Die grüne Langeweile.

Ich hab einen dicken Kiefer und also nix besseres zu tun, als auf dem Sofa zu sitzen und mir das anzugucken: “Chefsache ESC 2025”. Den deutschen Vorausscheid. Der Chef ist Stefan Raab (bissi alt geworden), die Jury besteht aus Conchita Wurst und den anderen, Barbara Schöneberger moderiert die ganze Sache mit tiefem Schlitz im Kleid in Grund und Boden, ich fühl mich zuhause, aber auf die ungute Art. Um den Schmerz zu betäuben, entschließe ich mich, es nun doch zu bebloggen.

Der Modus ist: die neun Finalisten dürfen je ein Cover und ein potentielles ESC-Lied vortragen, dann wählt die Jury die Top 5, dann wählt das Publikum den Finalisten. Es beginnen The Great Leslie mit “Waterloo”, was genau so aussieht, als würde eine deutsche Karnevalskapelle Abba nachspielen (was beeindruckend ist, denn es ist nur ein Deutscher dabei). Dann Umkleidepause nach einem Lied, das würde nichtmal Axl Rose bringen. Aber auch mit tiefen Einblicken ins frische Flatterhemd des Sängers muss man sagen: Chuck Berry hat sich den Rock’n’Roll anders vorgestellt.

Benjamin Braatz covert “Angels”. Warum es bei Robbie Williams funktioniert hat, ist: es war straight, es war ruppig, und naja, Robbie Williams trifft auch in seinem Refrain noch die ganzen langen Töne. Da gibt’s hier Mängel, und ach, wieviel Vibrato geht in so ne Stimme, es erinnert mich an Mel Brooks’ Madame Ouspenskaya. “Hütet euch vor der lauernden Gefahahahahahahr… ahahahahr…” Im ESC-Song trifft er die Töne, aber es ist so’n klassisches Lied zum Klogehen.

Es wird zuviel gequatscht in dieser Sendung, bestimmt erleb ich das Ende nicht mehr heute, schon Leonora langweilt mich derartig, dass ich nicht dranbleiben mag, trotz buntem Folienblazer und tragischer Lebensgeschichte. Und diese Kleiderwechsel immer, das ging in der Miniplaybackshow damals schneller. Man muss sich auch fragen: wär das Lied immer noch gut, wenn sie Jeans und T-Shirt statt rotem Schlitz im Kleid tragen würde? Ich denk nein.

So jetzt, aufwachen, Feuerschwanz dürfen bisschen laut sein. Das ist… naja, Feuerschwanz halt. Yvonne Catterfeld wippt mit dem Fuß, so gut, und hey, sie nutzen die Umkleidepause nicht (werden aber trotzdem von der Bühne geschickt). Stefan Raab analysiert, dass die 60% weiblichen ESC-Abstimmerinnen bestimmt nicht davon begeistert wären, der Machoarsch.

Beinah Halbzeit, Moss Kena in Pink und Weiß und Glitzer und Schnauzbart. Kann jemand diese um sich greifenden Schnauzbärte wieder abstellen? Ich bin wohl einfach nicht in Stimmung für Schmalzballaden, auch die Nemo-Gedächtnis-Federboa hilft nich, es ist alles austauschbarer lahmer Unfug für mich.

Aufwachen: bei “Bang Bang” bin ich geistig dabei, das ist schon ein guter Song, aber same same, es bringt hier einfach niemand (auch nicht Abor & Tynna), bei einem Song, der eben gut ist, weil er sehr straight ist, nicht noch 400% Dramatik draufzuschaufeln, meine Fresse. Was ist denn mit dem Publikum? Am Ende gefällt denen noch dieses schreckliche Zweitlied?

Vielleicht ist es insgesamt ein Problem, dass die Kandidaten sich alle unfassbar knifflige Covers aussuchen, an denen sie dann scheitern müssen – so auch Cosby mit “I wanna dance with somebody”, da merkste halt gleich, was das fürn dünnes Stimmchen ist, verglichen mit Whitney Houston. Ich werd heut echt nur noch mitm Krückstock fuchteln.

Und dann auch noch “Creep”, da weiß man einfach schon vorher, dass man nur scheitern kann, zumal als “die unglaubliche Lisa”, ach nee, Lyza, sonst kann man mit so’m Namen ja wahrlich nix werden. – Ok, failed gracefully, das hätte schlimmer werden können. Sie kann singen, aber das ESC-Lied ist trotzdem völlig egal, eine lahme Version von “No no never”.

Finally, der letzte Beitrag, Julika. Nun fragt man sich, wie kann man auf “Euphoria” noch Dramatik draufkippen, nicht, hier ersetzen wir also Windmaschine und wildes barfüßiges Rumgewusel durch ne stimmlich wacklige Stehperformance in Dauerwelle und rosa Glitzerkleid. Im ESC-Lied dann Morticia-Addams-Optik mit immerhin gutem Trickkleid, naja. Na gut, da muss ich wenigstens die Auswertung nicht mehr angucken, ich leg mich jetzt schon fest: wer immer es wird, wir werden keinen Blumentopf gewinnen. “Spiel mir das Lied vom Tod” im BR ist inzwischen auch zu Ende, ich geh ins Bett.

Edit, der Vollständigkeit halber und nur für Manu: Abor & Tynna sind’s geworden, so sei es.

I got so much on my mind, and I’ve been awake all night

Verspätete Zusammenfassung vom ESC 2024, Notizen wider das Vergessen: im letzten Jahr gewann dann unbegreiflicherweise nochmal Loreen und ich hab den Verdacht, alle lassen nur immer bereitwillig die Schweden gewinnen, weil die das so gut ausrichten können. Bekannte Moderatorinnengesichter diesjahr, also eigentlich beide, aber die Dynamik ist dann sehr “Petra Mede und die andere”, aber Petra Mede hat’s halt drauf, allein der Interval Act im zweiten Halbfinale war wieder doppelt so gut wie die ganze restliche Show zusammen. Bahnbrechende Neuerungen diesjahr waren, dass die Big 5 + 1 diesmal schon a.K. in den Halbfinals performen, ich also nach zwei gesehenen Halbfinals überhaupt kein Bedürfnis nach dem Finale mehr hatte, und im deutschen Kommentar hat sich Peter Urban nun in den Ruhestand verabschiedet, seine schlechten Witze aber leider für den Nachfolger Thorsten Schorn dagelassen, was die Vermutung nahelegt, dass die schlechten Witze die ganze Zeit von Lukas Heinser geschrieben wurden.

Unsere Favoriten des ersten Halbfinals waren Irland (Bambie Thug performt live einen Exorzismus, der superfreundliche Dur-Refrain bringt mich immer wieder aus dem Konzept), Kroatien (Baby Lasagna hat sich die Gardinen seiner Großmutter zu Puffärmeln umnähen lassen, sehr nachhaltig) und Finnland (Windows95Man entstieg einem Ei, ich fragte: “Sagt mal, hat der denn ne Unterhose an?” – Manu: “Na bestimmt hat der ne Unterhose an.” – “Das HOFFST du.”); im zweiten Halbfinale konnten uns die Schweiz (Nemo auf einer wippenden Plattform, großes Kino und musikalisch stabil), der blaue Europavogel aus den Niederlanden und vielleicht noch die bunte Folkloreshow aus Armenien überzeugen.

Die schwedische Bühne besteht praktisch aus riesigen LED-Leinwänden, und damit können leider die wenigsten Künstler verantwortungsvoll umgehen, es flackert in einer Tour, ich habe Mitleid für alle Menschen mit Migräneneigung, die wie die Öntö die halbe Show mit geschlossenen Augen verfolgen mussten. Insofern ein kleines Hoch auf Deutschland diesjahr, der Junge saß einfach aufm Sessel neben ner brennenden Tonne und sang erfreulich stimmsicher sein Lied, womit ich ihm keinen Blumentopf zugetraut hätte, aber anscheinend war ganz Europa so dankbar über mal kurz Ruhe, dass es zumindest für die vordere Hälfte gereicht hat. Die Schweiz hat gewonnen, auch schön, dann bis nächstes Jahr.

Was bisher geschah (das große Chaos)

Grad ist gar keine ESC-Jahreszeit, das ist fein beobachtet; allerdings war ich grad kurz davor, das Ergebnis des ESC 2023 zu erfahren, und da hielt ich kurz sinnend inne, um festzustellen, dass ich mich angesichts der Lückenhaftigkeit dieses Blogs nichtmal an die Ergebnisse oder überhaupt den Hergang des ESC seit 2018 so richtig erinnern kann. Ja, man könnte Statistiken auf Wikipedia nachlesen, aber was zählt, sind ja die Momente, die strahlend bescheuerten Beiträge, die im Halbfinale rausflogen, und die Großmütter, die das Herz meiner Peergroup eroberten. Hier sei also meine sehr subjektive Sicht auf die letzten 5 ESC-Jahre nachgetragen:

2018: Aus Lissabon, “All Aboard”. Beide Halbfinals in großer Runde gewürdigt, mit Grillgut und merkwürdigen alkoholischen Kreationen und allem. Zum Finale musste ich dann dringend an einem Adventure Race teilnehmen und es ist mir entgangen. Zur Erinnerung: Deutschland hatte damals Michael Schulte mit einem Liedchen über seinen verstorbenen Vater und ganz viel Herzgesten ins Rennen geschickt, was laut Wikipedia für einen vierten Platz gereicht hat, wtf? Das einzige Lied, an das ich mich beim Drüberlesen erinnern konnte, was der Israelische Beitrag (Netta mit “Toy”), somit hat das womöglich verdient gewonnen. Achja, Alexander Rybak war nochmal für Norwegen dabei und bisschen niedlich, Julia Saymolova für Russland hat mich hart genervt.

2019: Aus Tel Aviv, “Dare to Dream!”. Offenbar verschieben sich die Prioritäten, unter der Woche hab ich Firmenfeiergedöns und verfolge die Halbfinals nur nur halbherzig und unvollständig im Livestream (mit ebenfalls nur halbherzig beteiligter virtueller Gesellschaft) und ins Finale grätscht abermals ein Wettkampfwochenende (MTBO in Petzow) rein, sodass ich den Sieger (Niederlande, Duncan Laurence mit “Arcade”) grad glaub ich zum ersten Mal gelesen hab. Deutschland hat das Duo S!sters mit dem Lied “Sister” ins Rennen geschickt, wir gewannen erwartungsgemäß keinen Blumentopf (vorletzter Platz). Aus dem Stegreif erinnern kann ich mich an genau keinen Beitrag, nach erneuter Sichtung haben mir Armenien, die rumwippende Mad-Max-Australierin, Lettland und die gefiederten Portugiesen gut gefallen.

2020: ESC fiel aus wegen Pandemie, aber geplant war ja schon alles, also gab’s zu den Halbfinals eine Sendung mit den zusammengeschnittenen Musikvideos der Halbfinalteilnehmer, die ich mir eine Woche später oder so mal anguckte, ohne Gesellschaft, und sehr dankbar, die schlechten Lieder, nervigen Moderationen und sinnlosen Pausenacts einfach überspringen zu können (damit wird’s kurz). Der hängenbleibende Beitrag des Jahres war Russland, Little Big, das find ich immer noch großartig und die haben auch noch mehr großartige Videos. Ansonsten find ich in der Recap grad auch Armenien, Aserbaidschan, Georgien und Niederlande ganz hörbar, Ukraine, Lettland und Litauen hatten erfreulich bekloppte Videos. Die Jogginganzug-Isländer von Daði og Gagnamagnið fanden alle super, aber ich hab’s nicht ganz kapiert. Den deutschen Beitrag von Ben Dolic hab ich eventuell überhaupt noch nie gehört?

2021: Nachholveranstaltung aus Rotterdam, “Open Up”. Schwierig, so mitten in der Pandemie – sie haben angeblich harte Auflagen und ne halbleere Arena, aber trotzdem kamen da natürlich infizierte Teilnehmer und Gäste raus, naja. Wir verhalten uns pandemiekonform, ich baue im Wohnzimmer einen Reizüberflutungszirkus aus Bildschirm mit Livestream, Laptop mit BBB-Videocall (virtuelles Beisammensein) und Laptop mit Blog auf, um die Halbfinals zu kommentieren; nur die Limettengetränke sind unvirtuell und greifbar. Das Finale gucken wir dann sogar in echt gemeinsam mit merkwürdigem Alkohol (überlagertem Sekt) bei S., nur nicht live, denn ich hab ja letztes Jahr entdeckt, wieviel besser es ist, den Scheiß und die Punktvergabe überspringen zu können und das ganze auch nicht mitten in der Nacht verfolgen zu müssen. Ganz Europa ist diesjahr dem Charme des italienischen Måneskin-Sängers erlegen, von mir aus doch, gab schon schlimmere Sieger. Deutschland hat Jendrik mit “I don’t feel hate” geschickt, was ich persönlich sogar mal ganz gut fand, aber es wurde trotzdem wieder der klassische vorletzte Kein-Blumentopf-Platz. Unser aller Favorit war der niedliche Portugiese von Black Mamba, mein persönlicher dazu noch die dystopische Technodiva aus der Ukraine. Dänemark hat Modern Talking geschickt, das war sehr schlecht, Litauen bringt nochmal den Freak vom letzten Jahr, Norwegen bringt den “Fallen Angel” mit großen Engelsflügeln, und von Island kam nochmal die Truppe mit den Jogginganzügen (man fragt sich ja, wie weniger als eine halbe Million Isländer eine derartige Menge von merkwürdigen Musikern enthalten kann).

2022: Aus Turin, “The Sound of Beauty”. Nun endlich mal wieder mit echtem Beisammensein, Grillgut und alkoholischem Unfug, aber ohne Bloggen und nur für die Halbfinals, zum Finale sind wir dann mal wieder in Petzow beim MTBO-Fahren (wo ich beim Frühstücksbuffet gespoilert werde, wer’s gewonnen hat, aber man hat ja kommen sehen, dass es die Ukraine wird, denn der ESC war halt noch nie wirklich unpolitisch – egal, ein okayes Lied hatten sie schon auch). Irland hatte den einzigen Beitrag, auf dessen Erträglichkeit und Fußwipptauglichkeit sich alle Mitgucker einigen konnten (Brooke mit “That’s Rich”), flogen aber im Halbfinale schon raus, Subwoolfer für Norwegen (“Give that wolf a banana”) haben auch ungefähr alle begeistert, die serbische zwanghafte Händewäscherin leider nur mich, Malik Harris für Deutschland gewann keinen Blumentopf (letzter Platz). Von Australien kam dieser Dude im Kleid mit Glitzersteinchen vorm Gesicht (musikalisch egal), Finnland lässt mit The Rasmus unser aller Jugend wieder aufleben, Georgien mit Circus Mircus haben eine erfreulich absurde Show, und dank der erfreulichen erneuten Teilnahme von Zdob și Zdub weiß ich jetzt für immer, dass Moldaus Hauptstadt Chișinău heißt. San Marino versuchten sich verzweifelt an einem Plagiat von Måneskin und scheiterten kläglich (aber aus einem Zehntel der Einwohner Islands, die zudem alle keine irren Isländer sind, lässt sich halt noch schwerer geeignetes Material rekrutieren).

2023: Wegen Unpässlichkeit der Ukraine für die Ausrichtung von Spaßveranstaltungen diesjahr aus Liverpool, “United by Music”. Deutschland schickt Lord of the Lost, das kann ja nischt werden, und wegen Auslandsaufenthalt hab ich diesjahr alles versäumt und mich erfolgreich bis Oktober nicht spoilern lassen, wer’s gewinnt, wir gucken also noch viel weniger live als je zuvor und lassen die Halbfinals auch vermutlich einfach weg. Mehr kommt dann eventuell, wenn ich die Show gesehen hab – mit Geselligkeit und Limetten, die weg müssen!

Storm Coming

Ja, und soviel zum Rose Tint. Ich hatte mich Ende März erstmals informiert, ob denn irgendwer optimistisch ist, dass diesjahr ein ESC stattfindet, und war überrascht und erfreut, dass die EBU seit September schon ein paar bombensichere Notfallpläne für alle Pandemiestadien in der Schublade hat, im Worstcase halt leere Halle und virtuelle Veranstaltung mit aufgezeichneten Beiträgen, das wird laufen, da hat sich jemand Gedanken gemacht. Leider blieb’s offenbar bei den Gedanken, trotz spannender Inzidenz in den Niederlanden gibt’s ja nun Livegesang in Rotterdam mit Tests vor Eintritt (ähnliche Situation wie an den Schulen, da mal drüber nachdenken) und seit dem Halbfinale wurde jetzt einer der Isländer positiv getestet und der letztjährige Sieger positiv getestet und wer weiß, mit wem die alles Kontakt hatten am Dienstag (einige nahe Kontakte waren ja live im Fernsehn), man darf nun wohl angespannt mitfiebern (uiui, die Mehrdeutigkeit!), ob das Finale am Samstag dann sowieso ausfällt wegen allgemeiner Irrsinnigkeit oder des Krankenstands unter den Vortragenden oder ob die Band spielt, bis das Schiff gesunken ist. Jetzt also erstmal zweites Halbfinale, bei uns in erprobter virtueller Besetzung und somit hoffentlich krisensicherer als die Liveshow, was soll da schiefgehn?

So, pünktlich zur Eurovisionshymne aufm Sofa, und sogar schon leicht angetrunken, Rotwein ist mein Endgegner. Peter Urban erklärt nochmal die Pandemiemaßnahmen, ist das ein schwacher Rechtfertigungsversuch für die ebenfalls erwähnten, komplett unnötigen Ansteckungen? Im Rahmen einer wissenschaftlichen Studie passiert das hier alles, na dann is ja gut, dann weiter zum Ausdruckstanz. Oh, der sehr gute Tänzer hat mehrere Prothesen, ja krass!

So jetzt, Aufmerksamkeit! Eine Frau mit Aufmerksamkeitshut singt für San Marino, sie haben sich mal wieder große Mühe gegeben, aber fliegen ja traditionell im Halbfinale raus. “Ich hab den Ausschnitt nur noch nicht kommentiert, weil man den wegen des ganzen Fells kaum sieht.” – “Aber die Kostüme der Tänzer sind sicher umgenähte Hochzeitskleider, das ist sehr nachhaltig.” Wir überlegen grad, ob Jena einen Stadtstaat gründen sollte und wen wir dann zum ESC schicken könnten. “Tommy Neuwirth!” Das wird gut.

Estland, “Verdient dieser Mann wirklich den Titel ‘sexiest man of Estland’?” Nun werden intensiv Outfit, Haare und Bart diskutiert, es eskaliert schon jetzt, meine virtuellen Mitgucker sind offenbar in Stimmung. Caro hat eine ähnliche Frisur heute, Caro ist auch sehr sexy. “Er sieht aus, als würd die Firmenfeier zu Ende gehen und jetzt gibt’s Karaoke als Rausschmeißer.” – “Oh ja, der sieht aus wie ein betrunkener Projektleiter.”

Der Tscheche ist Jiu-Jitsu-Meister, warum muss man denn da noch hier singen? “Vielleicht rechnet sich Jiu Jitsu nicht. Müssen wir mal Tino fragen.” – “Kannst du dir vorstellen, dass wir Tino zum ESC schicken? In dem Outfit?” – “Oh ja, das wird beinah so gut wie Tommy Neuwirth. Und dann kann er runterzählen.”

Griechenland, die Dame tritt in einem umgebauten Wettkampfschwimmanzug auf und ist ins lila Glitzerfässchen gefallen, aber ich bin grad ein bisschen neidisch, das ist so ein superfancy Kleidungsstück, in dem man aber bestimmt sogar Yoga machen kann. Oh, die Tänzer werden unsichtbar! “Aber das Lied… die kann gleich mit dem estnischen Typ abziehen.” – “Na prima, der Projektleiter schleppt die Praktikantin ab?”

Für Österreich: Kinder Bueno. Ach nee. “Ne Ballade!” – “Boah, das hammer jetzt gebraucht, ey.” Guter Zeitpunkt für ne Klopause, ich steige mitten im polnischen Beitrag wieder ein, Taschenlampen und Sonnenbrillen, böses 80s-Revival. “Er sieht aus wie Toni Kroos.” Findet auch Peter Urban, dann musses ja stimmen.

Königin Maxima hört gern Rock und Pop aus den 80ern. “Na da isse ja hier gut aufgehoben.” Wir sollen Bilder von unserem ESC teilen – “Soll ich ihnen n Screenshot von unserem Videocall schicken?”

“Oh, das Kleid von der Moldawin hatte am Dienstag noch eine von den Moderatorinnen an.” – “Das ist Recycling, super!” – “Aber bei der Moderatorin am Dienstag war das lang. Und das von der Griechin hatte keine Ärmel. Ist das Kleid von der Malteserin umgenäht worden?” – “Ob die die Halbfinale extra so auslosen, dass sich die Kleider nicht so oft doppeln?” – “Aber das Lied ist grottig, oder?” – “Ohne den Gesang würde’s glaub ich funktionieren.” – “Mein Fuß wippt auch schon.”

Island, “Achten Sie auf eine Weltneuheit, ein kreisrundes Keyboard in drei Teilen!” Ich hab schon letztes Jahr den Hype nicht ganz verstanden, ich versteh’s immer noch nicht, aber es wär ok, wenn sie trotzdem gewinnen. Das mit dem Keyboard ist ja schon witzig. “Aber das Lied ist langweilig!” – “Aber ich wüsste auch sonst noch nix, was ein Sieganwärter wäre.” – “Am ehesten noch der Österreicher vielleicht.” – “Der, bei dem ich aufm Klo war?” – “Genau.”

Achso, jetzt noch dreimal Haare aus Serbien. “Die sehen aus, als hätte man sie mit Marshmallows beworfen. Oder mit diesem Nachtisch aus zerbröseltem Baiser…” – Jetzt wollen wir alle Dessert aus Baiser und Himbeeren.

Der Georgier ist Architekt und Vater von drei Kindern – und da hat er noch Zeit für n ESC? Hm, das ist doch eigentlich ganz freundlich und unanstrengend… und da sind Glühwürmchen! Die da oben feststecken! Auf diesem großen, blauschwarzen Ding! Nur die Töne trifft er nicht so recht. “Wir müssten jetzt den Österreicher nochmal holen, dann kann er das Lied singen.” Das wär’s.

Albanien: “DIE HAMM ALLE DAS GLEICHE SCHEISS KLEID!!” – “Vielleicht war der Stoff im Sonderangebot?” – “Lass ma n Glitzerkleid machen, das hat bestimmt keiner.” Ok, es gibt bunten Nebel, sie singt in Landessprache, Sybille mag das Orientalische, sie hat auf Backgroundtänzer verzichtet, da ist doch viel schönes dabei?

Oh, die Portugiesen gibt’s nur in Schwarzweiß und 4:3. Das mag ich, das mögen wir alle, das ist mal ne hübsche Ballade.

Aus Bulgarien schon wieder ein minimalistisches Liedchen. “Ich muss an den letzten Harry-Potter-Film denken, wo er in diesem Wasser ist mit diesen Leichen…” – “Sie ist im Schlafanzug, oder? Sie hat 2020 durchgespielt.” – “Ich dachte ja eher an Häftling.” – “In jedem Fall trägt sie zuviel Schmuck.” Fazit: “Nett, aber nich so gut wie Portugal.”

So jetzt, Lärm mit Ansage, “Violent Pop” aus Finnland, ein Lied geschrieben in der Frustration der Pandemie. Ah, Linkin Park ist Violent Pop. “Ich find’s jetzt auch nicht per se schlecht.” – “Joa, is halt ne Linkin-Park-Coverband, kann man schon machen.”

So, Lettland. Was ist denn das? Supergrün. “Interessant.” Die Tänzerinnen stehen da nur so, erinnern bisschen an Stormtroopers. Aber es ist mal was anderes, ne? Der Schweizer hat klassischen Gesang studiert, weil Pop vielseitiger ist als Oper, Sybille zieht die Augenbraue sehr weit hoch. “Vielleicht hätten sie ihm das Glitzerkleid zulosen sollen?” – “Jetzt diss den doch mal nich, der kann singen.” – “Die Hose geht noch, die haste doch schon zu deiner Jugendweihe angehabt!” – “…die hat dein Vater schon zur Jugendweihe angehabt.” – “Aber er kann wirklich irre gut singen. Und die Show ist eigentlich so schlecht, dass es schon wieder niedlich ist.”

“Auch heute wird’s hintenraus besser, oder?” Auftritt Dänemark: “Ich nehm’s zurück.” Oh mein Gott, Modern Talking, ist das aber schlimm. “Es fällt mir schwer, das zuzugeben, aber Modern Talking hatten bessere Lieder als das.” Oh, wir leiden alle sehr. Ein Feinrippunterhemd! “Wenn der sich angezogen hätte wie der kleine Schweizer, wär das alles besser gewesen.” – “Wenn sie alles anders gemacht hätten, wär’s besser gewesen.” – “Aber es ist schon irgendwie lustig, das könnte ins Finale kommen.” – “Nee, es ist schon genug Lustiges im Finale, lass ma.”

Der Pausenact… “Oh, das ist was Homoerotisches.” – “Das weiß man doch jetzt noch gar nicht?” Ein Balletttänzer und der holländische Meister im BMX, das hat schon alles was, aber passt es zusammen? “Vielleicht haben sie sich einfach beide für den Job beworben und sie haben gesagt, ok ihr seid beide gut aber wir haben nur einen Slot, könnt ihr was zusammen machen?” Der Rock ist bisschen cool. Großes Kino.

Der kleine Schweizer ist großartig, er wächst uns jedesmal mehr ans Herz, wenn er im Bild ist. Hach.

Coming up Saturday: music binds us. One music to bind them all. Hm. Jetzt aber Ergebnisse: Albanien, Serbien, Bulgarien, Moldau, Portugal (yay!), Island (yay), San Marino (schräg!), Schweiz (yaay!), Griechenland, Finnland. Komisch, da waren nichtmal zehn gute Lieder dabei, und dann kommen nichtmal die weiter. Große Trauer um Lettland hier, der Blumentopfuntersetzer wär gut gekommen, aber Schweiz und Portugal weiter, wir sind zufrieden. Finale gibt’s dann irgendwann, vermutlich nicht am Samstag, das gibt mein Biorhythmus einfach nicht mehr her. Gutnacht.

Rose Tint My World

Ja, ich hab das Brafo-Blag jetzt ganz schön lange ignoriert. (Manu aber noch länger!) Indessen haben irgendwelche Leute den ESC gewonnen, an die ich mich nun schon gar nicht mehr erinnern kann (so ist das nämlich, wenn man nicht drüber bloggt!), der ESC ist wegen Pandemie ausgefallen und nun findet er in Rotterdam statt und ich kann mich wirklich nicht an irgendwelche singenden Niederländer erinnern und habe Zweifel, dass sich das alles im Laufe des Abends noch bessert; im Grunde hab ich Zweifel, dass ich bis zum Ende des Spektakels wach bleibe. Aber da das Blog all meinen Bemühungen, es heute noch zu zerschießen, standgehalten hat, wird heute Abend hier zumindest versucht, live zu bloggen, womit ich deutlich mehr Bildschirme/Fenster im Auge behalten muss, als ich kann, das wird ein Spaß. Je nachdem, wieviel Freude mir das bereitet, wird das am Donnerstag dann wiederholt oder auch nicht… Und die Limetten müssen weg!

So, 21 Uhr, ich sitze bereit, die Limettengetränke (Runde 1) sind auch bereit, die Reizüberflutung ist jetzt schon arg. Bestimmt ist das mal irgendwann wertvoll als Zeitzeugnis, also das heutige Setup sieht so aus: keine echten Menschen zum Betrinken da (leider hab ich das beim Limetteneinkauf nicht berücksichtigt), auf dem Laptop laufen parallel Blog und BBB mit den virtuellen Mitguckern, neben mir hört Justus aber demonstrativ noch nen anderen Podcast, weshalb ich Kopfhörer trage, und auf dem Zweitdisplay läuft die große Show. Das Licht! Das Publikum! The official Eurovision Dance Crew! Ich bin jetzt schon überfordert.

Das Motto ist übrigens “Open Up”, das ist ja auch so bisschen… interessant grad. Ah, und es gibt eine neue App, mit der man nicht nur abstimmen kann, sondern auch virtuellen Beifall für die halbleere Arena in Rotterdam senden kann, der dann eingespielt wird. Spannend.

Litauen fängt an – “Ist das schon das erste Lied?” Der hat doch letztes Jahr schon gesungen? Eigentlich erfreulich dämlich. Aber ich bin noch zu nüchtern und ohne Menschen isses auch bisschen doof, die virtuellen Menschen singen nämlich grad noch selber als Warmup, bestimmt sind die nachher besser gelaunt als ich. Will ich hoffen!

Slowenien bringt die erste Powerballade im weißen Flatterkleidungsstück. Sehr egal, Justus analysiert das mit der Treffsicherheit des Außenstehenden: “Klingt doch alles gleich, könnte auch aus den 90ern kommen.”

Die Sängerin aus Russland bietet uns Show, sie rollt in einem Riesenkleid auf die Bühne und steigt dann mittels Türchen daraus aus und der Rum kickt, das gefällt mir gut. Beim vierten Lied, von Schweden, kommen dann auch endlich Sybille und Caro dazu, yaaay, Leute zum besaufen! Den glitzernden Schweden hab ich dabei eher verpasst, klang bisschen nach Ralph Siegel.

Die Dame aus Australien trägt einen Schrumpfschlauch. Die anderen sind sehr unbegeistert, die sind noch gar nicht in Stimmung! Und dann die technischen Probleme weil Videostream und Videocall im gleichen Gerät, Rückkopplung gegen das ans Herz gehende Liedchen aus Mazedonien. Bis zum fünfzehnten Teilnehmer haben wir dann bestimmt alle Kopfhörer gefunden, oder sind betrunken, oder beides, oder uns ist alles egal.

Ich glaub, die anderen gucken das grad zum ersten Mal. Ja, das ist bunt, das muss so? Und wir sehen asynchrone Bilder, weil Caro Fernsehen guckt und wir anderen Stream, ach, es ist kompliziert. Jetzt darf jedenfalls mal die Irin singen. Jo. Das Outfit wird diskutiert und die ganz witzige Bilderbühnenshow wird komplett ignoriert.

Von der Griechin, die in einen Bottich mit Strasssteinchen gefallen ist, ist Sybille sehr begeistert: “Die hat ein geiles Outfit und sie kann tanzen!” – “NEIN!” … “So musst du auch erstmal trotzdem noch singen können!” – “Ich sag dir wie’s ist: das ist Playback.” – “Nee dürfen die doch nicht, war da nicht vor paar Jahren dieser Skandal mit Madonna?” Ich kann den anderen alle Details verraten, ich bin der Vollprofi. Warum werden solche Fähigkeiten nicht in Berufseignungstests gefragt?

Norwegen: “Oh Gott, er ist bekettet! Und beflügelt! Und bestrasst! Und mit Stirnband, wo fängste da an?” Outfitlotterie, sagt Sybille, Outfitkaraoke, sagt Caro. Das Lied dazu ist leider bestürzend egal. “Er erinnert mich bisschen an Guildo Horn.” – “Nee, Guildo Horn hab ich vorhin im Warmup gesehen, Guildo Horn war besser.”

Auch die Kroatin ist ins Glitzerfässchen gefallen und bringt die obligatorischen vier Backgroundtänzer mit. Vielleicht ist das ne Pandemiemaßnahme, dass alle nur die gleichen vier Tänzer (sorgfältig quarantänisiert) nutzen dürfen? Torsten meint, sie hat ne Helmfrisur. Was meint Reinhard dazu? Justus rührt Limettengetränk2 an.

Die Belgierin sieht aus wie Kate Blanchett und ihr Glitzerfässchen war immerhin schwarz. Und ein Klavier auf der Bühne, brennt das noch? “Die Band gibt’s schon seit 25 Jahren.” – “Ja, so klingen sie auch, als hätten sie vor 25 Jahren ihren Hit gehabt.”

Die Sängerin aus Israel hat mal keine Helmfrisur. “Sehr fantasievoll”, hätte Tante Roswitha dazu gesagt. Sie hat einen Backgroundtänzer zusätzlich gekriegt, wie hat sie das gemacht? Oh, und wo ist das Kleid denn jetzt hin?

Mans Zelmerlöw ist mal kurz zu sehen, ich kann noch mehr Fachwissen von mir geben. Caro wird jahrelang von schwedischen Beiträgen heimgesucht, und besonders von Robin Bengtsson, den ihr Torsten quasi in Rickrolling-Style hinterherträgt. Wir sind schwer beeindruckt und amüsiert. Achso, und Rumänien, großes Drama mit fünf Tänzern, eventuell bleibt heute überhaupt kein Lied hängen bei mir.

Immerhin die Show vielleicht: Mata Hari für Aserbaidschan, “Sie hat jetzt schon so wenig an, da geht wohl eher kein Kleidertrick.” – “Vielleicht zieht sie sich was über?” – “Das wär ja mal n Kniff!” … “Die Kostüme müssen so übel kratzen.” – “Ob die eine Tänzerin sich komisch vorkommt, wenn bei ihrem Kostüm als einzigem ein Bein fehlt?” – “Aber in dem Kostüm mit diesen Spitzen-Radhosen käm ich mir ja auch komisch vor.”

Die Ukraine, das war ja eins der wenigen Lieder, die ich in der Vorschau ausgehalten hab. Das Video hat mir sehr gut gefallen, das war so Mad Max auf der Krim, aber ob es auf der Bühne funktioniert, man weiß es nich: “Das is’n bisschen wie so Volkslied auf Ecstasy.” – “Joa, das wurde ja so angekündigt.” – “Sie muss sich schon extrem bemühen, nicht mitzutanzen, oder?”

Die Malteserin erregt Sybilles Missfallen: “Die hat aber ein SEHR knappes Kleidchen an!” – “Die hat exakt das gleiche an, was die Griechin anhatte, die du so gut gefunden hast, nur mehr davon!” Und sie kann singen. “Insgesamt finde ich, dass die Beiträge nach hinten zu besser werden.” – “Oder wir werden betrunkener.”

Fertig, es folgen Schnelldurchläufe und Abstimmungen. Je öfter ich Litauen seh, desto spaßiger find ich das. “Slowenien klingt ja sehr… bombastisch. Aber die gewinnen schon die Tour de France, die müssen nicht auch noch den ESC gewinnen.” Oh, und jetzt hängt der Stream, wie schön. “Sagt ihr uns dann einfach, wie’s ausgeht?” Ah ok, woanders gibt’s doch noch n laufenden Stream, können wir doch noch das Pausenprogramm sehen.

So, fertig, keine Tipps abgegeben, und weiter sind: Norwegen, Israel, Russland (superlustig, wie wir mit unseren zeitversetzten Streams alle in unterschiedlichen Momenten “Och ja!” sagen), Aserbaidschan, Malta, Litauen, Zypern, Schweden, Belgien, Ukraine. Wunderbar, alles wichtige dabei, Peter Urbans Lieblingsfarben (schwarz und schwarz?) sind weiter, gutnacht.