hier alles, na dann is ja gut, dann weiter zum Ausdruckstanz. Oh, der sehr gute Tänzer hat mehrere Prothesen, ja krass!

So jetzt, Aufmerksamkeit! Eine Frau mit Aufmerksamkeitshut singt für San Marino, sie haben sich mal wieder große Mühe gegeben, aber fliegen ja traditionell im Halbfinale raus. “Ich hab den Ausschnitt nur noch nicht kommentiert, weil man den wegen des ganzen Fells kaum sieht.” – “Aber die Kostüme der Tänzer sind sicher umgenähte Hochzeitskleider, das ist sehr nachhaltig.” Wir überlegen grad, ob Jena einen Stadtstaat gründen sollte und wen wir dann zum ESC schicken könnten. “Tommy Neuwirth!” Das wird gut.

Estland, “Verdient dieser Mann wirklich den Titel ‘sexiest man of Estland’?” Nun werden intensiv Outfit, Haare und Bart diskutiert, es eskaliert schon jetzt, meine virtuellen Mitgucker sind offenbar in Stimmung. Caro hat eine ähnliche Frisur heute, Caro ist auch sehr sexy. “Er sieht aus, als würd die Firmenfeier zu Ende gehen und jetzt gibt’s Karaoke als Rausschmeißer.” – “Oh ja, der sieht aus wie ein betrunkener Projektleiter.”

Der Tscheche ist Jiu-Jitsu-Meister, warum muss man denn da noch hier singen? “Vielleicht rechnet sich Jiu Jitsu nicht. Müssen wir mal Tino fragen.” – “Kannst du dir vorstellen, dass wir Tino zum ESC schicken? In dem Outfit?” – “Oh ja, das wird beinah so gut wie Tommy Neuwirth. Und dann kann er runterzählen.”

Griechenland, die Dame tritt in einem umgebauten Wettkampfschwimmanzug auf und ist ins lila Glitzerfässchen gefallen, aber ich bin grad ein bisschen neidisch, das ist so ein superfancy Kleidungsstück, in dem man aber bestimmt sogar Yoga machen kann. Oh, die Tänzer werden unsichtbar! “Aber das Lied… die kann gleich mit dem estnischen Typ abziehen.” – “Na prima, der Projektleiter schleppt die Praktikantin ab?”

Für Österreich: Kinder Bueno. Ach nee. “Ne Ballade!” – “Boah, das hammer jetzt gebraucht, ey.” Guter Zeitpunkt für ne Klopause, ich steige mitten im polnischen Beitrag wieder ein, Taschenlampen und Sonnenbrillen, böses 80s-Revival. “Er sieht aus wie Toni Kroos.” Findet auch Peter Urban, dann musses ja stimmen.

Königin Maxima hört gern Rock und Pop aus den 80ern. “Na da isse ja hier gut aufgehoben.” Wir sollen Bilder von unserem ESC teilen – “Soll ich ihnen n Screenshot von unserem Videocall schicken?”

“Oh, das Kleid von der Moldawin hatte am Dienstag noch eine von den Moderatorinnen an.” – “Das ist Recycling, super!” – “Aber bei der Moderatorin am Dienstag war das lang. Und das von der Griechin hatte keine Ärmel. Ist das Kleid von der Malteserin umgenäht worden?” – “Ob die die Halbfinale extra so auslosen, dass sich die Kleider nicht so oft doppeln?” – “Aber das Lied ist grottig, oder?” – “Ohne den Gesang würde’s glaub ich funktionieren.” – “Mein Fuß wippt auch schon.”

Island, “Achten Sie auf eine Weltneuheit, ein kreisrundes Keyboard in drei Teilen!” Ich hab schon letztes Jahr den Hype nicht ganz verstanden, ich versteh’s immer noch nicht, aber es wär ok, wenn sie trotzdem gewinnen. Das mit dem Keyboard ist ja schon witzig. “Aber das Lied ist langweilig!” – “Aber ich wüsste auch sonst noch nix, was ein Sieganwärter wäre.” – “Am ehesten noch der Österreicher vielleicht.” – “Der, bei dem ich aufm Klo war?” – “Genau.”

Achso, jetzt noch dreimal Haare aus Serbien. “Die sehen aus, als hätte man sie mit Marshmallows beworfen. Oder mit diesem Nachtisch aus zerbröseltem Baiser…” – Jetzt wollen wir alle Dessert aus Baiser und Himbeeren.

Der Georgier ist Architekt und Vater von drei Kindern – und da hat er noch Zeit für n ESC? Hm, das ist doch eigentlich ganz freundlich und unanstrengend… und da sind Glühwürmchen! Die da oben feststecken! Auf diesem großen, blauschwarzen Ding! Nur die Töne trifft er nicht so recht. “Wir müssten jetzt den Österreicher nochmal holen, dann kann er das Lied singen.” Das wär’s.

Albanien: “DIE HAMM ALLE DAS GLEICHE SCHEISS KLEID!!” – “Vielleicht war der Stoff im Sonderangebot?” – “Lass ma n Glitzerkleid machen, das hat bestimmt keiner.” Ok, es gibt bunten Nebel, sie singt in Landessprache, Sybille mag das Orientalische, sie hat auf Backgroundtänzer verzichtet, da ist doch viel schönes dabei?

Oh, die Portugiesen gibt’s nur in Schwarzweiß und 4:3. Das mag ich, das mögen wir alle, das ist mal ne hübsche Ballade.

Aus Bulgarien schon wieder ein minimalistisches Liedchen. “Ich muss an den letzten Harry-Potter-Film denken, wo er in diesem Wasser ist mit diesen Leichen…” – “Sie ist im Schlafanzug, oder? Sie hat 2020 durchgespielt.” – “Ich dachte ja eher an Häftling.” – “In jedem Fall trägt sie zuviel Schmuck.” Fazit: “Nett, aber nich so gut wie Portugal.”

So jetzt, Lärm mit Ansage, “Violent Pop” aus Finnland, ein Lied geschrieben in der Frustration der Pandemie. Ah, Linkin Park ist Violent Pop. “Ich find’s jetzt auch nicht per se schlecht.” – “Joa, is halt ne Linkin-Park-Coverband, kann man schon machen.”

So, Lettland. Was ist denn das? Supergrün. “Interessant.” Die Tänzerinnen stehen da nur so, erinnern bisschen an Stormtroopers. Aber es ist mal was anderes, ne? Der Schweizer hat klassischen Gesang studiert, weil Pop vielseitiger ist als Oper, Sybille zieht die Augenbraue sehr weit hoch. “Vielleicht hätten sie ihm das Glitzerkleid zulosen sollen?” – “Jetzt diss den doch mal nich, der kann singen.” – “Die Hose geht noch, die haste doch schon zu deiner Jugendweihe angehabt!” – “…die hat dein Vater schon zur Jugendweihe angehabt.” – “Aber er kann wirklich irre gut singen. Und die Show ist eigentlich so schlecht, dass es schon wieder niedlich ist.”

“Auch heute wird’s hintenraus besser, oder?” Auftritt Dänemark: “Ich nehm’s zurück.” Oh mein Gott, Modern Talking, ist das aber schlimm. “Es fällt mir schwer, das zuzugeben, aber Modern Talking hatten bessere Lieder als das.” Oh, wir leiden alle sehr. Ein Feinrippunterhemd! “Wenn der sich angezogen hätte wie der kleine Schweizer, wär das alles besser gewesen.” – “Wenn sie alles anders gemacht hätten, wär’s besser gewesen.” – “Aber es ist schon irgendwie lustig, das könnte ins Finale kommen.” – “Nee, es ist schon genug Lustiges im Finale, lass ma.”

Der Pausenact… “Oh, das ist was Homoerotisches.” – “Das weiß man doch jetzt noch gar nicht?” Ein Balletttänzer und der holländische Meister im BMX, das hat schon alles was, aber passt es zusammen? “Vielleicht haben sie sich einfach beide für den Job beworben und sie haben gesagt, ok ihr seid beide gut aber wir haben nur einen Slot, könnt ihr was zusammen machen?” Der Rock ist bisschen cool. Großes Kino.

Der kleine Schweizer ist großartig, er wächst uns jedesmal mehr ans Herz, wenn er im Bild ist. Hach.

Coming up Saturday: music binds us. One music to bind them all. Hm. Jetzt aber Ergebnisse: Albanien, Serbien, Bulgarien, Moldau, Portugal (yay!), Island (yay), San Marino (schräg!), Schweiz (yaay!), Griechenland, Finnland. Komisch, da waren nichtmal zehn gute Lieder dabei, und dann kommen nichtmal die weiter. Große Trauer um Lettland hier, der Blumentopfuntersetzer wär gut gekommen, aber Schweiz und Portugal weiter, wir sind zufrieden. Finale gibt’s dann irgendwann, vermutlich nicht am Samstag, das gibt mein Biorhythmus einfach nicht mehr her. Gutnacht.

Rose Tint My World

Ja, ich hab das Brafo-Blag jetzt ganz schön lange ignoriert. (Manu aber noch länger!) Indessen haben irgendwelche Leute den ESC gewonnen, an die ich mich nun schon gar nicht mehr erinnern kann (so ist das nämlich, wenn man nicht drüber bloggt!), der ESC ist wegen Pandemie ausgefallen und nun findet er in Rotterdam statt und ich kann mich wirklich nicht an irgendwelche singenden Niederländer erinnern und habe Zweifel, dass sich das alles im Laufe des Abends noch bessert; im Grunde hab ich Zweifel, dass ich bis zum Ende des Spektakels wach bleibe. Aber da das Blog all meinen Bemühungen, es heute noch zu zerschießen, standgehalten hat, wird heute Abend hier zumindest versucht, live zu bloggen, womit ich deutlich mehr Bildschirme/Fenster im Auge behalten muss, als ich kann, das wird ein Spaß. Je nachdem, wieviel Freude mir das bereitet, wird das am Donnerstag dann wiederholt oder auch nicht… Und die Limetten müssen weg!

So, 21 Uhr, ich sitze bereit, die Limettengetränke (Runde 1) sind auch bereit, die Reizüberflutung ist jetzt schon arg. Bestimmt ist das mal irgendwann wertvoll als Zeitzeugnis, also das heutige Setup sieht so aus: keine echten Menschen zum Betrinken da (leider hab ich das beim Limetteneinkauf nicht berücksichtigt), auf dem Laptop laufen parallel Blog und BBB mit den virtuellen Mitguckern, neben mir hört Justus aber demonstrativ noch nen anderen Podcast, weshalb ich Kopfhörer trage, und auf dem Zweitdisplay läuft die große Show. Das Licht! Das Publikum! The official Eurovision Dance Crew! Ich bin jetzt schon überfordert.

Das Motto ist übrigens “Open Up”, das ist ja auch so bisschen… interessant grad. Ah, und es gibt eine neue App, mit der man nicht nur abstimmen kann, sondern auch virtuellen Beifall für die halbleere Arena in Rotterdam senden kann, der dann eingespielt wird. Spannend.

Litauen fängt an – “Ist das schon das erste Lied?” Der hat doch letztes Jahr schon gesungen? Eigentlich erfreulich dämlich. Aber ich bin noch zu nüchtern und ohne Menschen isses auch bisschen doof, die virtuellen Menschen singen nämlich grad noch selber als Warmup, bestimmt sind die nachher besser gelaunt als ich. Will ich hoffen!

Slowenien bringt die erste Powerballade im weißen Flatterkleidungsstück. Sehr egal, Justus analysiert das mit der Treffsicherheit des Außenstehenden: “Klingt doch alles gleich, könnte auch aus den 90ern kommen.”

Die Sängerin aus Russland bietet uns Show, sie rollt in einem Riesenkleid auf die Bühne und steigt dann mittels Türchen daraus aus und der Rum kickt, das gefällt mir gut. Beim vierten Lied, von Schweden, kommen dann auch endlich Sybille und Caro dazu, yaaay, Leute zum besaufen! Den glitzernden Schweden hab ich dabei eher verpasst, klang bisschen nach Ralph Siegel.

Die Dame aus Australien trägt einen Schrumpfschlauch. Die anderen sind sehr unbegeistert, die sind noch gar nicht in Stimmung! Und dann die technischen Probleme weil Videostream und Videocall im gleichen Gerät, Rückkopplung gegen das ans Herz gehende Liedchen aus Mazedonien. Bis zum fünfzehnten Teilnehmer haben wir dann bestimmt alle Kopfhörer gefunden, oder sind betrunken, oder beides, oder uns ist alles egal.

Ich glaub, die anderen gucken das grad zum ersten Mal. Ja, das ist bunt, das muss so? Und wir sehen asynchrone Bilder, weil Caro Fernsehen guckt und wir anderen Stream, ach, es ist kompliziert. Jetzt darf jedenfalls mal die Irin singen. Jo. Das Outfit wird diskutiert und die ganz witzige Bilderbühnenshow wird komplett ignoriert.

Von der Griechin, die in einen Bottich mit Strasssteinchen gefallen ist, ist Sybille sehr begeistert: “Die hat ein geiles Outfit und sie kann tanzen!” – “NEIN!” … “So musst du auch erstmal trotzdem noch singen können!” – “Ich sag dir wie’s ist: das ist Playback.” – “Nee dürfen die doch nicht, war da nicht vor paar Jahren dieser Skandal mit Madonna?” Ich kann den anderen alle Details verraten, ich bin der Vollprofi. Warum werden solche Fähigkeiten nicht in Berufseignungstests gefragt?

Norwegen: “Oh Gott, er ist bekettet! Und beflügelt! Und bestrasst! Und mit Stirnband, wo fängste da an?” Outfitlotterie, sagt Sybille, Outfitkaraoke, sagt Caro. Das Lied dazu ist leider bestürzend egal. “Er erinnert mich bisschen an Guildo Horn.” – “Nee, Guildo Horn hab ich vorhin im Warmup gesehen, Guildo Horn war besser.”

Auch die Kroatin ist ins Glitzerfässchen gefallen und bringt die obligatorischen vier Backgroundtänzer mit. Vielleicht ist das ne Pandemiemaßnahme, dass alle nur die gleichen vier Tänzer (sorgfältig quarantänisiert) nutzen dürfen? Torsten meint, sie hat ne Helmfrisur. Was meint Reinhard dazu? Justus rührt Limettengetränk2 an.

Die Belgierin sieht aus wie Kate Blanchett und ihr Glitzerfässchen war immerhin schwarz. Und ein Klavier auf der Bühne, brennt das noch? “Die Band gibt’s schon seit 25 Jahren.” – “Ja, so klingen sie auch, als hätten sie vor 25 Jahren ihren Hit gehabt.”

Die Sängerin aus Israel hat mal keine Helmfrisur. “Sehr fantasievoll”, hätte Tante Roswitha dazu gesagt. Sie hat einen Backgroundtänzer zusätzlich gekriegt, wie hat sie das gemacht? Oh, und wo ist das Kleid denn jetzt hin?

Mans Zelmerlöw ist mal kurz zu sehen, ich kann noch mehr Fachwissen von mir geben. Caro wird jahrelang von schwedischen Beiträgen heimgesucht, und besonders von Robin Bengtsson, den ihr Torsten quasi in Rickrolling-Style hinterherträgt. Wir sind schwer beeindruckt und amüsiert. Achso, und Rumänien, großes Drama mit fünf Tänzern, eventuell bleibt heute überhaupt kein Lied hängen bei mir.

Immerhin die Show vielleicht: Mata Hari für Aserbaidschan, “Sie hat jetzt schon so wenig an, da geht wohl eher kein Kleidertrick.” – “Vielleicht zieht sie sich was über?” – “Das wär ja mal n Kniff!” … “Die Kostüme müssen so übel kratzen.” – “Ob die eine Tänzerin sich komisch vorkommt, wenn bei ihrem Kostüm als einzigem ein Bein fehlt?” – “Aber in dem Kostüm mit diesen Spitzen-Radhosen käm ich mir ja auch komisch vor.”

Die Ukraine, das war ja eins der wenigen Lieder, die ich in der Vorschau ausgehalten hab. Das Video hat mir sehr gut gefallen, das war so Mad Max auf der Krim, aber ob es auf der Bühne funktioniert, man weiß es nich: “Das is’n bisschen wie so Volkslied auf Ecstasy.” – “Joa, das wurde ja so angekündigt.” – “Sie muss sich schon extrem bemühen, nicht mitzutanzen, oder?”

Die Malteserin erregt Sybilles Missfallen: “Die hat aber ein SEHR knappes Kleidchen an!” – “Die hat exakt das gleiche an, was die Griechin anhatte, die du so gut gefunden hast, nur mehr davon!” Und sie kann singen. “Insgesamt finde ich, dass die Beiträge nach hinten zu besser werden.” – “Oder wir werden betrunkener.”

Fertig, es folgen Schnelldurchläufe und Abstimmungen. Je öfter ich Litauen seh, desto spaßiger find ich das. “Slowenien klingt ja sehr… bombastisch. Aber die gewinnen schon die Tour de France, die müssen nicht auch noch den ESC gewinnen.” Oh, und jetzt hängt der Stream, wie schön. “Sagt ihr uns dann einfach, wie’s ausgeht?” Ah ok, woanders gibt’s doch noch n laufenden Stream, können wir doch noch das Pausenprogramm sehen.

So, fertig, keine Tipps abgegeben, und weiter sind: Norwegen, Israel, Russland (superlustig, wie wir mit unseren zeitversetzten Streams alle in unterschiedlichen Momenten “Och ja!” sagen), Aserbaidschan, Malta, Litauen, Zypern, Schweden, Belgien, Ukraine. Wunderbar, alles wichtige dabei, Peter Urbans Lieblingsfarben (schwarz und schwarz?) sind weiter, gutnacht.

Bringing power to us all

Wie gewohnt heute also das zweite Halbfinale; leider war dem ESC-Kommitee anscheinend nicht klar, dass hier in Deutschland heute schon ganz ohne Liedermädchen ein bierseliger Feiertag begangen wird, wir starten also mit Restalkohol und freuen uns heute auch sehr über Fernkommentare über die bekannten Kanäle. Dieses Halbfinale wird übrigens auf jeden Fall besser sein als das erste, denn heute müssen wir ein Lied weniger ertragen. Ansonsten the same procedure as every year und mindestens the same procedure as Tuesday, Livebloggung ab 21 Uhr, seid dabei!

So, Zwischenstand 19:30 Uhr: Gäste sind fast vollzählig versammelt (man weiß nicht, ob wir noch vollzähliger werden), wir arbeiten am Grundlagensuff, die Waffelparty schlägt grad um zur Grillparty. Tobi hat sich schon beschwert, dass es überhaupt nichts essbares gibt. Ich denk trotzdem nicht, dass wir heut hungers sterben. Ist schon nett, wenn das zweite Halbfinale auf einen Feiertag fällt!

20:30 Uhr, wir werden nicht vollzähliger, das Grillgut ist gegrillt, nur Tobis Klopse werden wohl noch einige Stunden auf der Restglut verbringen müssen, da hat nachher immer irgendwer einen guten Grund, mal rauszugehen, bestimmt gibt’s da Freiwillige. Oh, es gibt auch noch Kuchen und Popcorn, vielleicht platzen wir vor der Auswertung, stay tuned.

Großes Drama schon vorm Drama, wir haben die Minze vergessen, dabei müssen doch die Limetten weg! Das Mojito-Ersatzgetränk enthält nun eben Grapefruitlimonade, geht auch, Hauptsache Rum. Den brauchen wir nämlich schon fürs nächste Drama: pünktlich mit der Eurovisionshymne setzt hier der bis dahin zwei Stunden stabil laufende Stream aus, anschließend ruckelt immer mal der Ton, nuja, wird schon nicht schaden. Die vier Moderatorinnen sind jedenfalls wieder versammelt, Caro meint, die zweite von rechts hat ihr Kleid verkehrtrum an. Wer verrät’s ihr?

01 – Norwegen: Alexander Rybak “That’s How You Write a Song” Bild und Ton sind grad bissel doll asynchron, Torsten ist entsetzt: “Das ist ja Playback!” – “Was macht der denn mit der Geige?! Die ist doch nur Deko!” – “Na ohne die Geige würd man nur denken, der Typ nervt so bissel, aber so: ach das war doch dieser nette, mit der Geige!” Ich denke, er gewinnt nicht nochmal.

02 – Rumänien: The Humans “Goodbye” Masken am Hinterkopf der Begleithoschis (man möchte sie nicht Backgroundtänzer nennen), eine dramatische Sängerin, und der Dekorationsbass wird sogar noch vorgeholt und gespielt, Krawall! Windmaschine! Caro ist noch nicht auf Temperatur, sie findet die Latexfiguren im Hintergrund bös irritierend. Resi: “Wieso singen die alle mit ‘ner Gitarre?”

03 – Serbien: Sanja Ilić & Balkanika “Nova Deca” Die erinnern sich an “Love Love Peace Peace” und haben irgendwo einen Trommler und einen alten Mann mit komischem Instrument her. Und dann: Rasputin! Caro steigt direkt ein: “Moskau, Moskau, werft die Gläser an die Wand!” Vielleicht doch auf Temperatur. “Man bräuchte ne Übersetzung von dem Text irgendwo…” – “Na Love Love Peace Peace!” Ich find das gut, ich wähl das.

04 – San Marino: Jessika feat. Jenifer Brening “Who We Are” Skandal, weder tritt für San Marino Valentina Monetta an noch hat Ralph Siegel das Lied geschrieben. Sie werden schon sehn, was sie davon haben, die bewährten Konzepte über Bord zu werden! Kleine Roboterdingsis, wir sind überrascht, dass er nicht von Siemens, sondern bei näherem Hinsehen von “Sometimes” kommt. Resi: “Stimmt’s, die sehen blöd aus?” Torsten: “Ich glaub, es geht um Kleinwüchsige.” Öntö: “Öy, ich bin gar nich so klein!”

05 – Dänemark: Rasmussen “Higher Ground” Ich bin dafür! Schon eh er angefangen hat zu singen! Hmm, da kann man ja nur enttäuscht werden. “Weichgespülte Metalscheiße! Santiano auf dänisch!” Haben die ihm die Augenbrauen gezupft oder was? “Diese Boybandhaftigkeit mit diesen Tänzern…” – “Die Roboter waren besser.” – “Er bräuchte n großes Kleid…” – “Er bräuchte n großes Schiff!” Ui, es gibt ne Hagelmaschine und ne Rückung, sie kriegen uns schon rum!

06 – Russland: Julija Samoilowa “I Won’t Break” Caro: “Na die kann zumindest nicht doof rumhüpfen!” Tobi: “Oh, das Kleid von Dienstag, hat bloß keiner gebügelt.” Bestimmt kommt die auch noch weiter mit dem Rollstuhlbonus.

07 – Moldawien: DoReDoS “My Lucky Day” Na das ist ja mal ne verwirrende Show – Tobi meint: “Auf was für blöde Ideen man alles kommt, wenn man keine Videoleinwand hat!” Alex findet’s komisch, aber dann doch cool, Manu findet, es ist bisschen viel Slapstick. Doch, die Show war lustig.

08 – Niederlande: Waylon “Outlaw in ’Em” “Find ich gar nicht so schlecht.” – “Kann man hören.” – “Mindestens im Gegensatz zu allem, was wir bis jetzt gehört haben.” Nur die Hampelmanneinlagen, die versteht man einfach bei keinem Beitrag. “Das mit den Elektroschocks scheint sich durchzusetzen, die bewegen sich alle so.” Hier wippen vermehrt Körperteile, das ist fein. Manu gibt zu bedenken: “Sänger auf Hochzeiten, gescheiterte Ehen, Drogenabstürze – der taugt ja nicht gerade zum Vorbild!”

09 – Australien: Jessica Mauboy “We Got Love” Schon bei “optimistische Wohlfühlballade” geht ein tiefes Seufzen durch den Raum. “Ich glaub, ich brauch ein neues Limettengetränk.” “Wenn man sich so’n Fortsatz selber ans Kleid machen würde, würd’s doof aussehen.” – “Sieht auch bei ihr doof aus.” – “Vielleicht hat sie das Kleid auch falschrum an?” – “Wie war das vorgestern beim Rettungsschwimmen, wenn die Klamotten nicht passen, hängt man sie sich einfach um den Hals?” Die Antenne findet’s auch blöd, der Stream setzt immer mal aus. Manu ist zufrieden: “Die hat zumindest brav ihr Abi gemacht… mehr ist in dem Alter ja noch nicht zu erwarten.”

10 – Georgien: Ethno-Jazz Band Iriao “For You” Tobi: “Die könnten für ein Bestattungsinstitut arbeiten!” Caro frischt mit Torsten die Limettengetränke auf: “Dann machst du eine beliebige Menge Rum rein…” Angesichts des Liedes: “Mehr Rum!” Caro: “Torsten, ist das Ethnojazz?” – “Was ist denn Ethnojazz? Ist das überhaupt Jazz?” Tobi: “Das sind die zehn Tenöre, nur zu dritt.” Torsten: “Na sie gehören ja alle irgendeiner Ethnie an, da wird’s wohl Ethno sein?”

11 – Polen: Gromee feat. Lukas Meijer “Light Me Up” Caro: “Die sehen wie voll die harten Jungs aus, und dann spielen sie so ne Sülze!” Torsten: “Hier ist die Schere aber nicht so groß wie bei den Dänen.” Jana: “Was macht’n der Typ in dem Kinderbett da?” “Zum Glück ist der Ton immer mal weg.” – “Leider ist das Bild nicht weg.” Caro: “Er macht Krabbelbewegungen in seinem Kinderbett! Arbeitslos und Spaß dabei!”

12 – Malta: Christabelle “Taboo” Die Bilder sind bisschen verstörend, man weiß nicht, was man davon halten soll. Torsten: “Wenn nicht der Standardbeat drunter wär, wär’s vielleicht ganz interessant.” – “Woher willst du bei dem ruckelnden Stream wissen, ob das der Standardbeat ist, dass könnten 13/8 sein!” Caro: “Ich würde jetzt gern Blindenkommentare dazu schreiben, was man da sieht.” – Torsten: “Frau in Unterwäsche macht komische Bewegung.” – Tobi: “Ich sag da jetzt nichts zu, seid froh, dass ihr’s nicht seht.”

13 – Ungarn: AWS “Viszlát Nyár” Amazon Web Services als Metalband, wotsefagg. “Das sieht aus wie David Cebulla in Metal!” Grüße an David Cebulla, kostenlose Werbung für dich. Mehr Schmuckinstrumente! Feuerplupse! Fünkchensäulen! Metal der harten Sorte, also naja, fünf rumbrüllende Hipsterkiddies, sie geben sie Mühe. So wie die sich hier am Playback verausgaben, kann man ihnen das Finale nicht mehr zumuten.

14 – Lettland: Laura Rizzotto “Funny Girl” Torsten: “Das ist doch das gleiche Kleid wie vorhin!” Caro: “Ist doch schön, wenn sie’s zweimal anziehen! Viel nachhaltiger!” Wir finden’s grad bisschen erholsam, keine rumhampelnden Backgroundtänzer. “Noch nicht!” “Und keine Windmaschine, sie muss ihr Haar selbstständig rumwedeln.” – “Vielleicht ist sie kaputt?” – “Ich lasse mir von einer kaputten Windmaschine nicht vorschreiben, wie meine Haare auszusehen haben!” Sehr schöner Bondsong, den nehmen wir.

15 – Schweden: Benjamin Ingrosso “Dance You Off” Psst, Schweden! Er beginnt mit dem Popowackeln, alle machen unisono: “Ach du Scheiße!” – “Du liebes bisschen.” Es wird nicht besser… “Never gonna give you up never gonna let you down…” Torsten: “Der Sohn von Rick Astley und Thomas Anders!” Caro: “War das der einzige Kandidat aus Schweden, oder warum steht der jetzt da?” Das ist definitiv der schmerzhafteste Song bisher.

16 – Montenegro: Vanja Radovanović “Inje” “Gute Nachricht: nur noch drei Lieder!” Tobi: “Nooooo dann kommt das Pausenprogramm!” Caro: “Ich glaub, die Jacke hammse falsch zusammengenäht.” Öntö: “Ist ne Zwangsjacke.” – “Mit Glitzer?” Caro: “Der Farbwechsel, der macht’s jetzt kaputt.” Manu: “Hochzeitsmesse!”

17 – Slowenien: Lea Sirk “Hvala, Ne!” Streamschluckauf, Neustart: “Oh, jetzt haben wir stabilen Ton und beim Bild ruckelt’s – ist für’n Musikwettbewerb vielleicht besser?” – “Nee, da isses wieder.” – “Wär auch unfair gewesen, den sechzehn anderen gegenüber.” Und dann auch noch ein Playbackaussetzer – war der wohl geplant? “ES IST NICHT SO SCHLECHT WIE DAS AUS SCHWEDEN!”

18 – Ukraine: Melovin “Under the Ladder” Er trägt eine helle Kontaktlinse. “Aber wozu?” – “Um interessant auszusehen.” – “Da konnt er sich auch n Glitzerhütchen aufsetzen.” “Das ist so schlimm.” – “Das ist ESC.” – “Diese Abegklärtheit!” Tobi: “Da fehlt doch nur noch das Burning Fake Piano!” – “Oh, es brennt, es brennt, es passiert!” Torsten: “Oh nein, mein Fuß wippt.” Peter Urban: “Sowas sieht man nur beim ESC, und auch meistens nur beim Semifinale.”

Fertig, wir dürfen heute abstimmen, wofür stimmen wir denn? Caro: “Niederlande und Lettland waren nett.” Torsten: “Und Schweden.” Caro: “Ich möchte bitte GEGEN Schweden abstimmen.” Aber bei Serbien sind wir uns ja wohl alle einig, oder? Moldawien kann für die witzige Show weiter. Manu ist außerdem für Australien und doch den enttäuschenden Dänen, und Burning Fake Piano gewinnt natürlich, der Ukrainer muss weiter. Aus Neundorf dann auch noch Montenegro. Sind erst neun, naja egal, da sind wir halt mal bisschen neutral.

Heute wird auch mal unser Kandidat vorgestellt (zur Erinnerung: Michael Schulte), er wird Vater, ist der denn schon volljährig? Manu meint ja. Für’n schwachen Moment dacht ich grad, ist gar nicht gut, wenn man sich in der Schwangerschaft so’m Stress aussetzt. War wohl doch bisschen viel Rum, die beliebige Menge.

Auswertung: SERBIEN! Yay, der Flötenopa! MOLDAWIEN! Die Metalkinder aus Ungarn. UKRAINE, Burning Fake Piano! SCHWEDEN! Gleich lautes Brüllen von “Jaaa” und “Neeein!” hier im Raum. Torsten: “Wir sind am Samstag nicht da.” AUSTRALIEN. Norwegen. Öntö: “Es müssen ja zehn weiter, das ist halt das Problem.” DÄNEMARK. Je länger ich ihn seh und überlege, was mit seinem Gesicht schiefgelaufen ist, desto schlüssiger find ich die Erklärung, dass er sich n fetten Sonnenbrand geholt hatte und zentimeterdick überschminkt werden musste. NIEDERLANDE. Mist, Lettland raus? Caro: “Da fragt man sich…” Willkommen beim ESC. Wir gucken jetzt nochmal Burning Fake Piano und dann nochmal den Schweden und dann gehn alle freiwillig heim und wir können ins Bett. Gutnacht!

The sound will fill the hall

Der Mai ist mal wieder gekommen und mit ihm der Singewettbewerb, ich bin diesmal so unvorbereitet wie seit mindestens zehn Jahren nicht (noch nichtmal die Mehrheit der Songs schon gehört), werde also herrlich überrascht sein und herrlich unqualifizierte Livekommentare bloggen, wenn es heute abend um 21 Uhr wieder in großer Runde losgeht mit dem Eurovision Song Contest 2018. Seid dabei und lest mit, welchen Quatsch wir mit zunehmendem Suff reden!

Wir sind knapp dran wie immer, aber nun sind alle versammelt und dürfen eh nicht abstimmen und bald ist auch das Fingerfood fertig, riecht schon gut hier. Übrigens hat letztes Jahr Portugal gewonnen und wir schicken einen Knaben namens Michael Schulte, was man ja beides gern mal vergisst. Wir haben vier Moderatorinnen, die gern synchron ansagen würden, aber es selten können, und das Eröffnungsgeräusch ist diesjahr, passend zum Motto “All aboard”, eine Schiffshupe. Los geht’s, mal gucken wie lang der Stream hält.

01 – Aserbaidschan: Aisel “X My Heart” Der Stream setzt jetzt schon regelmäßig aus, wir haben jetzt ein Bild, auf dem man nichtmal die Durchwahlnummer links unten erkennt, aber egal, der Gedanke kommt schon rüber: dünn! “Oh! Wo kam der denn her, hab ich gar nicht gesehen!” – “Der kam da hinten aus den Pixeln!” – “Sind das mehrere?” – “Vielleicht?” Bestimmt ist das alles ne total ausgefeilte Lichtshow, aber bei dem Gepixel und mit den Rampen sieht’s aus wie Prince of Persia.

02 – Island: Ari Ólafsson “Our Choice” Das war doch mal n guter Moment, das Gebäck rauszunehmen – singt eventuell schön, aber käsiger Blätterteiig kann uns grad mehr begeistern.

03 – Albanien: Eugent Bushpepa “Mall” Im Vorprogramm von Deep Purple war er schon, Axl Rose ist scharf auf ihn, er singt sehr schick und trägt ein spannendes Jäckchen zu seinen Storchenbeinen, und wir sind anscheinend jetzt schon paralysiert und kurz vorm Wegnicken, oder so begeistert, niemand sagt was gemeines. Wer sind eigentlich diesjahr die Favoriten?

04 – Belgien: Sennek “A Matter of Time” Ich bin jetzt schon dankbar, dass ich Samstag nicht bloggen muss. Keiner sagt was. Ok, Belgien knüpft an den Erfolg des letzten Jahres an und liefert wieder was ruhiges und anhörbares, aber haben wir denn alle zu wenig getrunken? “Jule hätte wenigstens was zu dem Kleid gesagt.” Jule, wir vermissen dich!

05 – Tschechien: Mikolas Josef “Lie to Me” Foxi: “Oh Gott, das ist doch wieder so’n Jujalied!” Ich bin nicht so sicher, aber es ist immerhin herausstechend eigenartig. Tobi: “Den würd ich gerne Samstag nochmal sehen.” – Popowackelszene – “Ok, doch nicht.” Ich find einfach nicht raus, welche Tonart der Junge im Sinn hat, und das Grinsen ist selbst in beschissener Auflösung noch nervig. Naja, vielleicht doch nicht.

06 – Litauen: Ieva Zasimauskaitė “When We’re Old” “Aber mit dem Lied gewinnt die nicht.” – “Aber der Portugiese hat doch auch gewonnen!” Eine Ballade übers Älterwerden, für ihren Ehemann. Hm. Schaltung in den Greenroom zu Aserbaidschan, in den Pixeln haben sich anscheinend noch viel mehr Leute versteckt! Und da ist Island, mit denen mag die Moderatorin aber nicht reden, dafür darf der coole Albanier mal seine Tattoos vorführen und Peter Urban übersetzt fleißig.

07 – Israel: Netta “Toy” Einer der Songs, die ich mir auch vorher schon angehört hatte, ihn vorher schon mochte und erstaunlicherweise machen sich hier nicht alle in der ersten Textzeile lustig, sondern schon gleich beim ersten Vorstellen der Kandidatin. Wilde bunte Winkekatzenbühne und wildes buntes Lied, ich bin ja dafür, aber wenn dieses Wohnzimmer hier irgendwie die Allgemeinheit wiedergibt, wird das nicht weit kommen. “Sie hat früher in der Band der Israelischen Marine gespielt.” – “Sie war der Torpedo.” – “Was man halt bei der Marine so braucht.”

08 – Weißrussland: Alekseev “Forever” So’n Lied, das ich gleich ab dem ersten Ton nicht mag. Manu meint, ich soll’s doch erstmal abwarten, und sie hat Recht! Der Kleene kann sehr treuherzige Hundeblicke zu seinem schwachen Gesinge machen, und diese Effekte mit den Rosen, also, das war großes ESC-Kino!

09 – Estland: Elina Netšajeva “La forza” Das Kleid wiegt acht Kilo und muss von sechs Leuten auf die Bühne getragen werden. Schwächlichen Leuten? Ein Effektkleid, yay, der Gesang ist sehr Diva Plavalaguna, aber Foxi assoziiert Eisprinzessin, und wenig später kommt die kleine Eisprinzessin aufs Stichwort reingerannt. Bisher der unterhaltsamste Beitrag des Abends.

10 – Bulgarien: Equinox “Bones” Was will uns das bloß sagen? Die Bandmitglieder sind alle irgendwo zwischen Blackmetal und Black Folk gekleidet, dann steht da noch Wyclef Jean und kann nicht mehr singen, und es klingt nach Keinplanpop, naja. Macht mal, egal.

11 – Mazedonien: Eye Cue “Lost and Found” Mazedonien war seit 2012 nicht mehr im Finale, und ich wage mal die Prognose, das wird auch diesjahr nix. Elton am Schlagzeug, eine farblich passende Hexe vorm Fernsehbild, der Effekt mit dem Oberteil reißt da auch nix mehr.

12 – Kroatien: Franka “Crazy” Wissen wir hierzu was zu sagen? Zumindest stört das Lied nicht beim Genuss der Kostüme der Kinder. Resi ist zur Piratin geboren, die Kroatin ist irgendwie grad egal.

13 – Österreich: Cesár Sampson “Nobody but You” Schön, unanstrengend, gekauft. Das Oberteil sieht aus, als würde man darin bös schwitzen.

14 – Griechenland: Gianna Terzi “Oneiro Mou” Hatten wir dazu ne Meinung? Foxi: “Kann man vergessen.” – Manu: “Die hat aber schön wilde Haare, und so Feuerdings!” – “Du hast auch schön wilde Haare!” – “Meine sehen aber nicht so gekonnt wild aus!”

15 – Finnland: Saara Aalto “Monsters” Wieder ein ganz egales Popliedchen, aber die Sängerin ist mal kurz kopfüber und die ganzen Tänzer find ich so bisschen verstörend, als hätte man in einem Indiana-Jones-Film mal in ein geheimes Nazilager reingefilmt und dann überraschend das bunte Licht angeknipst und ein Musical draus gemacht. Nehmt das weg!

16 – Armenien: Sewak Chanaghjan “Qami” Es gibt jetzt Kuchen vom Jens, sehr feinen Kuchen, ansonsten hat schon wieder keiner ne Meinung, ich blogg hier nie wieder was, sag ich euch! “Schmeckt gut. Kann heimfahren.”

17 – Schweiz: ZiBBZ “Stones” “Das lädt zumindest mehr zum Mitwippen ein als der deutsche Beitrag.” – “Die hat gar keinen Bauchnabel!” – “Doch, da oben.” – “Wir waren nur irritiert, weil die Hose so tief sitzt.” – “Klingt gar nicht wie so’n ernstes Anliegen, die freuen sich doch total.”

18 – Irland: Ryan O’Shaughnessy “Together” Das ist schön, das gibt Diskussionsansätze! Das ist ne männliche Nicole, und dann noch ne weibliche Nicole am Klavier, und sie haben die Jungs von Jedward als Backgroundtänzer engagiert, um “Dubliners” als Ausdruckstanz aufzuführen. Schön, das soll weiter.

19 – Zypern: Eleni Foureira “Fuego” Eine Frau mit kontrolliert wildem Haar und aufgemaltem Glitzerhosenanzug, das hätte mal Shakira werden können, aber ist eigentlich sogar fürs Stadion bisschen dünne. “Das ist doch immerhin weniger langweilig als andere.”

Und nun müssen zehn rausfliegen – “Au ja!” – “Das Problem ist ja, dass zehn weiter müssen!” Also, wer sollte? Albanien hatte ne lustige Jacke, Belgien und Tschechien hamm sie Mühe gegeben, Israel und Weißrussland auch fürs Quatschgewitter und Estland fürs Kleid, Österreich kann man durchaus anhören, Armenien klang ganz gut so, die Schweiz von mir aus, und die irische Nicole, das ist meine Privatmeinung, der Rest ist mit sich oder anderen Dingen beschäftigt und wird sich erst später über meine völlig verkehrte Auswahl beschweren.

Die Überbrückungseinspieler sind so bös langweilig und der Humor der Moderatorinnen geht dermaßen an uns vorbei, dass ich mich grad ein bisschen freue, das Finale zu verpassen.

So, Auflösung: ÖSTERREICH! ESTLAND! Zypern, der singende Glitzerpops. Litauen? ISRAEL! TSCHECHIEN! Bulgarien?! ALBANIEN! Finnland. IRLAND. Ooch, die tolle Rosenshow ist raus, Belgien ist raus, komische Sache, dieser ESC. Ich versteh das ja alles nicht. Gutnacht, bis übermorgen, falls wir dann Stream haben.